Montag, 22. Juli 2013

Sommerloch

Klar, eigentlich will ich ja, dass die ganze Welt meine Einträge liest. Doch frage ich mich ehrlich, wer bei diesem Wetter tatsächlich Zeit hat, das hier zu lesen. Inständig hoffe ich, dass alle draußen sind, ein kühles Bier in der Hand halten oder ein anderes kaltes Getränk und die nackten Füße in die Sonne strecken. Dass gerade die meisten dies tun, sei es hier in Deutschland oder Spanien, oder in der Karibik oder in Wasweißich, sehe ich an meinen Besucherzahlen.
 
Aber auch ich mach derzeit lieber andere Dinge, als vorm Rechner sitzen und Einträge schreiben. Da ich jetzt aber ein paar Minuten Zeit habe, zwischen Schwimmen gehen und Bierchen trinken, sende ich euch ein paar wunderschöne Grüße und ein: Geht vor die Tür, ihr weißgesichtigen Menschen und lasst euch die Sonne auf den Pelz scheinen. Und falls du schon knackig braun bis knackig schwarz sein solltest - leg dich trotzdem nach draußen. Genießt den Sommer, meine Kartoffel tut es auch:
 
 
 


Mittwoch, 17. Juli 2013

Malala - du hast meinen Respekt

Malala Yousafzi: Bloggerin, Aktivisten und Überlebende eines Taliban-Anschlags - mit 15 Jahren. Du willst lernen, dein Leben selbst bestimmen und dir nichts von irgendwelchen Extremisten vorschreiben lassen, du willst dein gutes Recht einfordern. Und dabei bist du viel mutiger als manch Erwachsener, als manch Einflussreichere, als mancher, der dir eigentlich ein freies Leben ermöglichen sollte.

Du warst erst elf Jahre, als du mit dem Bloggen anfingst, als du darüber schriebst, wie die Taliban mit Gewalt das Volk terrorisierte und den Mädchen den Zugang zur Bildung verwerte. Du gegen eine Terror-Organisation. Du alleine, ohne Bodyguards, ohne Navy Seals, ohne eine eigene Armee, die du vor dich stellen kannst. Ich hab mit elf darauf gehofft, dass sich ein Erwachsener beim Bäcker vordrängelt, damit ich sagen kann: "Ich bin dran." Yeah! Aber hätte ich mich getraut, wenn ich gewusst hätte, dass der Vordrängelnde ein Terrorist ist? 

Und dann - natürlich - verübt jemand einen Anschlag. Ja, wie böse - was verlangst du auch Bildung für Mädchen. Was wenn die nachher alle selbstständig sind, nicht darauf angewiesen sind, sich von den Männern durchs Leben führen zu lassen, weil sie nicht mal lesen und schreiben können? Würden sie dann vielleicht woanders hinwollen? Würden auch sie ihr Recht einfordern? Wären sie dann alle wie du? Das können diese verängstigten Terroristen nicht zulassen. Darum - peng, peng. Weg mit Malala.

Und du? Du stehst auf, wirst gesund, stehst einfach auf und machst weiter. Mit jetzt 16 Jahren stehst du vor den Vereinten Nationen, stehst vorm Generalsekretär Ban Ki-Moon, den anderen Mitgliedern der UNO und machst da weiter, wo du aufgehört hast. Scheiß auf die zwei Kugeln, die sie dir entfernen mussten. Scheiß darauf, dass sie dich zum Schweigen bringen wollten. Freu dich, dass sie deine Stimme noch lauter gemacht haben. Zeig ihnen, dass du keine Angst hast, für das zu kämpfen, was dir zusteht.

Und ich? Ich fühle mich als Rocker, weil ich meine Wäsche wasche - nach zehn Uhr, mit extra Schleudergang. Keine Ahnung, ob ich so mutig wäre, ob ich der Terror-Organisation die Stirn bieten könnte, mit so jungen Jahren. Scheiße, ich weiß nicht mal, ob ich mich jetzt gegen einen Terroristen auflehnen würde, falls sie mein Flugzeug kapern sollten. Reden kann jeder, handeln ist schwerer. Malala - du hast meinen Respekt. Ich würde dir den Friedensnobelpreis geben.

Freitag, 12. Juli 2013

Altona - darum liebe ich dich!

Ich schaue aus meinem Fenster in Hamburg Altona. Ah ja, mein Nachbar auf seinem Fahrrad. Naja...Fahrrad ist für sein Vehikel eigentlich der falsche Begriff. Eigentlich fährt er ein Chopper-Bike. Wenn man ihn so rumfahren sieht, mit seiner extrem kurzen Jeansshorts, seiner Leder-Jeans-Weste und den Biker-Boots, hat man tatsächlich das Gefühl, er düst auf seinem Motorrad durch die Gegend. Aber er fährt nur die umweltfreundlichere Variante, ohne Abgase, ohne Lärm. Ein Typ, ein Outfit, ein Bike - womöglich sieht sein Kleiderschrank aus wie der von Homer Simpson. Die gleiche Hose und die gleiche Weste für jeden Tag. Nur das Homer dieses Outfit auch im Winter tragen kann.

Aber das ist nur einer meiner Nachbarn, wobei ich das Wort Nachbar etwas ausweite. So zählt für mich der kleine Frischemarkt, gegenüber auf der anderen Straßenseite, auch zu meiner Nachbarschaft. Hier kann ich schon zum Einkaufen mein Vitamalz trinken und muss nicht warten, bis ich bezahlt habe. Ich kann meine Pakete abholen, die mir die Post nicht gebracht hat und mich beschweren, wenn keine frische Milch da ist. Was natürlich nichts ändert, aber man braucht nicht erst den Chef rufen, der ist ja schon da. Auch Benny, der um die Ecke vom Frischemarkt wohnt, mein Nachbar mit fusseligem, blondiertem Haar. Bei schönem Wetter schaut er aus seinem Küchenfenster, Ellenbogen auf sein Kissen gestützt. Dann schenkt er mir schon mal einen Fahrradschlauch, weil ich einen Platten habe. Und wenn er dann doch draußen vorm kleinen Kiosk gegenüber sitzt, wird freundlich gegrüßt.

Aber meine Nachbarschaft geht noch weiter, bis zum Bahnhof Altona, bis in die kleinen Einbahnstraßen von Ottensen, die noch jeden Autofahrer wahnsinnig gemacht haben, wenn man einmal falsch abgebogen ist. Dann heißt es, einmal durch das Labyrinth durch und dann von vorne anfangen. Hier gibt es den Alma-Wartenberg-Platz, den wir unter Freunden nur Pennerplatz nennen. Denn hier sind nicht nur mehrere Bars und Restaurants angesiedelt, auch die heimatlosen Gesellen tummeln sich auf den Steinbänken. Und dazwischen sitzen immer auch ein paar junge Leute, oder auch wir, trinken ein Bierchen und genießen das Viertel. Denn hier gibt es immer was zu gucken. Der Mix aus Migranten, Veganern, Biertrinkern, Eltern, Kindern, Spießern, Alternativen, Skurrilen, eigene Persönlichkeiten, Individualisten, Expressionisten und Exzentrikern schafft eine Atmosphäre in der man sich fühlt, als ob man hier hin gehört, denn irgendwie passt hier fast jeder hin. Du musst hier nicht reich sein, oder besonders schön, nicht besonders eloquent oder belesen. Du musst nur du selber sein. Hier ist jeder willkommen - außer Nazis, die nicht.

PS: Und wer sich entspannen will, setzt sich an unseren Elbstrand. Besser geht nicht.


Samstag, 6. Juli 2013

Hallo NSA!

Ich dachte mir, wie bekomme ich mehr Seitenaufrufe für meinen Blog, wie bekomme ich etwas mehr Aufmerksamkeit? Tja, da zerbreche ich mir tagelang den Kopf darüber, dabei ist die Lösung so einfach. Die zündende Idee hatte ich nach den Berichten über die NSA-Abhör-Affäre - einfach ein paar Keywords in meinen Posts platzieren und schon steh ich auf dem Radar internationaler Geheimdienste. Somit hab ich ein paar immer wiederkehrende Leser. Ist das nicht ein Bombenplan!?

Da stellt sich natürlich die Frage, ob ich diese Art von Aufmerksamkeit will. Müsste ich dann in Zukunft vorsichtig sein, was ich hier schreibe? Es könnte ja sein, dass ich demnächst Urlaub in Afghanistan machen möchte und hier dann einen Artikel dazu schreibe. Vielleicht entdecke ich auf der Reise eines dieser Terror-Ausbildungscamps, bekomme eine Kalaschnikow in die Hand gedrückt und muss mitmachen. Dann ist auch schon September, der 11. Es könnte sein, dass dies rein zufällig ein wunderschöner Tag für mich ist - jetzt im Jahre 2013. Und was, wenn ich an diesem Tag einfach nur der vielen Opfer gedenken möchte? Vielleicht schreibe ich ja auch, dass der 11. September wohl einer der wenigen Tage war, an dem wirklich die ganze Welt vorm Fernseher saß und alle eine Nachricht verfolgten, so wie es die Menschen in fast allen US-Action-Katastrophenfilmen tun. Denn an diesem September traf es die USA selber und nicht den Irak oder ein anderes Land mit großem Öl-Vorkommen.

Darf ich dann weiterhin solche Gedanken schreiben, ohne Angst haben zu müssen, dass ich in Handschellen abgeführt werde? Werden meine Posts dann solange fehlinterpretiert, bis ich in Guantánamo lande? Vielleicht habe ich auch schon zu viele Agenten-Geschichten erzählt, zu viele heimliche Codewörter angegeben. Neuerdings habe ich nämlich viele Klicks aus Russland, von mir unbekannten, dubiosen Seiten - sind das wirklich nur "harmlose" fishing-Links? Vielleicht hätte ich doch nicht behaupten sollen: Ich bin Batman.

Falls Ihr schon da seid, liebe NSA: Hallo, willkommen auf meinem Blog. Man sieht sich vielleicht mal.

Montag, 1. Juli 2013

Ich kann das nicht!

Ich kann mich nicht mit dir treffen. Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich kann meinen Job nicht kündigen. Ich kann nicht mit so wenig Geld glücklich sein. Ich kann nicht meine Koffer packen und einfach in die Pampa ziehen. Ich kann nicht das tun, was ich eigentlich wirklich will. Ehrlich, bei solchen Sätzen kommt mir jedes Mal das Kotzen. Warum nicht?
 
Im Grunde heißt es doch nichts anderes als: Ich will nicht. Denn wenn du wollen würdest, dann würdest du auch machen. Ich kann nicht, weil ich eine Freundin habe, weil ich sie nicht verlassen kann, weil ich meinen Lebensstandard nicht aufgeben will, weil ich zu bequem bin, mein bisheriges Leben tatsächlich aufzugeben, weil mir der Mut fehlt, dass anzugehen, von dem ich bisher nur geträumt habe, weil ich Angst habe, dass es am Ende gar nicht so toll ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ja, aus einem "Ich kann nicht" ist es schwer ein "Ich kann" zu machen. Die innere Stimme muss überwunden werden, die Ängste die man hat, angegangen. Es muss einem klar sein, dass man auf die Schnauze fallen kann, dass es verdammt wehtun kann, dass die Erkenntnis sehr ernüchternd und unschön ist. 
 
Doch am Ende weiß man Bescheid. Man weiß was aus dir und mir geworden wäre, wenn wir getan hätten was du und ich gewollt hätten. Man weiß ob man wirklich nicht mit so wenig Geld leben könnte. Und man weiß wie es sich anfühlt, sein Leben zu leben, seinen Träumen nachzugehen. Und ist dies nicht viel besser, als sich ewig Fragen zu müssen: Was wäre gewesen wenn? Ungewissheit ist ein riesen Arschloch, das einem das ganze Leben versauen kann. Das ein immer tieferes Loch in unsere Gehirne frisst, bis nur noch eine große Leere übrigbleibt. Wie wäre es dann also mal lieber mit einem: Okay, ich kann das. Ich habe heute Zeit für dich. Wäre das nicht schön?