Dienstag, 31. Dezember 2013

Gute Vorsätze - für 'n Arsch

Weihnachten ist vorbei, die Bäuche sind noch prall gefüllt und schon steht die nächste Feierei an. Das Jahr geht zu Ende, der Kalender fängt von vorne an - nur die Jahreszahl ist eine neue. Viele werden panisch: "Oh Gott, was habe ich dieses Jahr geschafft? Das mache ich nächstes Jahr besser." Dann wird versprochen, dass man mehr Sport macht, gesünder ist, weniger trinkt, weniger raucht, dem Chef die Meinung geigt, sich dann einen neuen Job sucht und sowieso wird das ganze Leben neu umgekrempelt.

Warum nimmt man sich das nur an Silvester vor? Ist es das Gefühl, dieses Jahr doch noch etwas gerissen zu haben? Oder ist es das Gefühl, dass etwas altes zu Ende geht und etwas Neues anfängt - quasi Endzeitstimmung? Dabei fängt ständig eine neue Zeit an. Jeden Tag wenn die Sonne aufgeht, jede Stunde, wenn der kleine Zeiger sich eine Zahl weiter bewegt. Jede Minute, wenn der große Zeiger einmal rum ist. Wer wirklich will, kann sich alle zehn Minuten etwas vornehmen. Etwa kann man sich beim Drücken der Schlummertaste sagen: "So, jetzt nehm ich mir aber wirklich vor, beim nächsten Klingeln aufzustehen." Geht doch auch. Einen Vorsatz fassen an Silvester, ist wie an Valentinstag wie alle anderen Blumen und Pralinen für seine/seinen Liebsten kaufen zu gehen - für 'n Arsch.

Silvester ist auch nur ein Datum, ein von uns Menschen gemachtes. Wir haben den Tagen Namen gegeben, der Zeit eine Ablesehilfe, von der wir uns verrückt machen lassen. Wir haben die Zyklen erkannt und sie benannt. Wir treffen uns nicht mehr in zwei Monden, sondern in zwei Monaten. Im Grunde geht doch nur ein Jahr zu Ende, damit wir nicht bis unendlich zählen müssen. Wir haben heute Tag 735110 Kalenderwoche 105015 seit der ersten Zählung der Tage - sehr grob gesagt. Und dann könnte man nicht jedes Jahr Silvester feiern, oder sich zur Geburt des Heilands beschenken. Man könnte sogar nicht seinen eigenen Geburtstag feiern. Hmm...bzw, vielleicht müssten man sich selber ausrechnen, wann man wieder Geburtstag hat. Es würde aber definitiv keinen Freitag den 13. mehr geben und man müsste lange warten, um das perfekte Schnapszahl-Heiratsdatum zu erwischen. 

Wie man es nimmt, nur weil Silvester ist, muss man nicht Dinge versprechen, die man gar nicht einhalten will. Was ich mir aber vornehmen sollte wäre, dass ich mich einfach mal rechtzeitig auf den Weg zu einer Verabredung machen und nicht zehn Minuten vor Abfahrt noch ungeduscht und nackt vorm Rechner sitzen sollte - in diesem Sinne: Guten Rutsch ins neue Jahr, man sieht sich.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Gedankenaufschreibgerät

Früher habe ich mir immer so ein Gerät gewünscht, dass einfach meine Gedanken aufschreibt. Ach was rede ich da...sowas will ich immer noch. Ich bin nämlich manchmal schrecklich schreibfaul oder ich will meine Hände gerade für etwas anderes benutzen - ich meine jetzt Essen oder Super Mario spielen. Aber so ein Gerät, dem ich meine Gedanken schicken kann und es macht dann *tipp*tipp*tipp*, das wäre so super.

Jetzt zum Beispiel, eigentlich habe ich Hunger, aber gleichzeitig möchte ich auch gerade aufschreiben, was ich aufschreibe, aber das geht nicht, weil ich nicht gleichzeitig tippen und knuspern kann. Und wenn ich aufgeknuspert habe, dann ist mein Gedanke vielleicht weg oder schon verdaut, so dass ich ihn gar nicht mehr aufschreiben mag - rede ich murks? 

Und falls ihr denkt, dann nimm doch ein Diktiergerät, ne, manchmal habe ich auch keine Lust zu reden. Meine besten Gedanken habe ich meist an zwei Orten, auf der Toilette (und hier bin ich wirklich nicht in Plauderstimmung) und in meinem Bett kurz vorm Aufstehen, im Halbschlaf. Immer dann, wenn ich mit einem Bein noch in meiner Traumwelt hänge. Ich formuliere Texte oder Geschichten, die hier leider nie ankommen. Dann müsste ich ja aufstehen, meinen Rechner anmachen, ein Dokument öffnen und dann auch noch schreiben. Dann bin ich ja wach und die Stimmung ist vorbei. Ich könnte auch mein intelligentes Handy nehmen und dort ein wenig rumtippen, aber selbst das wäre mir zu anstrengend. 

Außerdem klingen manche Gedanken komisch, wenn man sie ausspricht, besonders wenn sie noch nicht richtig ausformuliert sind. Im Kopf lässt sich da viel besser rumschrauben. Die These steht in der Mitte und es werden hier und da ein paar Wörter ausgetauscht, ein Satz weggestrichen oder hinzugefügt, wenn ich das alles aussprechen würde, was ich denke, würde ich den ganzen Tag nicht aus dem Bett kommen. Deshalb formuliere ich im Gedanken Bücher, nehme mir vor, das gleich alles aufzuschreiben. Und wenn ich dann aufstehe, lasse ich meine Gedanken liegen, nehme sie doch nicht mit. Die sind dann empört und verkriechen sich unter der Decke.

Was sich da für Geschichten in meinem Bett rumtreiben - mindestens genauso viele, wie es Milben in meiner Matratze gibt, wobei die Geschichten spannender sind. Vielleicht liege ich ja auch deshalb so gerne in meinem Bett - nicht wegen der Milben - weil überall so viele gute Ideen rumliegen, die weitergedacht werden oder verändert oder doch verworfen werden könnten. Und weil ich es dann dabei so kuschelig warm habe, eventuell. In diesen Momenten, wäre ein Gedankenaufschreibgerät echt praktisch.

Montag, 9. Dezember 2013

Hilfe, Polizei!

Vor sechs Tagen lebte ich noch in der Großstadtanonymität. Vor sechs Tagen wusste ich von meinen Nachbarn noch kaum bis gar nichts. Vor sechs Tagen wusste ich, dass mein Nachbar gegenüber Alkoholiker ist, dass der neben mir gerne Freunde zu Besuch hat und Nachts stöhnt. Ich wusste, dass sich das Paar unter mir sehr häufig streitet, das dort mal ein Kind war. Ich wusste, aus welcher Wohnung der Geruch von Gras kommt, wo der Inder wohnt, der mich zum Wein eingeladen hat. Ich kannte keine Vornamen, wusste nicht wie es in den Wohnungen aussieht oder was meine Nachbarn so machen. Bis vor sechs Tagen, die Frau unter mir nach Hilfe rief. 

Das Paar streitet sich wieder, sehr heftig. Er steht im Hausflur, vor der Tür und tritt dagegen, so heftig, dass meine Tür wackelt. Und dann höre ich es splittern und die rufe der Frau: "Hilfe, hilfe Polizei." Ich telefoniere zum dritten Mal an diesem Tag mit der Polizei, die zum Glück noch vor Ort ist. Dem Lärm im Treppenhaus zufolge ist er abgehauen und eine Nachbarin ist bei ihr. Ich geh auch raus, rufe für sie einen Tischler an, weil ihr Typ ihr Handy kaputt gemacht hat. Dann geh ich zurück in meine Wohnung. Zwanzig Minuten später klingelt die Geschlagene an meiner Tür. Sie würde gerne den Tischler nochmal anrufen und O2, damit wenigstens ihr Festnetz funktioniert. Hätte ich es doch gelassen, hätte ich doch gesagt, dass sie zur Telefonzelle gehen soll, die genau gegenüber steht.

Seit sechs Tagen klingelt sie nun bei mir, bis zu fünfmal täglich. Sie will telefonieren, mit O2, dem Tischler oder ihrer Betreuerin, der sie sagt, dass sie eine Anzeige gegen ihre Mutter machen soll, weil ihr Bruder ihre kleine Tochter sexuell missbraucht. Wenn das stimmt, warum geht sie nicht direkt zur Polizei?! Sie stresst mich. Sie stört mich beim Schreiben, stört mich, wenn ich morgens zur Arbeit gehen will, klingelt wenn ich gerade mal zehn Minuten zu Hause bin. Sie klingelt um neun Uhr morgens und um zehn Uhr abends. Und wenn ich ihr sage, dass ich jetzt meine Ruhe haben will, dass es nach zehn ist, dann ist sie auch noch sauer.

Ich will das alles nicht mehr wissen. Ich will auch nicht mehr wissen, wie es bei meinen Nachbarn aussieht, ich will auch nicht wissen, das angeblich mein Alkoholikernachbar, mit der Frau gepimpert hat, die seit Tagen meine Wohnung verseucht mit ihren Problemen, dass sie angeblich mehrere Monate in der Geschlossenen war. Ich will auch nicht mehr wissen, dass meine andere Nachbarin beobachtet hat, wie sich die angeblich Geschlagene selber verletzt hat, wie sie bei einem Streit auf dem Hausflur ihren Kopf in die Hand genommen hat und ihn selbst gegen die Wand gehauen hat, um es ihm in die Schuhe zu schieben. Ihr verkorkstes Leben dringt in meins, die gemütliche Atmosphäre ist voll mit ihrem Stress.

Ich habe Angst, wenn ich höre wie ihre Tür aufgeht, habe Angst wenn ich nachhause komme, dass sie mich dabei hört und sie fünf Minuten später bei mir klingelt. Ich kann mich nicht entspannen, in meiner eigenen Wohnung. Ich will meine Ruhe zurück, meinen Rückzugsort, meine Anonymität.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Mein Buch-Projekt

Ich habe vor ein Buch zu schreiben. Keinen Roman, dass wäre ja zu einfach. Vielmehr möchte ich zwei bis drei Monate durch Südamerika reisen, mich nicht nur mit vielen Menschen unterhalten, sondern mich auch mit ihnen prügeln - im Boxclub versteht sich. Dort wird meine Reise auch beginnen, in einem Amateurboxclub in Quito, Ecuador. 

Ich werde mit den Sportlern die Handschuhe kreuzen und diese führen mich dann zu ihnen nach Hause, zu ihren Bekannten, Verwandten, Freunden, Drogendealern oder Feinden. Diese wiederum werden mich zu ihren Bekannten, Verwandten, Freunden, Drogendealern oder Feinden leiten - so wandere ich nicht von Ort zu Ort, sondern von Mensch zu Mensch. Und als Zwischenstation gibt es stets einen Boxclub, oder auch mal einen Untergrund-Fightclub in dem sich Bananenpflücker ein paar heftige Bare-Knuckle-Fights liefern. Mit meiner Fotokamera werde ich möglichst viele Bilder schießen, von den Menschen mit denen ich spreche, den Häusern in denen sie leben, den Veranstaltungen, die sie besuchen und natürlich den Boxclubs, in denen sie schwitzen. Einige der Fotos werden im Buch erscheinen. Alle Bilder wird es exklusiv in einem privaten Fotoblog geben.

Für dieses Projekt benötige ich natürlich finanzielle Hilfe - deine Hilfe, weil ich die Kosten alleine nicht stemmen kann. Im Gegenzug bekommt jeder meiner Unterstützer etwas von mir zurück. Zum Beispiel einen Zugang zum exklusiven Fotoblog, eine Einwegkamera mit Fotos, die ich während der Reise nur für ihn gemacht habe und mein Buch gibt es am Ende dann natürlich auch.

Schaut euch doch einfach mal, auf dieser Seite um. Dort findest du mehr Infos zu meinem Projekt und den jeweiligen Prämien: https://krautreporter.de/boxclub


Ich danke dir, für deine Unterstützung.
PS: Du hilfst mir auch schon, wenn du mein Vorhaben weiterleitest und davon erzählst.



Crowdfunding - Eine Reise durch Südamerika von Mensch zu Mensch from Elena Ochoa on Vimeo.