Mittwoch, 11. Juni 2014

How to make me fall in love

Die Liebe gehört zu den natürlichsten Dingen des menschlichen Daseins. Wir verlieben uns, bekommen Kinder und sichern somit unsere Existenz - gut man kann sich auch ohne Liebe Fortpflanzen, aber dennoch sind alle auf der Suche nach der Liebe. Und hier fängt die Natürlichkeit an kompliziert zu werden. Es gibt nicht nur unglaublich viele verschieden Arten von Liebe, die Liebe für meine Familie, meine Freunde, für meine zwei neuen Paar Schuhe, die ich mir gestern gekauft habe. Selbst innerhalb einer Familie etwa sind die Arten der Liebe verschieden. Meine Schwester liebe ich anders, als meinen Neffen und meinte Nichte. Und trotzdem würde ich versuchen eine Kugel für sie alle einzufangen, wenn ich sie damit beschützen könnte.

Und neben den unterschiedlichen Arten auf die man lieben kann, gibt es noch die unterschiedlichsten Arten wie man selber geliebt werden kann. Und das ist nicht immer dieselbe Art, der eine liebt mehr, der andere weniger, der andere gar nicht zurück. Der eine drückt seine Liebe durch Taten aus, der andere braucht es aber in Worten. Und so lieben sie aneinander vorbei. 

Auch wenn wir Menschen versuchen möglichst alles zu kontrollieren, die Liebe haben wir am wenigsten im Griff. Sie tut was sie will ohne Rücksicht darauf, ob der andere vergeben ist, ein Arschloch oder vielleicht sogar schwul. Die partnerschaftliche Liebe ist die meist gesuchte Liebe - nach der elterlichen. Sie kann zu so vielen Missverständnissen führen, großen Unsicherheiten und Chaos. Und man kann keinen zwingen, überreden oder dazu bringen einen zu lieben, wenn die andere Person es selber nicht will. Auch mich nicht. Dafür gibt es aber ein paar Dinge, die mich mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu bringen könnten, mich in dich zu verlieben.

Wenn ich merke, dass du mir wirklich zuhörst und dir merkst, was mir wichtig war, wird mich das überraschen. Das zeigt mir, dass du dich für mich interessierst und zwar nicht nur, weil du mit mir ins Bett möchtest. Genauso verhält es sich, wenn du dich bei mir meldest, ohne dass wir verabredet sind oder du auf meine Nachricht antwortest. Du möchtest einfach nur wissen, wie es mir geht und wann wir uns wieder sehen. Dass du mich eventuell bei Facebook stalkst, davon habe ich nichts. Außerdem wirst du dort nicht finden, wie es mir wirklich geht und was ich wirklich gerade mache - das kann nur ich dir sagen. Dafür kannst du mir ab und zu ein Kompliment machen, aber bitte nur ehrlich gemeinte und wenn du zu viele machst werde ich skeptisch.  

Was aber sehr gut ankommt, ist wenn du mich von hinten in den Arm nimmst - da stehe ich total drauf. Und dazu ein Küsschen in den Nacken und es kribbelt bei mir. Mein Rücken ist ohnehin eine empfindliche Stelle, streicheln geht immer. Das ist nämlich meine Schwachstelle, ich kann dort nicht sehen, was passiert und wer oder was sich nähert. Wer kann das schon? Aber stärk mir den Rücken und ich stärker dir deinen. Und wenn du mich dann noch etwas beschützt, werde ich dir dankbar sein. Ich bin zwar eine unabhängige Frau, die gut auf sich selbst aufpassen kann, aber ab und zu eine Pause machen zu können ist Gold wert. 

Es gibt aber drei Dinge, die mich bei einem Mann begeistern. Wer diese Eigenschaften besitzt, hat bei mir sehr gute Karten als potenzieller Partner an meiner Seite: Humor, Intelligenz und Fantasie! Bring mich zum Lachen, sei sarkastisch und ironisch, beflügle meine Fantasie, steige bei meinem Blödsinn ein, rege meinen Geist an, scheue dich nicht, dich auch mal für mich zum Horst zu machen und ich kann einfach nicht anders, als dich toll zu finden. Ich brauche einen Spielkameraden und ich spiele gerne mit Köpfchen - folge mir und ich zeige dir vielleicht den Weg in mein Bett und in mein Herz. 

Dienstag, 13. Mai 2014

Generation Y

Ich gehöre zur Generation Y, geboren 1981. Wir sind Revolutionäre, Freiheitskämpfer, Sinnsucher und Glücksritter. Ich weiß, die Alten sagen wir sind faul, weil wir Auszeiten nehmen. Wir seien nur auf Work-Life-Balance fixiert und möchten pünktlich in den Feierabend gehen. Wir seien verweichlicht und scheuen harte Arbeit, weil wir keine 60h-Woche wollen. 

Verweichlicht wären wir aber, wenn wir kein Blut mehr sehen könnten und keine kranke Menschen mehr operieren würden, wenn uns der Presslufthammer zu schwer wäre, um eine Straße zu bauen oder wenn wir die Gesetze nicht in Frage stellen würden, weil uns dass zu viel Arbeit wäre. Wenn wir pünktlich Feierabend machen, wissen wir aber, dass nur ein ausgeruhter Geist produktiv sein kann und Freunde zu treffen uns weniger einsam macht. Wir wissen, dass ein Sabbatical unseren Horizont erweitert, die Kreativität fördert. 

Dem Bauarbeiter mag‘s in Hamburg öde sein. In einem Dorf in Nicaragua aber erfüllt ihn das Dröhnen seines Hammers mit Freude, denn hier baut er einen Brunnen. Er ist ein Sinnsucher. Der Arzt in Teilzeit hat den Kopf frei und Zeit aus seinem Krankenhaus zu schauen. Er kann Reisen, neue Methoden erforschen, alternative Heilmethoden entdecken. Er kann ein Pionier sein, ein Revolutionär. Der beschäftigte in Teilzeit, hat nicht nur Zeit für sich, sondern auch für andere. Er hat Zeit sich zu fragen, was die Politiker fabrizieren, ob sie nicht unsere Rechte unterdrücken. Er kann Plakate schreiben, Demos organisieren. Er ist ein Freiheitskämpfer. 

Wir alle sind Glücksritter und kämpfen für ein erfülltes Leben, indem nicht der Beruf unsere Zeit bestimmt. Wir sind nicht weich. Wir kämpfen für unser Wohlbefinden, für Sonne im Herzen, denn wie stand schon in unseren Poesiealben: Nur wer Sonne hat, der kann auch Sonne geben.

Mittwoch, 2. April 2014

Wer ist ein Psycho?

"Mir wurde eine narzisstische, aggressive, gestörte Persönlichkeit diagnostiziert", erzählt mir der etwas zerzaust aussehende Mann, der hinterm Tresen steht. Ich bin ganz froh, dass dieser zwischen uns liegt. Was der Kerl erzählt ist zwar interessant, aber sein alkoholgeschwängerter Atem hält mich auf Abstand. Schon seit einer halben Stunde erzählt er mir seine Lebensgeschichte.

Der Psychologe stellte ihm folgende Frage: "Sie wollen aus der Bahn aussteigen, aber ein Mann blockiert ihnen den Weg. Was tun sie?" "Fierti, geh zur Seite", war die Antwort des zerzausten Österreichers. Und wenn er nicht zur Seite gegangen wäre, hätte er ihn geschubst. Aggressives Verhalten, das war die Diagnose des Experten. Dann wäre ich wohl auch aggressiv, dachte ich. Wäre ich dann auch gestört? Wer hätte dem Typen nicht gesagt, er soll zur Seite gehen? 

Der Herr, nennen wir ihn Fred, kam frisch aus dem österreichischen Knast. Eigentlich hatte er nur 28 Tage Freigang, aber er hatte keine Lust mehr zurück zu gehen und kam nach Hamburg. Nachdem ihn die Polizei damals das achte Mal von derselben Bank wegverhaftete, verfrachteten sie auch seinen Hund ins Tierheim. Als Fred ihn wieder holen wollte hieß es, er hätte eine Anzeige wegen Tierquälerei. Seinen Hund würde er nicht wiederbekommen. "Ich breche hier nachts ein, befreie alle Tiere und brenne den Laden nieder", Fred war sauer. Dafür kam er für zweieinhalb Jahre hinter Gitter. 

Verurteilt wurde er gemäß §21 des österreichischen StGB. Hierin heißt es, dass alle die zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig waren, wegen der Abartigkeit ihres Geistes oder der Seele in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher zu verweisen sind. Unzurechnungsfähig ist man auch, wenn man unter Alkohol- oder Drogeneinfluss steht. Hat man aber allein schon deswegen eine abartige Seele? Einen abartigen Geist? Was soll das überhaupt heißen, abartig? Was ist artig? 

Fred teilte sich seine Zelle mit drei anderen Männern, die wie er, in der Sonderabteilung des Gefängnisses einsaßen. Für die "normalen" Gefangenen bekam das Gefängnis um die 100 Euro pro Tag, für die Bürger in der Sonderabteilung um die 600 Euro, so erzählt es Fred. "Der eine hatte seine Mutter aufgeschlitzt, der andere onanierte den ganzen Tag und der andere erzählte ständig wie schön es sei kleine Kinder zu ficken", erzählt er. Er selber wurde mit Medikamenten vollgepumpt, war bei seiner Verhandlungen so benebelt, dass er völlig neben sich stand. Als Therapie durfte er im Knast Glücksschweine aussägen. Bis er keinen Bock mehr hatte und nicht mehr zurück ging. Hier will er neu starten, Geld sammeln für eine Revision. Gesucht wird er laut Gefängnis nicht, sagte er, auf seinen neuen Pass muss er trotzdem drei Monate warten.

Fred hat mir bestimmt nicht alles erzählt, ein paar Sachen weggelassen und verschönert. Dennoch stellt sich mir die Frage, wer bestimmen kann, dass man eine abartige Seele hat. Fred ist nicht Max Mustermann, er hat auch ein Alkoholproblem und dann auch eines mit seiner Aggression. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, wie es helfen soll ihn dann zusammen mit anderen Menschen zusammen zu stecken, die töten und vergewaltigen. Zu mir war er nett, nicht aggressiv, sondern unverständlich der Justiz gegenüber. Wie es in den Wald ruft, schallt es auch heraus. Drückt einem die Gesellschaft den Stempel "psychotisch" auf, oder ist man es, weil man sich nicht der Norm entsprechend verhält? Und muss man sich als gestört bezeichnen lassen, weil man nicht mit dem Strom schwimmt? Und sind nicht vielmehr die Leute verrückt, die sagen man sei anders, weil sie selber nicht selbstbestimmt handeln? Ich bin skeptisch.

Donnerstag, 6. März 2014

Große Brüste sind gar nicht so toll

Was bei Männern der Schwanzvergleich ist, ist bei Frauen der Brustvergleich. Wer hat mehr Brust, welche ist runder, welche hängt mehr, wessen sind gleichgroß, hat sie Schlupfwarzen oder sehr dunkle Warzenhöfe. Nun, wir stehen jetzt nicht mit dem Maßband im Duschraum und zählen die Zentimeter, oder stellen uns neben einander und sagen: "Hah! Meine Nippel steht weiter vorne als deiner." Es ist weniger ein Wettbewerb, sondern mehr ein Aufmuntern derer, dessen Brüste eben nicht so groß sind, oder unterschiedlich groß oder auch einfach nicht schön. Zumindest ist es mein Eindruck, oder es wollte sich bisher keiner mit mir messen - ich habe nämlich große Brüste.

Ich höre immer: "Ich will auch mal so große Brüste haben." Alle Welt will große Brüste - weiblich und männlich, besonders männlich. Denn auch wenn es welche gibt, die auf kleine Formen stehen, geglotzt wird auf den Atombusen. Drum pumpen sich die armen Frauen Silikon in die Brust, damit sie auch ein wenig von der Aufmerksamkeit bekommen, damit sie sich auch einmal weiblich und begehrt fühlen, aber ich sage euch, so toll ist das gar nicht.

Eigentlich wollte ich gar keinen Busen haben, zumindest hab ich nie darüber nachgedacht, aber mit 12 hatte ich dann schon Standardgröße 75B. Bei den Jungs war ich sehr beliebt, welche 6. Klässlerin hat schon soviel Vorbau? Und ich dachte immer, die spielen mit mir, weil ich so eine coole Sau bin. Lag wohl eher daran, dass ich mich anfangs weigerte einen BH zu tragen. Und weil ich diese zwei neuen Freunde eigentlich gar nicht haben wollte, habe ich sie versucht quasi aus meiner Wahrnehmnug zu streichen. So habe ich mich jahrelang gewundert, warum manche Frauen ihre Arme so schön vor der Brust verschränken können und ich gerade mal meine Fingerspitzen unter den anderen Arm legen konnte. Ich dachte einfach immer ich hätte zu kurze Arme - es war aber mein Busen der im Weg war. Es dauerte auch etwas, bis ich darauf kam, warum mein Neffe auf meinem Schoß so unbequem nach vorne gebeugt da saß, wenn ich ihm die Schuhe anziehen wollte - der Arme.

Wer aber etwas mehr in der Bluse hat, findet auch nur schwer eine passende. Günstige Unterwäsche kaufen bei H&M kannst du vergessen - meine letzte Errungenschaft kostete 65 Euro. Kleider, es gibt so viele und doch habe ich so wenige. Die meisten sind unter der Brust abgenäht, das Abgenähte liegt aber bei mir mitten über der Brust und ich habe dann anstatt zwei auf einmal vier Busen. Gerne stoße ich auch Gläser um, die vor mir auf dem Tisch stehen. Dafür kann ich meine Last ab und zu auf der Tischplatte abladen, wiegt ja auch einiges. Und Rückenschmerzen bekommt man auch, auf dem Bauch schlafen ist meist unbequem, vor allem wenn der Busen noch jung und fest ist. Ohne BH gehen, ohne Sport-BH joggen, ein rückenfreies Kleid tragen, ohne das man den BH sieht - nicht möglich. Ich würde so gerne einfach mal ohne dieses beengende Teil auf die Straße gehen.

Gut - es schauen viele Männer, aber es schauen eben auch viele Männer. Und da sind sehr viele dabei, von denen ich gar nicht angeschaut werden möchte. Einige gucken "nur", was manchmal schon sehr eklig sein kann, manche wollen dann aber auch unbedingt anfassen, egal ob ich das will oder nicht. Das ist aber wieder ein anderes Thema und hat nicht unbedingt etwas mit großen Brüsten zu tun. An die habe ich mich inzwischen gewöhnt und manchmal genieße ich nun auch die Blicke. 

Dienstag, 25. Februar 2014

Nicht sehen oder nicht hören

Wenn ich jetzt einen Unfall hätte, bei dem ich entweder mein Augenlicht oder meine Hörfähigkeit verlieren würde - was wäre schlimmer: Nicht mehr sehen oder nicht mehr hören?

Nicht mehr sehen können, würde bedeuten, dass mein Leben alle Farbe verliert - kein rot, kein grün, kein blau, kein gelb, nur grau und schwarz, hell und dunkel. Ich könnte nicht sehen, wer mich anschaut, wer mich nicht anschaut, wer mich anlächelt oder mir die Zunge rausstreckt. In den Zug einsteigen, aus dem Zug aussteigen, das richtige Gleis finden, von A nach B finden, dies wäre nicht ohne Hilfe möglich, sei es durch einen Blindenstock oder durch einen anderen Menschen. Ich könnte nicht sehen, wie mein Neffe und meine Nichte aussehen, wenn sie erwachsen sind, wie sie tanzen, welche Frisuren sie haben werden, Bilder die sie für mich malen, Briefe die sie mir schreiben. Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, den Frühling, der wieder Farbe bringt, die Bäume vor meinem Fenster, die Schiffe im Hafen, die Hand vor meinem Gesicht - all das werde ich nicht sehen können, nur hören, riechen, fühlen oder schmecken.

Nicht mehr hören können, würde bedeuten, dass alles auf Mute gestellt wäre. Ich könnte nicht hören, wenn mich einer von der Seite anspricht, nicht mehr hören wenn mein Telefon klingelt, die Stimmen meiner Familie, meiner Freunde oder die meiner Nachbarn, die sich streiten. Es gäbe keine Musik, zu der ich mich bewegen kann, keine tickende Uhr, kein Lachen, kein Weinen dringt in mein Ohr. Ich kann das Wasser nicht plätschern hören, das Meer nicht rauschen, den Wind nicht pfeifen, die Blätter nicht rascheln. Klackernde Absätze, quietschende Reifen, muhende Kühe, ratternde Züge, murmelnde Menschen - alles futsch. Es wäre sehr still um mich herum.

Für mich wäre nicht mehr sehen zu können, wohl schlimmer, als nicht mehr zu hören. Aber wie man es nimmt, es würde mir sehr viel fehlen, um ein vollständiges Bild von meiner Welt zu bekommen. Wie sagte noch der Philosoph Locke: "Nihil est in intellectu, quod non prius fuerit in sensu" - "Nichts ist im Geiste, was nicht vorher in den Sinnen war." Um eine volle Erkenntnis zu bekommen, muss man Etwas mit allen Sinnen wahrgenommen haben. Ich weiß zwar wie grün aussieht, aber ich habe noch nie das Grün des Regenwaldes live gesehen oder die Geräusche gehört, die dieser Wald von sich gibt. Ich war noch nie an den Niagarafällen, habe noch nie dort das Wasser fallen sehen, noch nie das Tosen gehört und mir würde einfach der Sinn fehlen, dies alles in seiner Gänze wahrzunehmen. 

Auch wenn ich blind oder taub wäre, könnte ich viel erleben, viel erreichen - das Leben funktioniert, aber für mich wäre es nicht komplett.

Freitag, 14. Februar 2014

Die Taucherbrille im Bus

Ich stehe im Bus. Er ist voll besetzt und wir teilen uns zu dritt eine Stange, damit wir nicht wie Murmeln durch den Wagen kullern. Genau vor meiner Nase ist ein Arm. Er gehört einem Mann, der neben mir steht und sich an der Glastrennscheibe des Eingangsbereichs festhält. Mit seiner anderen Hand hält er sein Fahrrad. Er trägt eine Taucherbrille, eine große Zyklopentaucherbrille. Ich schau aus dem Fenster, es ist trocken, kein Schnee, kein Regen, ja sogar keine Wolken. Wenn es geregnet hätte, hätte ich die Taucherbrille vielleicht noch verstanden - aber so?!

Ich schau ihn an, er schaut mich an. Kurz überlege ich, ob ich ihn frage, warum er eine Taucherbrille trägt, im Bus, bei Sonnenschein, kilometerweit entfernt von einem See, Fluss, Meer oder Schwimmbad. Dann schaue ich weg. Will ich die Antwort überhaupt wissen? Will ich überhaupt mit ihm reden? Was ist wenn er voll der Freak ist? Vielleicht antwortet er ja, dass dies Brille ihn abschirmt vor Außerirdischen, denn das Glas besteht aus einer speziellen Schicht, die seine Augen vor Gammastrahlen schützt. Die ETs greifen nämlich zuerst die Augen an, brennen uns Chips auf die Netzhaut, die unsere Augen täuschen. Wir sehen nicht mehr, wie unsere Welt wirklich aussieht, nur die Bilder, die uns über den Chip gesendet werden. Vielleicht antwortet er ja auch, dass sie ihn vor den Bakterien schützt, die fiesen, die durch die Schleimhäute direkt in den Kreislauf geraten - innerhalb weniger Sekunden und uns dann krank machen. Vielleicht sagt er auch in einer gruseligen Stimme: "Damit ich dich besser sehen kann!". Vielleicht starrt er mich dann die ganze Busfahrt an, steigt mit mir aus und fährt mir ganz langsam und quietschend auf seinem Rad hinterher. Wenn ich anfange zu laufen, wird auch das Quietschen schneller, bis ich zuhause bin. Und wenn ich dann im Bett liege, höre ich ihn vor meinem Fenster hin und her fahren: "Quietsch, Quietsch, Quietsch!"

Als kleines Mädchen hätte ich mich diese Dinge nicht gefragt. Als kleines Mädchen hätte ich nicht im letzten Moment Angst bekommen, der Typ könnte ein verrückter Freak sein, weil er eine Taucherbrille an Land trägt. Ich hätte ihn gefragt, ich wäre noch so naiv gewesen - aber ist dies wirklich Naivität? Als kleines Kind war man eben noch viel wertfreier, ohne Vorurteil. Ich hatte eine schwarze Puppe und habe mir darüber keine Gedanken gemacht, ich hatte Freunde, die unaussprechliche Namen hatten und nicht gefragt, wo sie herkommen. Kauzige Menschen fand ich interessant und einen Menschen mit einer Taucherbrille hätte ich ganz einfach gefragt, warum er eine solche trägt. Vielleicht hätte er ja auch geantwortet, dass er sich heute Morgen auf seine Brille gesetzt hat und ohne ist er fast blind. Kontaktlinsen hat er nicht und das einzige was ihm als Sehhilfe dient ist eben diese Taucherbrille, denn die hat geschliffene Gläser.

Freitag, 24. Januar 2014

Niesgesetze und ein Knutschpass

Ich habe geniest, um 15:33 Uhr. Laut Niesgesetz heißt das, eine Entschuldigung folgt. Wie, ihr kennt das Niesgesetz nicht? Naja, es war auch "only for Girls" und der Renner bei uns in der 8. Klasse. Immer wenn jemand geniest hat, wurde das Niesgesetz herausgezogen. Ein gefaltetes DIN A4 Blatt auf dem für jede halbe Stunde des Tages mit einer anderen Vorhersage die Sehnsüchte und Ängste der kleinen Mädchen befeuert wurde: "Er verheimlicht dir etwas", "Es wird geschehen", "Er hat Sehnsucht nach dir" oder auch "Dein Freund hat eine andere". Wenn das eigene Herz noch ein kleiner flatternder Kolibri ist, dann mag man an so etwas glauben. Insgeheim weiß man, das ist doch Blödsinn, aber irgendwo sitzt dann doch das kleine Kind in uns, das ein wenig daran glaubt. 

Deshalb glaub ich auch noch daran, dass jemand an mich denkt, wenn die Uhrzeiger übereinander stehen, oder es etwa 22:22 Uhr ist. Auch bei Schluckauf versuche ich manchmal den Namen einiger Personen zu sagen, die gerade an mich denken könnte - denn der Schluckauf ist vorbei, wenn man den Namen der Person sagt, die gerade an einen denkt. Als ich 14 Jahre war, habe ich am liebsten zwischen 9:31-10:00 geniest: "Ein blondhaariger denkt an dich." Den Namen dieses blondhaarigen habe ich dann auch in meinen Knutschpass eingetragen. Der war natürlich auch nur für Mädchen und musste immer bei mir getragen werden. Und wenn ich alle Punkte des Knutschpasses eingehalten hätte, hätte mir dieser Junge nach zehn Tagen gesagt, dass er mich liebt. Hmm... hat er nicht, muss wohl irgendwas falsch gemacht haben.

Menschen brauchen eben Hoffnung, den Glauben an etwas, dass man nicht beeinflussen kann. Wenn wir mit unseren Gedanken und Sorgen in den Seilen hängen, suchen wir nach einem Anker. Einige finden ihn in ihrer Religion, sie beten, wenn sie Hilfe brauchen, suchen Antworten in der Bibel. Andere haben ihre Ideologie, sei es eine politische oder auch die des Veganismus - und manche 14-jährige Mädchen haben eben das Niesgesetz. 



Freitag, 17. Januar 2014

Dinge die ich kann und die ich nicht kann

Ich kann nicht fliegen. Ich kann keinen Laserbeam abschießen. Ich kann nicht meine Zunge quer stellen. Ich kann nicht zaubern. Ich kann nicht an einem Seil hochklettern. Ich kann auch keinen Klimmzug machen. Ich kann keine Gedanken lesen. Ich kann nicht wissen, was deine Pläne sind, wenn du sie mir nicht sagst. Ich kann nicht ertragen wenn ich ignoriert werde, von jemandem, der mir wichtig ist. Ich kann nicht alles wissen. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Ich kann niemanden zwingen, mir zu sagen, was er wirklich denkt. Ich kann meinem Herz keine Befehle geben. Ich kann auch deinem Herzen keine Befehle geben. Ich kann keinem helfen, der sich nicht helfen lassen möchte. Ich kann nicht sehen, wer das hier wirklich liest. Ich kann nicht überall sein. Ich kann nicht unfehlbar sein. Ich kann nicht aufhören an dich zu denken. Ich kann keine Gitarre spielen. Ich kann nicht mehr wachsen - körperlich. Ich kann nicht aufgeben. Ich kann nicht das Wetter ändern. Ich kann auch nicht meinen Nachbarn verprügeln, weil er seit fast zwei Wochen jede Nacht seine Musik laut aufdreht.

Was ich aber kann: Ich kann Autofahren. Ich kann lesen. Ich kann schreiben. Ich kann denken. Ich kann fühlen. Ich kann dir zuhören. Ich kann dich verstehen. Ich kann mit dir reden. Ich kann mich auch zurück halten. Ich kann am Boden liegen und wieder aufstehen. Ich kann dich sehen. Ich kann da sein. Ich kann dich halten. Ich kann Fehler machen. Ich kann daraus lernen. Ich kann weitergehen. Ich kann kochen. Ich kann Kaugummi mit geschlossenem Mund kauen. Ich kann unter der Dusche singen. Ich kann tanzen. Ich kann lachen. Ich kann weinen. Ich kann den Fernseher abschalten, wenn nur Blödsinn läuft. Ich kann mich im Kreis drehen. Ich kann Fallschirm springen. Ich kann alleine sein. Ich kann aber auch mit vielen Freunden sein. Ich kann trinken. Ich kann rauchen. Ich kann es aber auch sein lassen. Ich kann laufen. Ich kann gehen. Ich kann spazieren. Ich kann rückwärts Zählen. Ich kann das ABC. Ich kann meinen Neffen und meine Nichte an der Hand halten. Ich kann lieben. Ich kann lehren. Ich kann auf sie aufpassen. Ich kann beschützen.

Was ich gerne können würde: fliegen, einen Laserbeam schießen können, wissen was du denkst, wissen woran ich bin, wissen was die Zukunft bringt, wissen ob ich gerade einen Fehler mache, wissen was nach dem Ende kommt, ein Seil hochklettern, wenigstens einen Klimmzug können, wieder mit dir reden, meinem Kopf sagen können: Hör auf zu denken.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Diese Hormone...

Ich sage euch, eine Frau zu sein ist manchmal echt nicht einfach. Die Hormonschübe die man einmal im Monat erdulden muss, können mitunter echt komische Reaktionen hervorrufen. So sitzt man dann etwa vorm Fernseher und muss heulen, weil der kleine Roboterjunge von "AI - Künstliche Intelligenz" so herzzerreißend beim Fleischfest darauf besteht David - ein echter Junge - zu sein. "Ich bin David, ich bin David", brüllt er und ich möchte heulend zurück brüllen: "Ja, ich weiß. Komm zu Mama, David." Gott sei Dank lief nicht Armageddon, bei dem muss ich sowieso schon immer heulen.

Wenn dann zu den Hormonen auch noch Stress kommt, wie etwa das Examen, kann es auch passieren, dass ich anfange zu heulen, wenn bei Matrix Morpheus Neo vor den Agenten rettet oder Dumbledore Harry Potter erzählt, dass Nevilles Eltern in der Psychiatrischen-Anstalt leben. Für andere reicht dann aber auch schon der Anlass, dass sie nicht wissen in welchem Raum sie später Vorlesung haben. Ja, Hormone sind schon eine spannende Sache. Und man kann sich nicht dagegen wehren. Auch nicht, wenn der Schub dafür sorgt, dass auf einmal alle Männer um einen herum attraktiv aussehen und man selber ganz kribbelig wird. Bei mir immer kurz vorm Eisprung - fruchtbare Tage und so. Das einzige was hier hilft, um nicht gleich jeden Mann anzufallen, ist deine Freundin zu bitten, auf dich aufzupassen. Blöd nur, wenn gerade beide auf Hormonen sind.

Schlimm wird es, wenn man nicht genug Aufmerksamkeit bekommt, sei es von Freunden oder Verwandten oder auch dem Liebsten. "Sie hat mich heute nicht zurückgerufen, hat sie jetzt eine andere beste Freundin?" "Mein Kumpel will heute kein Bierchen mit mir trinken? Ist er von mir genervt?" Und wenn dann nicht mal der Papa einem antwortet, fühlt man sich wie der einsamste Mensch der Welt, den keiner mag. Ich hoffe dann immer, dass das mit den Hormonen schnell vorbei ist. Furchtbar sowas.

Montag, 6. Januar 2014

Fan-Tattos

Es gibt ja den ein oder anderen Fan, der sich die Liebe zu seinem Idol direkt auf den Leib schreiben lässt - auch wenn er dafür kurz leiden muss. Die eine lässt sich Michael Jacksons Gesicht auf den Oberarm tätowieren, der andere den Namen seiner Lieblingsband auf die Stirn, oder wiederum eine andere einmal alle wichtigen Schauspieler der Twilight-Saga auf den Rücken. Eine kleine und schöne Auswahl findet ihr hier.

http://www.pinar-viola.com/blog/2011/12/fan-tattoos/

Ob dies nun die besten, größten oder intelligentesten Fans sind ist die eine Frage. Die andere ist, wie sehen die Angehimmelten das? Wie würde ich es finden, wenn sich jemand mein Gesicht auf den Hintern nadeln lassen würde - wahrscheinlich gruselig.

Aber der Unterarm, der ist vollkommen Okay ;)