Sonntag, 29. September 2013

Starkes Mädchen

"Du bist doch ein starkes Mädchen", sagst du: "Warum lässt du dir das gefallen? Warum hast du nichts gesagt?" Ich hatte keine Kraft mehr. Mein Gegner ist engstirnig und ein bürokratischer Sesselfurzer. Nimmt mir weg, was mir zuvor versprochen wurde. Zieht mir in Sekunden den Boden unter den Füßen fort. Legt mir Steine in den Weg. Steine die ich vorher mühselig mit Hammer und Meißel entfernt habe - dieselben Steine. Ich hatte keine Kraft mehr.

Stark sein ist anstrengend. Es kostet Energie. Ich kann nicht immer stark sein. Sonst verlier ich mein Gefühl. Wenn ich nur harte Erde habe, kann ich keinen Baum pflanzen, keinen Samen sähen und die Früchte ernten. Manchmal muss ich schwach sein. Wenn ich nicht schwach bin, kann ich auch nicht stark sein. Wenn ich nicht böse bin, kann ich auch nicht nett sein. Wenn ich nicht traurig bin, kann ich auch nicht glücklich sein. Wenn ich nicht hasse, kann ich auch nicht lieben. Alles andere ist nicht echt. Es kann nur das eine geben, wenn es auch das andere gibt.

Keine Angst, ich komm schon wieder hoch. Ich brauch nur eine Pause. Ich bin ein Stehaufmännchen, das sagte schon meine Lehrerin. Nur manchmal braucht es ein bisschen länger, wieder aufzustehen. Und wenn du siehst, dass ich liege, dann frag mich nicht, warum ich gerade nicht stark bin. Leg dich neben mich und erzähl mir was - von mir aus auch einen Witz. Oder hilf mir hoch, wisch meine Tränen weg und halte mich, bis ich wieder Kraft in meinen Beinen habe.

Dienstag, 24. September 2013

Ehrlich und direkt - und doch zu kurze Beine

Ich bin 1,61m. Groß genug, um an die Teller meines obersten Regales zu kommen, aber zu klein um in Deutschland als groß zu gelten. Ich war nie die Größte, in meiner Familie die Jüngste. Dafür konnte ich mir trotzdem gut Gehör verschaffen. Wenn man nicht untergehen will, muss man eben lauter sein. Aber ich mag meine Größe, selbst wenn dadurch mancher Witz auf meine Kosten geht. So wie ich etwa einmal einem Freund auf den Arm gehauen habe und er daraufhin sagte: "Aua! Mein Knie." 

Dann bin ich eben ein Fersenbeißer. Wäre ich ein Hund, ich wäre ein Mops - außer, dass ich nicht schnarche. Ich wäre der Mops neben dem Bernhardiner. Immer muss ich schneller trippeln, als die großen Menschen neben mir. Und wenn die dann auch noch zügig sind, wie die Windhunde, dann hängt auch meine Zunge am Boden. So wie eine Freundin (etwa 1,80 m) einst mit mir einen dunklen Pfad bewanderte. Es war nachts, der Weg relativ unbeleuchtet und in Panik wurde sie immer schneller. Sie merkte nicht, dass unser Gespräch immer einseitiger wurde, ich brauchte die Luft zum Atmen. Erst als das Licht am Ende des Weges zu sehen war und ich keuchend fragte, ob wir dann gleich wieder etwas langsamer gehen könnten, wurde ihr das Tempo bewusst. Ich, das kleine trippelnde Pony, sie das große trabende Pferd. 

Um an ein Ziel zu kommen, muss ich mehr Schritte gehen. Ich muss mich ein wenig mehr anstrengen, die mit den langen Beinen sind mir voraus. Dafür kann ich mich besser durch Hindernisse durchquetschen, vordrängeln und die Lücken finden - ich pass da durch. Ich komm auch an mein Ziel, nicht mit großen Schritten, aber mit Geschick. Und dabei bleib ich mir treu, ich brauche keine Stelzen. Darauf kann ich nicht laufen und ich würde stürzen. Meine kurzen Beine passen mir ganz gut, damit lässt es sich sehr schön leben.

Samstag, 21. September 2013

Für die Demokratie

Morgen wird gewählt in Deutschland. Ich weiß. Seit Jahren wurde nicht mehr soviel Werbung gemacht. Thomas Gottschalk lässt seine Gummibärchen antreten, Stefan Raab versucht es mit einer Unterhaltungspolitik-Show und die BILD stopft sogar ihre Sonderausgabe in jeden Briefkasten - Schlagzeile: Geht wählen! 

Unsere Demokratie leidet. Die Wahlbeteiligung wird immer schwächer. Die dann erreichte Mehrheit ist eigentlich keine wirkliche Mehrheit mehr, die Hälfte der Bevölkerung hat sich ja nicht mal zu den Kandidaten geäußert.

Aber was soll man auch sagen, wenn einem wirklich keiner der Kandidaten gefällt. Die einen pädophil, die anderen zu konservativ, zu links, zu rechts, zu rössler, nicht sozial genug - Demokratie ist schon eine feine Sache, aber die Auswahl ist doch echt kacke. 

Und ist es wirklich eine Demokratie, wenn das Volk nicht mal den Obersten selber wählen kann? Eure Kandidaten gefallen mir nicht, deshalb geb ich euch die Stimme nicht. Vielleicht wäre die Beteiligung höher, wenn auch die Ausländer wählen dürften, die seit Jahrzehnten hier arbeiten, leben und sogar Steuern zahlen.

Trotzdem werde ich morgen brav zum Wahllokal stapfen, meine Kreuzchen setzen und die Karte in die Urne werfen. Denn wie sagt die Demokratie: Wenn du mich nicht wählst, verlasse ich dich.

Samstag, 7. September 2013

Lasst uns eine Geschichte schreiben!

Kennt ihr noch das Spiel, bei dem man mit mehreren Leuten einen Satz bildet? Der eine schreibt ein Nomen, der andere ein Verb, der andere ein Adjektiv und so weiter. Das Ergebnis war meist sehr amüsant. Wie wäre es, wenn wir auf ähnliche Art zusammen eine kleine Geschichte schreiben? Ich gebe drei Sätze vor und ihr schreibt dann jeweils einen Satz, der die Erzählung vorantreibt. Was dabei rauskommt? Wer weiß, wer weiß ;)
 
Ein Knarren des Dielenbodens war zu hören. Dabei dachte Selma eigentlich, dass sie alleine wäre. Sie dreht sich um und starrte durch die Wohnzimmertür, in den dunklen Flur....
 
...und jetzt seit ihr dran. Später kann ich hier dann die Geschichte zusammen fassen. Ich freue mich auf eure kreativen Beiträge.