Sonntag, 26. Mai 2013

Bis an die Substanz

Als ich morgens in den Spiegel schaue, entdecke ich einen roten Striemen an meinem Hals. Eine kleine Schürfwunde. Woher habe ich die nur? Was habe ich gestern getan? Ich war arbeiten und dann joggen. Kein erkennbarer Zusammenhang. 

Aber so geht es mir häufiger. Ich wache auf und habe blaue Flecken. Woher? Keine Ahnung. Oder ich stehe unter der Dusche und entdecke drei parallel verlaufende Kratzer in meiner Wade. War ich nachts im Wald? Hab ich da was nicht mitbekommen? Ich weiß zwar woher ich meine Narbe auf der Stirn habe. Wenn man als kleines Mädchen im Schwimmbad mit der Stirn die Stufenkante küsst, vergisst man das nicht. Doch die Narbe am Knie oder am Auge - Herkunft unbekannt.

So ist das wohl, die kleinen Verletzungen an der Außenhülle vergisst man leicht. Was ist schon ein aufgeschlagenes Knie. Es wächst Schorf drüber und dann leuchtet die Haut wieder frisch rosa. Sie regeneriert, sie heilt, ist ein Organ. Doch die anderen Narben, die die man nicht sehen kann, sind schwerer zu vergessen. Denn sie liegen unter der Haut, im Inneren. Und dort ist unser Schutz schwächer, die Mauern poröser, die Handwerker sehr langsam.

Deshalb reicht schon eine Kleinigkeit - ein Blick, ein Wort, eine Berührung. Das geht bis an die Substanz. Die Verletzung kann länger nachhallen, als ein simpler Schnitt mit dem Brotmesser. Dass ich mir mit sechs Jahren fast den Arm gebrochen habe, kenn ich eigentlich nur aus Erzählungen. Dafür kann ich mich zu gut daran erinnern, wie ich meiner älteren Schwester helfen wollte, damals im Kindergarten. Die Jungs hatten sie gefesselt und als sie kurz weg waren lief ich zu ihr, um sie zu befreien - ich hatte ja Angst um sie. Doch sie blaffte mich an:  "Geh weg! Wir spielen!" Heute lustig, damals überhaupt nicht. Ich hatte Angst, dass sie ihr wehtun. Für mich war das kein Spiel.

Natürlich kann man sich auch eine stabile innere Mauer bauen. Doch je stabiler und höher sie ist, umso schwerer ist es, auch das Gute durch zulassen. Es braucht viel Mühe, um die kleinen Soldaten vor den schweren Toren zum Öffnen zu überreden. Die Emotionen sind dann tief vergraben und die Prinzen mit ihren Gäulen kommen da einfach nicht ran. Man wird nicht so schnell verletzt, aber umso schwerer kann man geliebt werden. Ein Dilemma! 

Ich denke an meine Mauer und an meine Soldaten. Vielleicht sollte ich denen mal ein wenig Urlaub gönnen. Und wenn die Mauer nicht jeden Tag nachgebessert wird - nicht so schlimm. Wenn kümmert schon ein kleines Loch. Dann kommt wenigstens ein wenig warme Sonne rein.

Meine Finger streicheln über den Striemen. Wo zum Teufel war ich?

Donnerstag, 23. Mai 2013

Google - Ich mag dich

Ich erzähl euch mal ein kleines Geheimnis. Da ich der Administrator dieser Blogseite bin, gibt es ein paar kleine Dinge, die ich sehen kann und ihr nicht. Blogger zeigt mir eine Statistik an, da kann ich sehen wie viele Seitenaufrufe ich hatte, aus welchen Ländern meine Besucher kommen, welches Betriebssystem ihr habt, ob ihr euer Iphone oder Android Handy benutzt, welchen Browser ihr bevorzugt und welchen Eintrag ihr gelesen habt. Keine Angst! Ich kann nicht euren Namen oder eure IP-Adresse sehen.

Dafür weiß ich, dass ich heute Besucher aus Deutschland, Groß Britanien, Ungarn, USA und der Schweiz hatte. Im Laufe der letzten vier Monate hatte ich unteranderem sogar Klicks aus Australien, Tansania, der Mongolei, Argentinien, Ecuador, Panama, Mexiko, Japan und Lichtenstein. Interessant wo sich überall deutsche rumtreiben, oder zumindest welche, die deutsch sprechen.

Am interessantesten finde ich aber die Suchbegriffe, über die einige Besucher meinen Blog gefunden haben. Gibt jemand etwas bei Google ein, etwa "Miss Mutig und ihr Irrsinns Blog", erscheint eine Liste von Vorschlägen - ihr kennt ja das System. Klickt ihr dann auf einen Link aus dieser Liste, der zu meiner Seite führt, kann ich das sehen. Ich kann also sehen, welche Begriffe in der Google-Suchleiste eingegeben worden sind. Und da, liebe Leute, stellen sich mir so einige Fragen.

Einige suchen direkt nach meinem Blog, oder meiner Homepage. Ich kann verstehen, wie man auf meinen Blog stößt, wenn man "irrsinns Blog" eingibt. Aber ich nenne euch nun meine vier Lieblingsbegriffe und zwar in aufsteigender Reihenfolge. Das heißt: das Beste kommt zum Schluß.


Platz 4: "bauzaun ficken" - gefunden wurde mein Post über den Schienenersatzverkehr, gesucht...nun ich glaube etwas anderes.

Platz 3: "schwingende schlauchtitten" - tja...was soll ich sagen. Vielleicht sollte ich meine Wortwahl etwas ändern.

Platz 2: "damenhinter im string foto" - sehr interessant, wie Google aus dem Satz: "Die Dame hinter dem Tresen..." damenhinter macht.

Platz 1: "film furz auf dem wannenrand" - ich find es ja gut, dass man meinen Blog finden kann in den Suchergebnissen, aber bitte!!? Mal abgesehen davon, dass hier Wortkombinationen aus mehreren veschiedenen Einträgen meines Blogs gewählt wurden. Ich frage mich, was hier eigentlich gesucht wurde. Naja...eigentlich will ich es doch nicht wissen.

Sonntag, 19. Mai 2013

Ich hol nur mal kurz Zigaretten - ein Krimi

Es ist Samstagabend kurz nach zehn. Die Nacht ist bereits herangebrochen. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber der Boden glänzt noch und das Licht der Laternen bricht sich in den Pfützen. "Ich brauche eine Zigarette", sage ich zu meiner Mitbewohnerin. Sie hat leider auch keine mehr. Meine letzten habe ich vor zwei Tagen geraucht. "Tja, dann muss ich wohl noch mal zur Tanke", sage ich. Ich zog meinen Trenchcoat an und setzte mein Cognacglas ab. Okay, okay, es war eine Trainigsjacke mit Kapuze und meine Milch - aber das andere klingt eher nach Krimi. An der Haustür drehe ich mich noch einmal um, tippe gegen meine Kapuze und sage: "Ich bin gleich wieder da. Mein Handy lass ich aber hier."

So verschwand ich aus der Tür und keine zehn Minuten später geschah es. Ich hatte meine Zigaretten und rauchte sie genüßlich an meinem Küchenfenster. HA! Habt ihr gedacht ne....ihr dachtet bestimmt: "Jetzt kommt eine spannende Geschichte!" Ihr dachtet jetzt gibt es Mord und Totschlag. Habt bestimmt schon überlegt, wie ich im Park auf eine Gang stoße, mit brutalen Kerlen, die mich vom Fahrrad schubsen. Wie ich sie mir dann vorgenommen habe. Einer nach dem Anderen - Handkantenschlag für Handkantenschlag. Oder vielleicht auch, wie ich losgehe, mich auf mein Fahrrad setze, zum Hauptbahnhof fahre und in einen Zug nach Süden steige. Im Süden auf ein Schiff, um noch weiter nach Süden zu fahren. Dann wieder in den Zug, der mich dann an das südlichste Ende bringt, dann wieder auf ein Schiff, bis ich soweit im Süden bin, dass ich wieder in den Norden fahre. Es könnte aber auch sein, dass der ein oder andere dachte, ich würde im Park eine geheime Übergabe beobachten, die schief läuft. Der eine Agent wird getötet, der andere verlezt und seine letzte Möglichkeit, seinen Auftrag noch auszuführen bin ich. Er verrät mir seinen nächsten Kontakt und das Losungswort: "Der Hund bellt. Ohne Schirm kann ich nicht fliegen." Und von da an, bin ich eine Agentin und versuche die wichtigen Dokumente der Geheimwaffe zu den Richtigen zu bringen - aber wer sind die Richtigen? Es bleibt spannend. Das wäre vielleicht sogar eine Fortsetzungsgeschichte.

Aber leider, leider...ich war nur Zigaretten kaufen. Mir wäre auch lieber, ich hätte kurz die Welt gerettet. Das einzig spannende, das mir auf dem Weg passiert ist, sind die beiden Hasen, die vor mir weggehoppelt sind - die Süßen. Aber wer weiß, vielleicht war ich doch kurz die Welt retten, vielleicht habe ich doch eine geheime Mission erfüllt, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen durfte, damit keine Panik ausbricht. Außerdem...würdet ihr noch Superman gut finden, wenn seine Geschichten ungefähr so anfangen würden: "Hallo, ich bin Superman, der stärkste Mann der Welt und ich zeige euch, wie toll ich bin. Denn heute morgen, da habe ich einen riesigen Meteoriten aufgehalten, bevor er die Erde erreichen konnte. Mit meinen eigenene Händen, mit meinen starken Muskeln. Toll, nicht." Deshalb halte ich mich lieber zurück und überlasse euch die Spekulationen über Artikel, die ihr in der Zeiung lest. Wenn ihr mich darin wieder erkennt - tja, wer weiß, wer weiß.

Samstag, 18. Mai 2013

Was ich gerne mal hören möchte

Musik kann Emotionen auslösen - allein durch Töne, Rhythmus und Melodie. Es gibt Lieder die mich traurig machen, die mich aufputschen, die mich zu Tode langweilen, die mich melancholisch stimmen oder bei denen einfach mein Kopfkino angeht. Meist höre ich nicht auf den Text, aber hin und wieder doch. Und dann kann es passieren, dass ich mich in sie verliebe. 

So war ich damals verliebt. Mit 18. Es war das Lied "Mit Dir" von Freundeskreis. Und ich wollte, dass mein damaliger Arbeitskollege es für mich singt - oder zumindest mit mir dazu tanzt. So war das auch abgesprochen zwischen mir und meinen beiden Freundinnen, als wir unsere gemeinsame Geburtstagsparty planten. "Okay, also...wenn unser DJ das Lied spielt, holen wir alle drei den Typen auf die Tanzfläche, in den wir verliebt sind", sagte meine chilenische Freundin: "Egal was wir gerade machen oder wo wir sind." Wir anderen beiden nickten. Es war ein Pakt. 

Ein paar Tage später war es soweit. Die knapp hundert Gäste kamen und auch unsere drei Herzensjungen. Es war voll, laut und unorganisiert. Unser Türsteher (ein Klassenkamerad) nahm seinen Job zu ernst. "Kurt. Das ist Daniel, er sitzt neben dir im Unterricht", sagte ich zu ihm, als er einen Freund nicht reinlassen wollte. "Aber ihr habt gesagt: "Keiner ohne Einladung" Und er hat keine mit", beschwerte er sich. Ab da durft er einfach nur feiern. Dann spielte unser Lied. Und tatsächlich, wir waren alle drei auf der Tanzfläche - allerdings ohne Jungs. Wir standen in der Mitte, bildeten einen kleinen Kreis und schauten uns an. "Wart ihr auch zu schüchtern?" fragte ich. Meine beiden Freundinnen nickten beschämt. Also tanzten wir allein. 

Mein damaliger Liebster hat das Lied nie für mich gesungen oder mit mir dazu getanzt. Verliebt in ihn bin ich auch schon lange nicht mehr. Aber das Lied! Es weckt immer noch Gefühle. Ich will immer noch, dass es jemand für mich singt oder zumindest meine Lieblingspassage. Inzwischen bin ich noch öfters verliebt gewesen in Musik. Fast täglich. Auch wenn sie keinen Text hatten.

Hier gibt es nun eine kleine Top Ten, der Lieder und Songpassagen, die ich am liebsten einmal hören möchte - zumindest so oder so ähnlich:


Platz 1: 
"Mit Dir" von Freundeskreis - Lieblingspassage: "Du siehst schön aus im Schlaf, ich komm wieder wenn ich darf"

Mit Dir - Video      <--->     Songtext


Platz 2:
"Eternal Flame" von the Bangels: "Close your eyes, give me your hand, darlin'. Do you feel my heart beating" und "I watch you when you are sleeping. You belong with me. Do you feel the same"

Eternal Flame - Video      <-->     Songtext


Platz 3:
"The World is Watching" von Two Door Cinema Club - Lieblingspassage: "I want you with me" und "With your hand in mine, we will run. Too a place that knows no one" 

The World is watching - Video     <-- da ist der Songtext gleich mit drin


Platz 4:
"Shine on" von The Kooks - Lieblingspassage: "About your Hair, you needn't care, you look beautiful all the time"

Shine on - Video     <-->  Songtext


Platz 5:
"Lass mich nie mehr los (unplugged New York)" Sportfreunde Stiller - Lieblingspassage: "Du hältst mich, mir fehlt nichts. Lass mich nie mehr los"



Platz 6:
"Make you mine" von the Drums - Lieblingspassage: "And I don't know what to do, when I see you holding some one elses hand. And I don't know what to say, cause when I open my mouth, I always sound so stupid"

Make you mine - Video   (die einzige Version die ich finden konnte, damit auch wir in Deutschland es sehen können)                            <-->   Songtext


Platz 7:
"Rock 'n' Roll Queen" von the Subways: "You are the sun, you are the only one"



Platz 8:
"I like you so much better, when you're naked" von Ida Maria: "I won't mind, If you take me home. Come on, take me home" und "I won't mind, if you take off all your clothes. Come on, take them off. 'Cause I like you so much better when you're naked"

I like you... - Video      <-->     Songtext



Platz 9:
"I promised myself" von Nick Kamen: "I promised myself. I promised I'd wait for you" und "I promised myself. That I'd make it up to you. My sister and brother. Know I'm in love with you"

I promised myself - Video     <-->     Songtext


Platz 10:
"Breakfast" von Le Le (Mercury Mix): "You're the cheese on my baguette, The jelly on my bread. The French on my toast...Bitch you're breakfast" (Es darf auch mal ein bißchen böse sein ;))

Breakfast -Video     <-->     Songtext










Donnerstag, 16. Mai 2013

Lauf nicht so schnell

Du läufst. Nein, ich laufe. Ich jogge entspannt an der Elbe, durch den Park - im Regen. Denke an dies und an das. Denke an gestern und an heute, träum von dem, was mich in ein paar Wochen erwarten mag. Und dann passiert es. Wuusch! Das reale Leben läuft vorbei. "Hey man", brüllt es mich an: "Was machst du denn da?" 

Ich zucke vor Schreck zusammen. "Äh, was? Ich...laufe hier", sage ich verwirrt. "Das nennst du laufen? Das ist höchstens ein verträumter Trab", es läuft ein Stück vor, dreht sich aber um, damit es mit mir reden kann. Ich bin immer noch verwirrt, warum brüllt mich das Leben an, die Realität? "Beeil dich. Komm schon", mit einer Armbewegung will es mich antreiben. "Warum? Wohin?" frag ich. "Hast du die Post nicht geöffnet? Du hast eine Mahnung! 350 euro!!" das Leben hat einen panischen Gesichtsausdruck. "Ach die, ja keine Stress. Hab schon schlimmeres bewältigt", deswegen regt es sich so auf. 

Die Realität packt mich am Arm. "Kein Stress!? Komm jetzt", sie läuft los und zieht mich hinterher. "He, he...lauf nicht so schnell. Das halte ich nicht lange durch", sage ich. "Dann musst du da jetzt durch", die Realität ist gnadenlos und läuft noch einen Schritt schneller. "Wo willst du denn hin?", keuche ich. "Zur Bank. Die Überweisung tätigen", sagt sie. "Aber da gibt es nichts, bei der Bank", sag ich. 

Das Leben lässt mich los und bleibt stehen. Mit großen Augen schaut es mich an: "Und jetzt?" Das schnelle Laufen hat mich erschöpft. Ich atme dreimal tief ein und aus: "Das sind immernoch Studiengebühren. Die kann ich Stunden, weil ich keine 30.000 Euro im Jahr verdiene. Entspann dich." Das Leben denkt nach. "Oh, das ist gut. Aber...," es packt mich wieder am Arm. "...dann lass uns wenigstens die hier zur Post bringen." In seiner rechten Hand hält er ein paar Papiere. "Was ist das?" frage ich. "Deine Hausarbeiten, die du noch abgeben musst", sagt es mit einem leicht vorwurfsvollem Unterton. "Du hast aber nur leere Blätter in der Hand. Das weißt du, oder? Die muss ich noch schreiben", entgegne ich. "Ja, und was hält dich davon ab, sie jetzt zu schreiben?", das Leben lässt nicht locker. "Hör mal, ich komme gegen sieben von der Arbeit, manchmal sogar noch später. Da hab ich nicht immer die Muße noch mehr zu schreiben", das Gespräch strengt mich an. 

Die Realität ist anstrengend. Ich schaue mich um. Links sind ein paar Bänke, von denen man auf die Elbe gucken kann. "In zwei Wochen hab ich unendlich viel Zeit. Da kümmere ich mich um meine Hausarbeiten. Aber jetzt, lass uns entspannt auf die Bank dort setzen und eine Rauchen", sag ich. "Aber, du musst noch dringend beim Amt anrufen",  sagt sie kleinlaut. "Jetzt? Um neun Uhr abends?" frage ich. Ich lege einen Arm um ihre Schultern und gehe mit ihr zu den Bänken. "Ich ruf da an, gleich morgen früh", wir setzen uns. 

Ich hole die Zigaretten raus und geb dem Leben eine. "Danke", sagt es. Wir rauchen. Ich höre Schritte die sich nähern und drehe mich um: "Oh, sie mal. Wir kriegen Besuch." Auch das Leben dreht sich um. "Ach ne. Was machst du denn hier?" Der Besuch und das reale Leben begrüßen sich wie alte Freunde. Kein Wunder, ist ja auch meine Verstand, der gerade dem Leben die Hand schüttelt. Die verstehen sich eben. "Das du dich auch immer von dieser Träumerin einlullen lässt", sagt der Verstand halb lachend zum Leben. "Das sagt gerade der Richtige", erwidert es. "Komm, ich hab ein paar Bier dabei", sagt der Verstand. Er greift in seine Tasche und gibt jedem von uns eines. Dann setzt er sich. "Wenn ich dich nicht so gerne mögen würde", sagt er zu mir: "und deine Träume nicht so schön wären, dann wäre ich schon lange durchgedreht mit dir." Ich muss schmunzeln: "Danke!" Dann wendet er sich dem Leben zu und sie unterhalten sich. Ich höre aber nicht zu. Ich nippe an meinem Bier und schau dem Schiff hinterher, auf dem ich gerade Kapitän geworden bin.

Dienstag, 7. Mai 2013

Nass bis auf die Haut

Es ist Frühling, die Sonne scheint, die Reifen meines Rads sind aufgepumpt - warum nicht damit zur Arbeit fahren? Das dachte ich und schwang mich spontan auf mein Pegasus. Jetzt ist Feierabend - es regnet. Mist!! Weil es warm war, habe ich meine Jacke mit der Kapuze zu Hause. Die hat es gut. Nun, da muss ich jetzt durch.

Ich putze den Sattel mit meinem Ärmel, setze mich auf den immer noch feuchten Sitz und trete in die Pedale. HA! Auch meine Kollegin hat den Wetterbericht nicht verfolgt. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Nach wenigen Metern bin ich durchnäßt, aber ich habe mich an den Regen gewöhnt, der mir die Sicht nimmt. Ich höre auf mein Gesicht zu verziehen und kann sogar die Augen richtig öffnen. Und so kalt ist es auch nicht. Ich fahre auf eine riesige Pfütze zu, ich kann kaum ausweichen und fahre durch. Hui! Wie schön das sprizt!

Und plötzlich bin ich wieder acht Jahre alt. Ich suche die nächste große Pfütze, trete kräftig in die Pedale, fahre mitten durch und heben dabei die Beine. Der Regen fängt an Spaß zu machen. Das Elektroset auf meinem MP3 Player ist gerade an meiner Lieblingsstelle angekommen. Ich fahre Schlangenlinien, von Pfütze zu Pfütze und versuche mit meinem Fahrrad zu tanzen. Ein Auto fährt vorbei und brettert durch das Wasserloch auf der Straße. Ein Schwall dreckiges Regenwasser trifft mich. Kurz bin ich empört, doch dann muss ich lachen. Egal...ich bin eh schon dreckig.

Weil ich so flott unterwegs bin, fang ich an zu schwitzen. Eigentlich wollte ich gleich in eine Bar, aber wie seh ich aus? Egal! Wer weiß schon was Schweiß und was Regen ist? Ich kann reinghen und sagen: "Man, was für ein krasser Regen!" Und keiner wird fragen: "Iih, warum bist du denn so nass?" Wie praktisch. Ich überquere eine Ampel. Noch zwei Minuten bis zum Ziel. Meine Haare hängen in Strähnen. Es hört auf zu regnen. Na toll! Hätte Petrus nicht wenigstens warten können, bis ich vor der Bar ankomme? Das schmälert meinen coolen Auftritt.

Sonntag, 5. Mai 2013

Dinge die nicht passieren sollten

Ich bin ein bißchen sauer und zwar auf den Smileys-Pizza Service. Sie hätten mir ruhig sagen können, dass sie einen neuen, gutaussehenden Lieferjungen haben. Nicht nur, dass ich wie Karl Arsch aussah in meinem Schlafanzug, als ich die Tür öffnete. Nein, mein Oberteil zierte auch noch ein wunderschöner Zahnpastafleck. Von meinen Haaren will ich gar nicht erst reden. 

An seinem verschmitzten Grinsen konnte ich erkennen, dass er mein Sonntagsoutfit amüsant fand. Ja, ja...ich hab bis um halb drei im Bett gelegen, gefrühstückt, mich nur die paar Meter zwischen Toilette, Küche und PC bewegt und nun keinen Bock gehabt zu kochen. 

Es hätte mich nicht gestört, wenn es der übliche mitte fünfzig-jährige mit dem Turban gewesen wäre. Aber wenn dann ein großer, tätowierter, gutaussehender Kerl vor der Tür steht, gehört dies definitiv auf die Liste "Dinge, die nicht passieren sollten".

Genauso wie:

- umknicken mit High Heels vor einer Gruppe Jungs
- in einem pompösen Kleid die Treppe rauf oder runterfallen
- beim ersten Date laut und geruchsvoll Furzen
- über den Professor lästern, während er hinter einem steht
- In den Bus kotzen
...
 
Diese Liste ist natürlich beliebig erweiterbar.

Donnerstag, 2. Mai 2013

Spontan verliebt

"Welchen Horror-Film kannst du empfehlen?" frage ich den Angestellten in der Videothek. Mit seinem zotteligem Zopf, der knöchrigen Figur, dem Metalband-Shirt und seiner leicht nerdigen Art, erfüllt er jedes Klischee eines Angestellten in einer Videothek. "Ääh...kommt darauf an, welche Art von Horror du magst", erwidert er. Ich scheine ihn leicht zu überfordern mit meiner Frage. Wir fangen an uns zu Unterhalten, er zeigt mir ein paar Filme. "Naja, in letzter Zeit sind nicht so viele gute Horror-Filme in den Kinos gewesen", sagt er. "Ja, ich weiß. Voll doof", antworte ich. Deshalb entscheiden meine Freundin und ich uns am Ende doch für "Wer ist Hannah?".

Plaudernd gehen wir zur Theke zurück. Und dann öffnet sich die Eingangstür. Mein Herz macht "Gagau...Gagau". Ein Typ kommt rein, etwa 1,85 m, hellbraune verwuschelte Haare, hübsches Gesicht, gut gebaut. Ich kann seine starken Arme sehen, weil er nur ein T-Shirt trägt. Nun gut, auch eine Jogginghose dazu, aber dennoch - er ist einfach schön und heiß und sexy und...ich schweife ab. Mein Herz macht also "Gagau...Gagau". Ruhig, denke ich, nur nicht anfangen zu sabbern. Ich werfe meiner Freundin einen vielsagenden Blick zu. Sie schaut mich an, grinst und nickt nur wissend. Der Kerl ist genau nach meinem Geschmack. Ich versuche hübsch auszusehen, hoffe er bemerkt mich und tu natürlich gleichzeitg so, als ob er mich nicht groß interessiert. Nur mal kurz gucken, wie rein zufällig die Blicke treffen lassen, dann wieder weiter plaudern.

Der Angestellte erzählt von weiteren Filme, die wir gucken sollten. Der heiße Typ steht in meinem Rücken. Mist! "Es gibt demnächst einen Film, mit dem Darsteller von Harry Potter. Der wird nur aus seiner Perspektive sein. Ihn selber sieht man nur, wenn er in den Spiegel guckt oder in eine Glasscheibe", erzählt er. "Oh, das klingt spannend. Den werde ich mir vielleicht angucken", sage ich. "Ja, aber weißt du, welcher Film noch gut ist?", sagt der heiße Typ. Ich drehe mich zur Seite. Er spricht mit mir! Er schaut mich an. Mein Herz flattert wieder wie ein Kolibri. "Welcher denn?", frage ich wie blöd, obwohl das von ihm wohl eher eine rethorische Frage ist. "Auch ein Horror-Film mit dem Harry Potter Darsteller: Die Frau in Schwarz", erwidert er. Dabei hält er seinen Kopf leicht schief und schaut mich an. Seine Hände hat er in den Taschen seiner Jogginghose. Draußen ist es heute Nacht einfach zu kalt, um ohne Jacke rum zu rennen, denke ich. Der muss hier direkt in der Nähe wohnen. Hat es sich bestimmt zu Hause gerade gemütlich gemacht und will entspannt einen Film gucken. Ich will mitgehen. "Oh ja, den habe ich im Kino gesehen. Der war gut. Ich hatte voll Schiss", sage ich begeistert. "Ich habe fast geweint", sagt er trocken. Ich muss lachen. "Oooh, du Armer", ich spiele bedauern vor, hebe kurz meinen Arm - wahrscheinlich, weil ich ihn aus Reflex trösten wollte. Leider, oder auch Gott sei Dank, steht er zu weit weg. Ich kann ihn nicht berühren.

Wir unterhalten uns noch kurz und verabschieden uns dann. "Viel Spaß noch euch zwei", sagen die beiden Jungs und schauen uns hinterher, wie wir den Laden verlassen. Als wir draußen sind, grinst meine Freundin mich an. "Den fands du gut oder?", sagt sie. "Oh jaaaa...ich will wieder zurück. Ich bin spontan verliebt. Er hat sogar mit mir geredet und ich hab nicht mal was gemacht dafür", brabbel ich los. Ich mag es einfach, wenn Männer die Initiative ergreifen. Wenn sie zuerst sprechen, wenn sie zuerst anrufen und nach einem wiedersehen fragen, wenn sie die Hand greifen, wenn sie ihr T-Shirt ausziehen, in meinem Schlafzimmer, wenn sie mich einfach küssen, wenn sie mich in den Arm nehmen...ich schweife wieder ab. "Hier gehen wir nächsten Freitag wieder hin", sag ich: "Vielleicht kommt er ja noch mal. Und dann kann er sein T-Shirt bei mir ausziehen."