Dienstag, 31. Dezember 2013

Gute Vorsätze - für 'n Arsch

Weihnachten ist vorbei, die Bäuche sind noch prall gefüllt und schon steht die nächste Feierei an. Das Jahr geht zu Ende, der Kalender fängt von vorne an - nur die Jahreszahl ist eine neue. Viele werden panisch: "Oh Gott, was habe ich dieses Jahr geschafft? Das mache ich nächstes Jahr besser." Dann wird versprochen, dass man mehr Sport macht, gesünder ist, weniger trinkt, weniger raucht, dem Chef die Meinung geigt, sich dann einen neuen Job sucht und sowieso wird das ganze Leben neu umgekrempelt.

Warum nimmt man sich das nur an Silvester vor? Ist es das Gefühl, dieses Jahr doch noch etwas gerissen zu haben? Oder ist es das Gefühl, dass etwas altes zu Ende geht und etwas Neues anfängt - quasi Endzeitstimmung? Dabei fängt ständig eine neue Zeit an. Jeden Tag wenn die Sonne aufgeht, jede Stunde, wenn der kleine Zeiger sich eine Zahl weiter bewegt. Jede Minute, wenn der große Zeiger einmal rum ist. Wer wirklich will, kann sich alle zehn Minuten etwas vornehmen. Etwa kann man sich beim Drücken der Schlummertaste sagen: "So, jetzt nehm ich mir aber wirklich vor, beim nächsten Klingeln aufzustehen." Geht doch auch. Einen Vorsatz fassen an Silvester, ist wie an Valentinstag wie alle anderen Blumen und Pralinen für seine/seinen Liebsten kaufen zu gehen - für 'n Arsch.

Silvester ist auch nur ein Datum, ein von uns Menschen gemachtes. Wir haben den Tagen Namen gegeben, der Zeit eine Ablesehilfe, von der wir uns verrückt machen lassen. Wir haben die Zyklen erkannt und sie benannt. Wir treffen uns nicht mehr in zwei Monden, sondern in zwei Monaten. Im Grunde geht doch nur ein Jahr zu Ende, damit wir nicht bis unendlich zählen müssen. Wir haben heute Tag 735110 Kalenderwoche 105015 seit der ersten Zählung der Tage - sehr grob gesagt. Und dann könnte man nicht jedes Jahr Silvester feiern, oder sich zur Geburt des Heilands beschenken. Man könnte sogar nicht seinen eigenen Geburtstag feiern. Hmm...bzw, vielleicht müssten man sich selber ausrechnen, wann man wieder Geburtstag hat. Es würde aber definitiv keinen Freitag den 13. mehr geben und man müsste lange warten, um das perfekte Schnapszahl-Heiratsdatum zu erwischen. 

Wie man es nimmt, nur weil Silvester ist, muss man nicht Dinge versprechen, die man gar nicht einhalten will. Was ich mir aber vornehmen sollte wäre, dass ich mich einfach mal rechtzeitig auf den Weg zu einer Verabredung machen und nicht zehn Minuten vor Abfahrt noch ungeduscht und nackt vorm Rechner sitzen sollte - in diesem Sinne: Guten Rutsch ins neue Jahr, man sieht sich.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Gedankenaufschreibgerät

Früher habe ich mir immer so ein Gerät gewünscht, dass einfach meine Gedanken aufschreibt. Ach was rede ich da...sowas will ich immer noch. Ich bin nämlich manchmal schrecklich schreibfaul oder ich will meine Hände gerade für etwas anderes benutzen - ich meine jetzt Essen oder Super Mario spielen. Aber so ein Gerät, dem ich meine Gedanken schicken kann und es macht dann *tipp*tipp*tipp*, das wäre so super.

Jetzt zum Beispiel, eigentlich habe ich Hunger, aber gleichzeitig möchte ich auch gerade aufschreiben, was ich aufschreibe, aber das geht nicht, weil ich nicht gleichzeitig tippen und knuspern kann. Und wenn ich aufgeknuspert habe, dann ist mein Gedanke vielleicht weg oder schon verdaut, so dass ich ihn gar nicht mehr aufschreiben mag - rede ich murks? 

Und falls ihr denkt, dann nimm doch ein Diktiergerät, ne, manchmal habe ich auch keine Lust zu reden. Meine besten Gedanken habe ich meist an zwei Orten, auf der Toilette (und hier bin ich wirklich nicht in Plauderstimmung) und in meinem Bett kurz vorm Aufstehen, im Halbschlaf. Immer dann, wenn ich mit einem Bein noch in meiner Traumwelt hänge. Ich formuliere Texte oder Geschichten, die hier leider nie ankommen. Dann müsste ich ja aufstehen, meinen Rechner anmachen, ein Dokument öffnen und dann auch noch schreiben. Dann bin ich ja wach und die Stimmung ist vorbei. Ich könnte auch mein intelligentes Handy nehmen und dort ein wenig rumtippen, aber selbst das wäre mir zu anstrengend. 

Außerdem klingen manche Gedanken komisch, wenn man sie ausspricht, besonders wenn sie noch nicht richtig ausformuliert sind. Im Kopf lässt sich da viel besser rumschrauben. Die These steht in der Mitte und es werden hier und da ein paar Wörter ausgetauscht, ein Satz weggestrichen oder hinzugefügt, wenn ich das alles aussprechen würde, was ich denke, würde ich den ganzen Tag nicht aus dem Bett kommen. Deshalb formuliere ich im Gedanken Bücher, nehme mir vor, das gleich alles aufzuschreiben. Und wenn ich dann aufstehe, lasse ich meine Gedanken liegen, nehme sie doch nicht mit. Die sind dann empört und verkriechen sich unter der Decke.

Was sich da für Geschichten in meinem Bett rumtreiben - mindestens genauso viele, wie es Milben in meiner Matratze gibt, wobei die Geschichten spannender sind. Vielleicht liege ich ja auch deshalb so gerne in meinem Bett - nicht wegen der Milben - weil überall so viele gute Ideen rumliegen, die weitergedacht werden oder verändert oder doch verworfen werden könnten. Und weil ich es dann dabei so kuschelig warm habe, eventuell. In diesen Momenten, wäre ein Gedankenaufschreibgerät echt praktisch.

Montag, 9. Dezember 2013

Hilfe, Polizei!

Vor sechs Tagen lebte ich noch in der Großstadtanonymität. Vor sechs Tagen wusste ich von meinen Nachbarn noch kaum bis gar nichts. Vor sechs Tagen wusste ich, dass mein Nachbar gegenüber Alkoholiker ist, dass der neben mir gerne Freunde zu Besuch hat und Nachts stöhnt. Ich wusste, dass sich das Paar unter mir sehr häufig streitet, das dort mal ein Kind war. Ich wusste, aus welcher Wohnung der Geruch von Gras kommt, wo der Inder wohnt, der mich zum Wein eingeladen hat. Ich kannte keine Vornamen, wusste nicht wie es in den Wohnungen aussieht oder was meine Nachbarn so machen. Bis vor sechs Tagen, die Frau unter mir nach Hilfe rief. 

Das Paar streitet sich wieder, sehr heftig. Er steht im Hausflur, vor der Tür und tritt dagegen, so heftig, dass meine Tür wackelt. Und dann höre ich es splittern und die rufe der Frau: "Hilfe, hilfe Polizei." Ich telefoniere zum dritten Mal an diesem Tag mit der Polizei, die zum Glück noch vor Ort ist. Dem Lärm im Treppenhaus zufolge ist er abgehauen und eine Nachbarin ist bei ihr. Ich geh auch raus, rufe für sie einen Tischler an, weil ihr Typ ihr Handy kaputt gemacht hat. Dann geh ich zurück in meine Wohnung. Zwanzig Minuten später klingelt die Geschlagene an meiner Tür. Sie würde gerne den Tischler nochmal anrufen und O2, damit wenigstens ihr Festnetz funktioniert. Hätte ich es doch gelassen, hätte ich doch gesagt, dass sie zur Telefonzelle gehen soll, die genau gegenüber steht.

Seit sechs Tagen klingelt sie nun bei mir, bis zu fünfmal täglich. Sie will telefonieren, mit O2, dem Tischler oder ihrer Betreuerin, der sie sagt, dass sie eine Anzeige gegen ihre Mutter machen soll, weil ihr Bruder ihre kleine Tochter sexuell missbraucht. Wenn das stimmt, warum geht sie nicht direkt zur Polizei?! Sie stresst mich. Sie stört mich beim Schreiben, stört mich, wenn ich morgens zur Arbeit gehen will, klingelt wenn ich gerade mal zehn Minuten zu Hause bin. Sie klingelt um neun Uhr morgens und um zehn Uhr abends. Und wenn ich ihr sage, dass ich jetzt meine Ruhe haben will, dass es nach zehn ist, dann ist sie auch noch sauer.

Ich will das alles nicht mehr wissen. Ich will auch nicht mehr wissen, wie es bei meinen Nachbarn aussieht, ich will auch nicht wissen, das angeblich mein Alkoholikernachbar, mit der Frau gepimpert hat, die seit Tagen meine Wohnung verseucht mit ihren Problemen, dass sie angeblich mehrere Monate in der Geschlossenen war. Ich will auch nicht mehr wissen, dass meine andere Nachbarin beobachtet hat, wie sich die angeblich Geschlagene selber verletzt hat, wie sie bei einem Streit auf dem Hausflur ihren Kopf in die Hand genommen hat und ihn selbst gegen die Wand gehauen hat, um es ihm in die Schuhe zu schieben. Ihr verkorkstes Leben dringt in meins, die gemütliche Atmosphäre ist voll mit ihrem Stress.

Ich habe Angst, wenn ich höre wie ihre Tür aufgeht, habe Angst wenn ich nachhause komme, dass sie mich dabei hört und sie fünf Minuten später bei mir klingelt. Ich kann mich nicht entspannen, in meiner eigenen Wohnung. Ich will meine Ruhe zurück, meinen Rückzugsort, meine Anonymität.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Mein Buch-Projekt

Ich habe vor ein Buch zu schreiben. Keinen Roman, dass wäre ja zu einfach. Vielmehr möchte ich zwei bis drei Monate durch Südamerika reisen, mich nicht nur mit vielen Menschen unterhalten, sondern mich auch mit ihnen prügeln - im Boxclub versteht sich. Dort wird meine Reise auch beginnen, in einem Amateurboxclub in Quito, Ecuador. 

Ich werde mit den Sportlern die Handschuhe kreuzen und diese führen mich dann zu ihnen nach Hause, zu ihren Bekannten, Verwandten, Freunden, Drogendealern oder Feinden. Diese wiederum werden mich zu ihren Bekannten, Verwandten, Freunden, Drogendealern oder Feinden leiten - so wandere ich nicht von Ort zu Ort, sondern von Mensch zu Mensch. Und als Zwischenstation gibt es stets einen Boxclub, oder auch mal einen Untergrund-Fightclub in dem sich Bananenpflücker ein paar heftige Bare-Knuckle-Fights liefern. Mit meiner Fotokamera werde ich möglichst viele Bilder schießen, von den Menschen mit denen ich spreche, den Häusern in denen sie leben, den Veranstaltungen, die sie besuchen und natürlich den Boxclubs, in denen sie schwitzen. Einige der Fotos werden im Buch erscheinen. Alle Bilder wird es exklusiv in einem privaten Fotoblog geben.

Für dieses Projekt benötige ich natürlich finanzielle Hilfe - deine Hilfe, weil ich die Kosten alleine nicht stemmen kann. Im Gegenzug bekommt jeder meiner Unterstützer etwas von mir zurück. Zum Beispiel einen Zugang zum exklusiven Fotoblog, eine Einwegkamera mit Fotos, die ich während der Reise nur für ihn gemacht habe und mein Buch gibt es am Ende dann natürlich auch.

Schaut euch doch einfach mal, auf dieser Seite um. Dort findest du mehr Infos zu meinem Projekt und den jeweiligen Prämien: https://krautreporter.de/boxclub


Ich danke dir, für deine Unterstützung.
PS: Du hilfst mir auch schon, wenn du mein Vorhaben weiterleitest und davon erzählst.



Crowdfunding - Eine Reise durch Südamerika von Mensch zu Mensch from Elena Ochoa on Vimeo.

Freitag, 29. November 2013

Nerd Geständnis

Ihr habt euch bestimmt alle einmal gefragt: "Was zum Teufel bedeutet eigentlich namiswaan? Und warum hat die Miss Mutig so ihre Website genannt??"Es ist an der Zeit ein Geständnis zu machen: Ich stehe auf Mangas/Animes! Ich mag die überzeichneten Figuren mit ihren großen Augen, die bunten Frisuren, die Augenbrauen, die über den Haaren wachsen, Piraten die Teufelsfrüchte essen und plötzlich aus Gummi, Feuer oder Eis sind, Ninjas, die übers Wasser laufen können oder ihr Chakra sogar als Waffen benutzen, Todesengel die sich langweilen und mit den Menschen spielen oder Halbdämonen, die sich in Priesterinnen verlieben. Das ist für mich Kreativität pur, Fantasie die durchdreht. Darauf steh ich, auch wenn ein Freund mir neulich sagte: "Animes kommen für mich direkt nach Schlager." Pöh!

Und deshalb ist Nami nichts anderes als eine meiner Lieblingsfiguren, ein Piratin, aus meinem Lieblingsanime: One Piece. Das -swaan ist die Verniedlichung des Suffixes -san. Die Japaner legen Wert auf Höflichkeit und Etikette, deshalb hängen sie hinter jeden Namen als Anrede ein Suffix. Das -san heißt eigentlich so viel wie Herr/Frau, hier in dieser Form entspricht es aber eher dem deutschen -lein, also Namilein. Und der liebestolle Sanji kann einfach so wunderbar nach seiner Nami-swaaan rufen. Sie ist übrigens die mit den orangen Haaren. 


Zu einem richtigen Nerd gehört aber auch immer ein Rollenspiel - hab ich auch gemacht, allerdings nur virtuell. Dreimal dürft ihr raten, wen ich gespielt habe: Nami! Und es hat viel Spaß gemacht. Ich habe meine Crew getroffen, hing im virtuellen Anime-Café rum, traf mich dort mit anderen Charakteren aus anderen Serien und manchmal kämpften wir auch gegen unsere Feinde. Das hat mich so schön abgelenkt von meinem Jura-Studium - besser als putzen.

Bei Liebeskomödien mit Kahterine Heigel oder Cameron Diaz kommt mir das Brechen, aber wenn das geliebte Schiff der Strohhutpiraten zerbricht und sie Abschied nehmen müssen, heule ich wie ein Schlosshund. Wenn Sarah Jessica Parker mit ihren Freundinnen über Sex redet, schalte ich lieber zu Detektiv Conan, dem hochintelligente 17-Jährige Detektiv, der wegen eines Giftanschlags wieder den Körper eines Grundschülers hat. Wenn die verzweifelten Hausfrauen sich versuchen gegenseitig umzubringen, schaue ich mir lieber Naruto an, der seinen besten Freund lieber halbtot kloppen möchte, bevor er ihm zum bösesten aller Ninjas überlaufen lässt. Das ist doch wahre Freundschaft.

Ich steh zu meinen Vorlieben. Und diesem Hobby kann ich auch ganz alleine nachgehen. Ist glaub ich auch besser so. Dann fühl ich mich nicht so gehemmt, falls ich wieder mal weinen muss, weil Rock Lee seine schweren Verletzungen überlebt hat und doch wieder als Ninja kämpfen darf.

Sonntag, 24. November 2013

Katzen-Kerle und Hunde-Männer

Es gibt Männer, die schauen dich aus treu-doofen Augen an, rennen dir hinter her, wenn du pfeifst und schnuppern an deinem Hintern, wenn du dich umdrehst. Sie lecken deine Füße, rollen sich unterwürfig auf den Rücken und legen ihre Pfote auf dein Knie, damit du endlich mit ihrem Stöckchen spielst. Diese Männer sind wie Hunde, die hechelnd neben dir her traben. 

Sie kommen zu dir, begrüßen dich freudig, wedeln mit ihrem Schwanz und betteln fiepend um deine Aufmerksamkeit. Manch einer pinkelt vor Freude sogar auf deinen Boden. Wenn sich ein anderes Männchen nähert, fängt das Gebelle und Geknurre an. Der Hund bleibt immer in deiner Nähe, bewacht dich, passt auf, dass kein Fremder in seinem Revier wildert. Und wenn du Probleme hast, kannst du dich darauf verlassen, dass er dir hilft und treu zur Seite steht. Wenn du ihn ärgerst, musst du aber damit rechnen, dass er deine Schuhe zerkaut - deine Liebsten - quasi als stiller Protest. Das sind die Hunde-Männer.

Und dann gibt es da noch die Katzen-Kerle. Sie schleichen erst um dich herum, beobachten dich aus der Ferne. Ihr Blick wirkt intelligent, ruhig, beruhigend, sexy - aber auch abschätzend. Der Katzen-Kerl kommt zu dir, wenn er will, streicht mit seinem Körper an deinem Körper vorbei, drückt sich an dich zum Schmusen. Er ist neugierig, will alles wissen. Aber sie sind auch scheu...man muss ihnen seine Hand entgegenhalten, damit sie vertrauen entwickeln, sich an einen gewöhnen. Ist man dann im Herzen eines Katzen-Kerls, darf man ihn auch schmusen, ihn auf den Arm nehmen. Er zeigt dir was er dir mitgebracht hat, legt dir seine Beute vor die Füße und möchte gelobt werden. Im Gegenzug legt er sich in deine frische Wäsche, zerkratzt deine Möbel, und kotzt auf den Teppich. Aber wenn du traurig bist, kommt er dich trösten, wenn deine Füße kalt sind, hält er sie warm, wenn du auf dem Sofa liegst, brauchst du keine Decke. Und Spinnen kann er auch sehr gut entfernen.

Der Hunde-Mann braucht Aufmerksamkeit, viel Aufmerksamkeit. Er möchte immer spielen, rausgehen, rumrennen, überall hinpinkeln - am besten natürlich mit dir an seiner Seite. Sich alleine beschäftigen kann er auch, aber das macht ihm nur halb so viel Spaß, wie mit dir. Er ist immer aktiv. Es sei denn er ist mehr der Bernhardiner, dann kann man auch mal einen gemächlicheren Gang einlegen. Der Katzen-Kerl hingegen, der kann sich auch mal alleine beschäftigen. Er kann stundenlang aus dem Fenster starren oder sich an einem Fussel erfreuen. Auch er mag Bälle, rumrennen und mal ordentlich Gas geben, aber er stupst dich dabei nicht jedes Mal mit seiner Nase an, damit du den Ball wirfst. Du kannst auch mal gemütlich auf der Couch sitzen, während die Katze durchdreht, telefonieren, dich mit Freunden treffen, das durchdrehen schafft sie ganz alleine.

Beide Typen haben ihre Vor- und Nachteile. Der eine ist eigenwillig, neugierig, intelligent und verschmust, der andere loyal, demütig, gehorsam und wachsam. Das heißt nicht, dass ein Katzen-Kerl keine Eigenschaften des Hunde-Mannes besitzen kann und anders herum. Unterschiedlich sind sie dennoch. Und für mich persönlich heißt es in der Regel: Hunde gehören in den Korb und Katzen in mein Bett. Miau!

Samstag, 9. November 2013

Schmackos, Rihanna und Kid Rock

Ich bin auf einer Party, einer richtig fetten, in einem noblen Club. Wir, eine Gruppe von mir noch unbekannten Kollegen und ich, wurden zur Einstimmung auf den bevorstehenden Job von unserem Arbeitgeber eingeladen. Sogar eine Loge im VIP-Bereich des Clubs wurde reserviert - inklusive Getränke. Es gibt Whisky, Sekt und Champagner. Kein Vodka? Was für ein doofer Traum. Rihanna ist auch da. Sie wird mit uns arbeiten. 

Was wir am nächsten Tag eigentlich zu erledigen haben, weiß ich immer noch nicht. Aber hey...lasst uns feiern. Ich nehme mir eine Flasche Whisky und trinke. Ich setze mich zu einem Kollegen auf die riesige Couch. "Puuh, ich bin ganz schön betrunken", sag ich zu ihm und lege meinen Kopf auf seinen Bauch. Er legt seine Hand auf meinen Kopf und tätschelt ihn. "Ich auch", sagt er. Trotzdem steh ich auf, schnappe mir eine Flasche Champagner, um mit Rihanna anzustoßen. Die hat aber gerade Beef mit einer anderen Kollegin. Da will ich nicht dazwischen funken und trinke mein Glas Champagner alleine. 

Die meisten gehen jetzt ins Bett, wir müssen ja am nächsten morgen früh raus. Ich gehe also auch auf mein Hotelzimmer. Es liegt neben dem von Rihanna und der Kollegin, mit der sie sich gerade gestritten hat. Irgendwie kann ich im vorbei gehen in die Zimmer sehen. Die Kollegin schläft, oder ist bewusstlos - ich kann es nicht genau erkennen. Aber wenn sie aufwacht wird sie sich wundern, ihre beiden Arme und ihr Oberkörper wurden mit Ketten an das Kopfende des Bettes gefesselt. Sie sieht ein bisschen wie ans Kreuz genagelt aus, nur das sie dabei auf dem Bett sitzt. Dann sehe ich in Rihannas Zimmer. Auch sie ist in der gleichen Position ans Bett gekettet. Sie lächelt aber und freut sich über den Streich, den sie der Kollegin gespielt hat. Sie hat keine Sorge wegen der Ketten, schließlich kann sie sich selber daraus befreien, sie schläft nämlich immer so. Ich gehe schnell weiter und bin froh, dass ich keinen Beef mit Rihanna hatte.

Ich lege mich also in mein Hotelbett, der Kopf dreht sich wegen des Alkohols. Mein Telefon klingelt, es ist vier Uhr morgens. Am Telefon ist meine Mutter: "Warum ruft sie mich so spät noch an? Ist was passiert?". "Und? Hast du dich schon entschieden, welche Schmackos du essen möchtest?", fragt sie mich. Schmackos? Das ist doch Hundefutter!? "Ne, hab ich nicht. Mama, warum fragst du mich um vier Uhr morgens, welche Schmackos ich essen möchte?", erwidere ich. "Und was ist mit den Büchern, die ich dir geschickt habe? Wie findest du sie?", fragt sie weiter. Ich schaue auf mein Bett und entdecke drei Pixi-Bücher. "Ach ja, die fand ich gut", ich nehme eines in die Hand, öffne es und schaue mir das Bild an. Ein Fluss, eine Brücke, eine Stadt. Venedig? Ich falle in das Bild hinein, bin auf einmal in dieser Szene und sitze in einem Boot. Ich steige aus und gehe eine Straße lang. "Mama, es ist schon spät, wir müssen morgen früh aufstehen", auf einmal fällt mir etwas ein: "aber gut das du mich anrufst. Ich muss noch ganz dringend in den Guipavasring. Danke, ich muss dann los." Ich lege auf. Ich hab die Straße anschließend gegoogelt, dort ist der Kindergarten meiner Nichte.

Mein Weg führt weiter durch die Straßen dieses Pixi-Buchs. Weil ich den Weg zu meinem Ziel nicht kenne, halte ich ein Taxi an. Der Fahrer hält am Straßenrand, steigt aus und kommt um das Taxi herum - es ist Kid Rock. Ich will einsteigen, folge Kid Rock zur Tür und sehe, dass er einen riesigen Bus fährt. "Ja, der ist super. Damit kann ich jede Menge Freunde mitnehmen", sagt er, als er mein erstauntes Gesicht sieht. Ich will einsteigen, aber es scheint eine unsichtbare Barriere zu geben, die mich nicht reinlassen will. Deshalb stelle ich mich aufs Trittbrett und halte mich an den Haltegriffen des Busses fest. Auch Kid Rock sitzt nicht wirklich im Bus, mit einem Bein steht er auf seinem Trittbrett, mit dem anderen gibt er Gas, viel Gas - bis er abspringt, um sich etwas in einem Schaufenster anzusehen. "Äääh", denke ich: "Wer steuert jetzt den Bus?" Ich fahre weiter, sehe Kid Rock immer kleiner werden. Neben mir fährt ein winziges Cabrio, in das sich drei sehr, sehr, dicke, nackte Frauen gequetscht haben. "Das ist aber sehr gefährlich, was du da machst", sagt die Fahrerin. "Ja, danke ich weiß", erwidere ich patzig. 

Ich kletter nach vorne und stehe nun auf dem Trittbrett neben dem Lenker. An die Pedale komm ich nicht, wegen der Barriere. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als dem Bus die Richtung zu weisen. Ich greife das Lenkrad und meine Perspektive wechselt. Auf einmal sehe ich den Bus unter mir, sehe mich von oben, wie ich das Lenkrad halte. Es sieht aus, wie beim ersten Teil von GTA - alles aus der Vogelperspektive. Anfangs klappt es noch sehr gut mit dem Lenken, aber dann komme ich ins Schleudern. Der Bus überschlägt sich, die Fahrt ist vorbei, Kid Rock kommt angelaufen. Er ist erschüttert, weil ich seinen Bus kaputt gemacht habe. Ich steh bedröpelt am Straßenrand, schaue auf die Massenkarambolage, die ich verursacht habe und kann mich nur kleinlaut entschuldigen.

Ich wache auf, denke an den Guipavasring und frage mich: "Warum zum Teufel wollte ich Schmackos essen?" Was das Hundefutter und eine in Ketten gelegt Rihanna in meinem Traum verloren haben, kann ich nicht deuten. Eine Taxifahrt aber kann heißen, dass ich mich vielleicht wirklich auf eine Reise begeben soll, dass ich vielleicht wirklich an einen anderen Ort ziehen soll, so wie ich es mit eventuell vorgenommen habe. Der Traum könnte dann eine Anregung zu meinem endgültigen Aufbruch sein. Hmm... ich denke es wird Zeit, wirklich mit den Vorbereitungen für meine Reise anzufangen. Vielleicht werde ich dann wirklich Kid Rock als Taxifahrer haben. Ich hoffe nur, ich mach ihm dann nicht sein Auto kaputt.

Mittwoch, 6. November 2013

Es war 1974...

...Helmut Schmidt löste Willy Brandt als Kanzler ab, US-Präsident Richard Nixon tritt wegen der Watergate-Affäre zurück, in Deutschland ist man nun ab 18 Jahren schon volljährig und meine Eltern beschließen, unabhängig voneinander, nach Hamburg zu ziehen. Meine Mutter kam aus dem Saarland, wollte Krankenschwester werden und mein ecuadorianischer Vater - na, der wollte sich einfach mal die WM in Deutschland angucken. "Ich bleib aber nur drei Monate", sagt er. Und nun, fast 40 Jahre, später sitzt er immer noch in meiner Küche und erzählt Geschichten.

Während mein Vater damals noch lernen musste, dass man sich in Deutschland bei einem Streit nicht gleich prügelt, stolzierte meine Mutter mit ihrem Mini-Rock über die Lange Reihe - damals noch der Babystrich - und wunderte sich, warum sie ständig gefragt wurde, was sie koste. Sie war eben die 18-jährige Unschuld vom Lande. Deshalb war sie auch peinlich berührt, als sie herausfand, dass Kasernenpartys eigentlich eher Fleischbeschauungen sind und weniger gediegene Tanzabende. "Mir wurde gesagt, das sind ganz tolle Partys", erklärt sie mir. Deshalb stieg sie mit den anderen Schwesternschülerinnen in den Bus, um direkt zu den Soldaten gekarrt zu werden. Und nein, es war nicht so romantisch wie im Film Pearl Harbor.

Papa lernte deutsch und suchte nach einem Job - als Kellner wäre perfekt. Sein italienischer Kollege, der genauso wenig deutsch sprach und verstand, fand eine super Anzeige in der Zeitung: "Gut bezahlte Servicetätigkeit am Abend, für junge Dynamische. Topless." Was ist topless? Keine Ahnung, aber hey...gut bezahlt. Mein Vater griff zum Hörer und wählte die Nummer. "Ich habe gelesen, sie suchen noch Kellner?", seine Frage. "Ja, das stimmt", sagte der Mann am Telefon: "Aber hast du Titten?" "Hab ich was??" "Na Titten! Topless, oben ohne, für Frauen!" Mein Vater und sein Kollege haben diesen Job nicht bekommen. Dafür wussten sie nun, was topless heißt. Wieder was gelernt.

Einen Job hat mein Vater trotzdem gefunden, genau wie Möglichkeiten mit wenig Geld zu leben: Essen in der Uni-Mensa, Enten auf der Alster fangen, sich mit meiner Mutter eine 18qm Wohnung teilen, zur Hochzeit das weiße T-Shirt von meiner Mama tragen - aber das sind alles andere Geschichten.

Auch als ich schon da war, hatten wir nicht viel, aber ich hatte alles was ich brauchte: Eine Schwester, meine Eltern, eine Familie, ein Etagenbett, ein paar Spielsachen, viel Aufmerksamkeit. Mir hat es an nichts gefehlt. Wer braucht ein Smartphone, eine dicke Karre, ein großes Haus und teures Essen, wenn er eine Familie hat, die einen liebt und fördert, die einen bei dem unterstützt, was man sein möchte, die einen hält wenn man weint? Ich war sehr glücklich in unserer 65qm Wohnung für vier Personen.





Freitag, 1. November 2013

Nächtliches Gezirpe

Kennt ihr das? Ihr liegt im Bett, kuschelt euch in eure Decke. Seit schon im Einschlafmodus, döst vor euch hin und freut euch auf eine Runde Schlaf. Langsam gleitet das Bewusstsein davon, man fängt an zu träumen, die Geräusche werden leiser und gedämpfter, die Autos werden zu einem Rauschen, der Wind zu einem sanften Säuseln, das nervige Geräusch dafür immer durchdringender und du fragst dich: WAS ZUM TEUFEL IST DAS FÜR EIN KRACH!!!??

Ich hab es gehört und jetzt kann ich es nicht mehr überhören. Es klingt wie das zirpen einer Grille und es wird mit jeder Sekunde lauter. Was kann das sein? Eine Alarmanlage, die drei Straßen weiter läutet? Ich kann es nicht orten und nicht zuordnen. Nur zuhören kann ich und mir vorstellen, wie eine gigantische Grille vor meinem Zimmer im 4. Stock sitzt und mir ihre blöden Beine ins Fenster hält. Ich brauche ein Gewehr, nein eine Bazooka, einen Raketenwerfer - irgendetwas. Wie Donald Duck, denke ich, so fühle ich mich gerade. Wie Donald der von seinem widerspenstigem Rollo und einem tropfendem Wasserhahn terrorisiert wird, bis er am Ende fast durchdreht.

 

An schlafen ist nicht mehr zu denken, das einzige worauf ich mich nur noch konzentrieren kann ist das Gezirpe. Es dringt in mein Ohr, in meine Ohrmuschel, übers Trommelfell bis ins Gehirn und spielt an meinem inzwischen äußerst dünnen Geduldsfaden. Ich sehe mich aufstehen, zum Fenster rennen, blöde nach links und rechts gucken und ihn die Nacht brüllen: Hör endlich auf!! Langsam steigt mein Puls und die Wut, gemischt mit Verzweiflung, steigt in mir hoch. Ich bin kurz vorm ins Kissen beißen und dann - ist es weg? Ich lausche, warte, traue mich kaum zu atmen. Welch Seelenfrieden, es hat aufgehört. Nun kann ich sanft in den Schlaf gleiten.


Sonntag, 27. Oktober 2013

Es war einmal...

Eigentlich wollte ich mich ja darüber beschweren, wie sich die Mode der jungen Mädchen in den letzten Jahren verändert hat. Nach dem Motto: "Also, ich sah mit 13 Jahren auch noch aus wie 13 und heute sehen diese Mädchen aus wie 21. Die wissen doch gar nicht, was sie mit solch einem Outfit bewirken..." Stimmt immer noch, aber als ich in meiner alten Fotokiste rumwühlte, um nach Bildern zu suchen, die mich als 13-jährige zeigen, habe ich auch alte Briefe gefunden, die ich mir mit meinen Freundinnen im Unterricht geschrieben habe.

Sehr schön fand ich diesen Brief, den ich mit meiner besten Freundin im Physik-Unterricht geschrieben habe. Ich glaub wir waren 14 oder so:

Sie: Sie hat einen Popel im linken Nasenloch. Sven 2. (Der hatte auch ab und zu Popel in der Nase.)
Ich: Ich kann ihn sehen. Man, ist der groß.
Sie: Gautschi, ne? Ist das eklig. Wollen wir ihr sagen, dass sie so machen soll. (Meine Freundin hat hier eine Wegwisch-Bewegung gemacht)
Ich: Lass mal, dann müssen wir uns das nicht angucken.
Sie: Schenau. Oh man, kack Laser, so'n Schwachsinn, oder? Brechung?
Ich: Ja, lass mal Playtation spielen.
Sie: Playtation willst du spielen? Nein, sie hast eine Playtation.
Ich: Ich haste gestern eine Nintendo 64 bei sich.
Sie: Du hastest eine Nintendo 64 bei dich?
...

und dieser Brief, den ich mit einem Klassenkamerad während des Philosophieunterrichts geschrieben habe:

Ich: Na, mein Prinz!
Er: Na, Prinzessin, wie war mein überaus glorreicher Schuss? (Er meinte wohl den Brief, den er geworfen hat)
Ich: Ein Schuss ins Leere, aber mitten in mein Herz!
Er: Darüber, dass ich dein Herz im Sturm erobert habe, bin ich sehr glücklich. Ich dachte immer, du stehst wie ein Fels in der Brandung, der sich von mir nicht erobern lässt.
Ich: Das war einmal, doch du hast das Eis gebrochen, dass auf meiner Bergspitze war. Nun hast du aus diesem Eisberg einen Vulkan entstehen lassen.
Er: Mi Amore, welch Worte aus deinem zarten Munde.

Wir haben unsere Lehrerin natürlich nicht auf ihren Popel hingewiesen. Darüber reden war viel schöner. Und mein Philosophie-Lehrer meinte zu mir: "Um dich herum entsteht immer so eine leichte Albernheit." Anstatt sich so langweiligen Dingen wie Schillers "Die Räuber" zu widmen, Wellen zu berechnen, oder die Ankathete durch die Hypotenuse zu teilen habe ich lieber über Popel geredet. Hätte ich doch mal besser aufgepasst, mitgeschrieben was an der Tafel steht, dann wäre mein Abi auch etwas besser gewesen. Ich hätte mehr Zettel gehabt, von denen ich lernen kann, oder verstanden, was ich da tu - Aber wen interessiert das Abi jetzt noch? Und eine Hypotenuse musste ich bisher auch nicht mehr berechnen. Dafür hab ich jetzt lustige Erinnerungen auf Papier, kleine Comics, die wir im Unterricht gezeichnet haben, Liebesbriefe die vor Schmalz triefen und ein Einblick in mein Jugendliches Ich. Das war also mal ich? Gut, so vergesse ich das wenigstens nicht. Und das nächste Mal, wenn ich ein paar unlustige Jugendliche in der Bahn sehen, werde ich mich an diese Briefe erinnern und denken: "Darüber hättest du bestimmt früher auch gelacht."

Im Übrigen habe ich noch zwei Fotos gefunden, die ich euch gern zeigen möchte. Und nein, ich schäme mich nicht...das war ich eben auch mal ;)

Das bin ich mit 13 Jahren, auf einem Klassenausflug in Lübeck. Ich trage meinen Lieblingspulli.
Und dieses hier ist ein ganz wunderbares Foto, das meinen einzigartigen Modegeschmack zeigt. Man beachte das Biohazard-Band Shirt, die damals echt angesagte Addidas-Aufreiss Hose und mein Nick Carter Kissen mit dem ich posiere. Schön! Hier bin ich ungefähr 15.

Mittwoch, 16. Oktober 2013

politisch Korrekt

Zigeuner Soße - FALSCH. Negerkuss - FALSCHFALSCH. Du Mongo - Uuuuh, böse! Es gibt viele Begriffe in der deutschen Sprache, die Minderheiten in unserer Gesellschaft bezeichnen. Spagettifresser, Polake, Hartzer, Fischkopp... Okay, einige dieser Begriffe sind einfach geschaffen worden, um offensichtlich zu beleidigen. Manche sind einfach alt und meist ohne bösen Willen entstanden. Früher hat man eben Zigeuner gesagt, oder auch Neger. Dann wurde die rumänische Soße eben salopp Zigeuner-Soße genannt und der Schokokuss, na der war schwarz - sieht doch aus wie ein Neger. Früher hat man nicht darüber nachgedacht, dass solche Begrifflichkeiten irgendwen verletzen könnten. Sollte doch nur neckisch sein.

Ich selber empfinde diese Begriffe nicht als verletzend. Wenn ich das Wort "Negerkuss" höre, denke ich an früher, an meine beste Freundin, die minutenlang ihren Schaumkuss suchte, sich drehte und wendete, während ich vor Lachen fast vom Sofa fiel, klebte besagter Schaumkuss nämlich mitten auf ihrem Rücken. Erst als ich eben diese Geschichte der afrikanischen Mitbewohnerin eines Freundes erzählte und diese bei dem Wort "Negerkuss" stutze, wurde mir bewusst - uups, stimmt, dass klingt etwas rassistisch. Auch wenn ich einen Begriff nicht schlimm finde, weil dieser mich nicht betrifft, kann er für andere wie kratzende Nägel auf einer Tafel sein. Gut, dann verwende ich eben das Wort „Schaumkuss“, oder „Roma-Schnitzel“. Ist ja nur ein Wort, solange diese Lebensmittel noch genauso gut schmecken.

Manchmal aber, da finde ich übertreiben einige mit ihrer politischen Korrektheit. Frauen zum Beispiel. Versteht mich nicht falsch, ich bin eine Feministin, ich bin stolz eine Frau zu sein, ich bin für Frauen in Führungspositionen, ich bin für die Gleichberechtigung und ich kann es nicht leiden, wenn Männer auf mich herablächeln, einfach weil ich eine Frau bin und meine Aussagen für sie weniger wert sind. Aber warum bestehen einige so extrem auf diese Zusätze wie das „/innen“, oder dem „frau sagt…“? Besonders letzteres finde ich albern. Wozu brauch ich als Frau eine Extrawurst? Zeigen nicht gerade diese Unterscheidungen, den Unterschied zwischen Mann und Frau?
 
Es ist doch irgendwie paradox, dass man sich mit Männern gleichstellen will, indem man zwanghaft überall ein „/innen“ anfügt, damit man in jedem Fall merkt, dass ich ein anderes Geschlecht habe. Bin ich jetzt weniger Frau, wenn ich mich mal als Journalist und nicht als Journalistin bezeichne? Frauen und Männer sind unterschiedlich, das ist so und wird auch immer so sein. Gleichberechtigung ist eine Sache von Respekt und den bekommt man nicht, wenn man ein "/innen" hinten anfügt.

Montag, 14. Oktober 2013

Im Keller

Der Bass dröhnt aus den Boxen. Die Gläser klirren, der Alkohol fließt. Die Partygäste stehen gelangweilt in der Ecke. "Wo ist denn die Stimmung hin?", fragt die Sorge die Verzweiflung: "Ich hab sie vorhin in den Keller gehen sehen. Ich wusste nicht, was ich tun soll." "Scheiße", sagt die Sorge: "Was machen wir denn jetzt? Wo ist die Motivation?" "Die war schon vorher unten," sagt die Verzweiflung.

Im Keller: Gedämpfte Musik ist zu hören. Unter der Tür strahlt Licht in den ansonsten dunklen Raum. Zwei Schemen sitzen am Ende der Treppe auf der Stufe. Sie trinken Bier. "Und? Was treibt dich nach unten?", fragt die Motivation. "Du. Ich hab gesehen, wie du hier runter gegangen bist. Was machst du hier?", sagt die Stimmung. Die Motivation atmet einmal tief ein und aus: "Die Sorge geht mir gerade ganz schön auf den Sack. Und ihre beste Freundin, die Verzweiflung stachelt sie auch noch an", sie nippt an ihrem Bier. "Was ist wenn dies, oder wenn das, oder was tust du wenn doch das... Und dann kam auch noch die Fantasie dazu. Da bin ich durchgedreht." Die Stimmung lacht: "Ja, das kenn ich. Die Fantasie liebt es, den beiden die übelsten Szenarien vorzuspielen. Da ist sie ganz groß drin." 

Die Motivation nickt und lässt dann einen dumpfen Lacher von sich hören. "Weißt du noch...", sagt sie: "...als wir neulich mit den Dreien und der Liebe unterwegs waren?" Die Stimmung schlägt die Hand vor ihr Gesicht: "Oh man, ja. Die haben schon fast geheult", sie äfft die Fantasie nach: "Er liegt jetzt mit ihr im Bett, streichelt sie, küsst sie und ihr...ihr sitzt auf eurer Couch und schaut Ariel die Meerjungfrau." Beide lachen. "Manchmal hab ich das Gefühl, die Fantasie hängt zu viel mit der sadistischen Ader rum", sagt die Motivation und nippt wieder an ihrem Bier. "Ach...ich find die manchmal ganz amüsant", sagt die Stimmung. 

Die Motivation seufzt tief: "Ab und zu brauch ich einfach etwas Pause. Ich kann nicht immer dagegen anreden." "Kann ich verstehen. Im Moment sind die beiden wieder auf ihrem Zukunftsängstetrip", die Stimmung lehnt sich nach hinten, stütz ihre Ellenbogen auf einer Stufe ab und streckt die Beine aus: "Ich bin nur froh, dass die biologische Uhr heute Abend abgesagt hat."

"Wieso gehst du nicht wieder hoch? Die anderen vermissen dich bestimmt schon?", sagt die Motivation. "Ohne dich? Und dann? Soll ich mit meinem inneren Spießer den Foxtrott tanzen?", fragt die Stimmung: "Oder 'ne Runde mit der Langenweile schnacken?" "Hast ja Recht. Ohne uns verlieren die auch noch ihren Mut. Ich hoffe nur, der ist nicht schon gegangen", sagt die Motivation und steht auf: "Er schuldet mir noch ein Bier." Gemeinsam gehen sie die Treppe hoch. Die Stimmung öffnet die Tür und beide treten in den Flur, als die Sorge ihren Kopf um die Ecke streckt. "Seit ihr wieder da? Kommt ihr zurück?", fragt sie. "Jaja...wie immer", sagt die Motivation und wirft der Stimmung einen amüsierten Blick zu. "Und jetzt: Lasst uns tanzen, denn ohne Bewegung, stehen wir still."

Montag, 7. Oktober 2013

Miss Mutig aus der Mülltonne

Meine Familie ist bekloppt. Zum Glück wurde ich damals in einer Mülltonne gefunden, sagt zumindest mein Vater. So muss ich keine Angst haben, dass diese Beklopptheit an mich weiter vererbt wurde. Einzige Schäden könnte ich davon getragen haben, weil mein Vater uns früher immer gegen die Heizung gedonnert hat - sagt er zumindest. Ich habe da keine Erinnerungen dran. Hab ich wohl verdrängt.

Wenn man in meiner Familie aufwächst, dann ist man daran gewöhnt, dass Frechheiten als kleine Liebesbekundungen zu deuten sind. Jedes "Du stinkst" heißt "Ich liebe dich" und jedes "Wenn die Hölle zufriert" bedeutet "Klar, mach ich gerne für dich". Im Grunde wetteifern wir darum, wer den anderen am Besten beleidigt. "Ich hab mich vorhin zu Tode erschrocken" "Warum? Hast du in den Spiegel geguckt?" Bäm! Eigentlich fehlt da nur der Tusch zu.

Ernst genommen wird hier keiner, nein eher auf den Arm. Und wenn wir Publikum haben, dann drehen wir noch mehr auf. "Papa hat versucht uns einen Witz zu erzählen, er ist aber dreimal dabei eingeschlafen", solch kleine Anekdoten kommen dann auf den Tisch. Sie werden natürlich ausgeschmückt, mit verschiedenen Stimmen erzählt und gestenreich dargestellt - zur Erheiterung der anderen. Zu allem Überfluss haben meine Eltern jetzt auch noch Whats App. Jetzt bekomme ich täglich Frechheiten im Minutentakt aufs Handy in unserem Familienchat. Danke technischer Fortschritt.

Wir sind nicht zimperlich, auch nicht im Streit. Und dann kann es auch mal laut sein. Doch wenn es darauf ankommt, wenn man plötzlich umziehen muss, oder einem das Leben versucht zu überholen, dann halten wir zusammen. Wir sind dabei nicht immer ruhig und besonnen, aber keiner läuft weg. Wir helfen uns. Dafür sind wir eben Familie.

Sonntag, 29. September 2013

Starkes Mädchen

"Du bist doch ein starkes Mädchen", sagst du: "Warum lässt du dir das gefallen? Warum hast du nichts gesagt?" Ich hatte keine Kraft mehr. Mein Gegner ist engstirnig und ein bürokratischer Sesselfurzer. Nimmt mir weg, was mir zuvor versprochen wurde. Zieht mir in Sekunden den Boden unter den Füßen fort. Legt mir Steine in den Weg. Steine die ich vorher mühselig mit Hammer und Meißel entfernt habe - dieselben Steine. Ich hatte keine Kraft mehr.

Stark sein ist anstrengend. Es kostet Energie. Ich kann nicht immer stark sein. Sonst verlier ich mein Gefühl. Wenn ich nur harte Erde habe, kann ich keinen Baum pflanzen, keinen Samen sähen und die Früchte ernten. Manchmal muss ich schwach sein. Wenn ich nicht schwach bin, kann ich auch nicht stark sein. Wenn ich nicht böse bin, kann ich auch nicht nett sein. Wenn ich nicht traurig bin, kann ich auch nicht glücklich sein. Wenn ich nicht hasse, kann ich auch nicht lieben. Alles andere ist nicht echt. Es kann nur das eine geben, wenn es auch das andere gibt.

Keine Angst, ich komm schon wieder hoch. Ich brauch nur eine Pause. Ich bin ein Stehaufmännchen, das sagte schon meine Lehrerin. Nur manchmal braucht es ein bisschen länger, wieder aufzustehen. Und wenn du siehst, dass ich liege, dann frag mich nicht, warum ich gerade nicht stark bin. Leg dich neben mich und erzähl mir was - von mir aus auch einen Witz. Oder hilf mir hoch, wisch meine Tränen weg und halte mich, bis ich wieder Kraft in meinen Beinen habe.

Dienstag, 24. September 2013

Ehrlich und direkt - und doch zu kurze Beine

Ich bin 1,61m. Groß genug, um an die Teller meines obersten Regales zu kommen, aber zu klein um in Deutschland als groß zu gelten. Ich war nie die Größte, in meiner Familie die Jüngste. Dafür konnte ich mir trotzdem gut Gehör verschaffen. Wenn man nicht untergehen will, muss man eben lauter sein. Aber ich mag meine Größe, selbst wenn dadurch mancher Witz auf meine Kosten geht. So wie ich etwa einmal einem Freund auf den Arm gehauen habe und er daraufhin sagte: "Aua! Mein Knie." 

Dann bin ich eben ein Fersenbeißer. Wäre ich ein Hund, ich wäre ein Mops - außer, dass ich nicht schnarche. Ich wäre der Mops neben dem Bernhardiner. Immer muss ich schneller trippeln, als die großen Menschen neben mir. Und wenn die dann auch noch zügig sind, wie die Windhunde, dann hängt auch meine Zunge am Boden. So wie eine Freundin (etwa 1,80 m) einst mit mir einen dunklen Pfad bewanderte. Es war nachts, der Weg relativ unbeleuchtet und in Panik wurde sie immer schneller. Sie merkte nicht, dass unser Gespräch immer einseitiger wurde, ich brauchte die Luft zum Atmen. Erst als das Licht am Ende des Weges zu sehen war und ich keuchend fragte, ob wir dann gleich wieder etwas langsamer gehen könnten, wurde ihr das Tempo bewusst. Ich, das kleine trippelnde Pony, sie das große trabende Pferd. 

Um an ein Ziel zu kommen, muss ich mehr Schritte gehen. Ich muss mich ein wenig mehr anstrengen, die mit den langen Beinen sind mir voraus. Dafür kann ich mich besser durch Hindernisse durchquetschen, vordrängeln und die Lücken finden - ich pass da durch. Ich komm auch an mein Ziel, nicht mit großen Schritten, aber mit Geschick. Und dabei bleib ich mir treu, ich brauche keine Stelzen. Darauf kann ich nicht laufen und ich würde stürzen. Meine kurzen Beine passen mir ganz gut, damit lässt es sich sehr schön leben.

Samstag, 21. September 2013

Für die Demokratie

Morgen wird gewählt in Deutschland. Ich weiß. Seit Jahren wurde nicht mehr soviel Werbung gemacht. Thomas Gottschalk lässt seine Gummibärchen antreten, Stefan Raab versucht es mit einer Unterhaltungspolitik-Show und die BILD stopft sogar ihre Sonderausgabe in jeden Briefkasten - Schlagzeile: Geht wählen! 

Unsere Demokratie leidet. Die Wahlbeteiligung wird immer schwächer. Die dann erreichte Mehrheit ist eigentlich keine wirkliche Mehrheit mehr, die Hälfte der Bevölkerung hat sich ja nicht mal zu den Kandidaten geäußert.

Aber was soll man auch sagen, wenn einem wirklich keiner der Kandidaten gefällt. Die einen pädophil, die anderen zu konservativ, zu links, zu rechts, zu rössler, nicht sozial genug - Demokratie ist schon eine feine Sache, aber die Auswahl ist doch echt kacke. 

Und ist es wirklich eine Demokratie, wenn das Volk nicht mal den Obersten selber wählen kann? Eure Kandidaten gefallen mir nicht, deshalb geb ich euch die Stimme nicht. Vielleicht wäre die Beteiligung höher, wenn auch die Ausländer wählen dürften, die seit Jahrzehnten hier arbeiten, leben und sogar Steuern zahlen.

Trotzdem werde ich morgen brav zum Wahllokal stapfen, meine Kreuzchen setzen und die Karte in die Urne werfen. Denn wie sagt die Demokratie: Wenn du mich nicht wählst, verlasse ich dich.

Samstag, 7. September 2013

Lasst uns eine Geschichte schreiben!

Kennt ihr noch das Spiel, bei dem man mit mehreren Leuten einen Satz bildet? Der eine schreibt ein Nomen, der andere ein Verb, der andere ein Adjektiv und so weiter. Das Ergebnis war meist sehr amüsant. Wie wäre es, wenn wir auf ähnliche Art zusammen eine kleine Geschichte schreiben? Ich gebe drei Sätze vor und ihr schreibt dann jeweils einen Satz, der die Erzählung vorantreibt. Was dabei rauskommt? Wer weiß, wer weiß ;)
 
Ein Knarren des Dielenbodens war zu hören. Dabei dachte Selma eigentlich, dass sie alleine wäre. Sie dreht sich um und starrte durch die Wohnzimmertür, in den dunklen Flur....
 
...und jetzt seit ihr dran. Später kann ich hier dann die Geschichte zusammen fassen. Ich freue mich auf eure kreativen Beiträge.

Donnerstag, 29. August 2013

Wann ist der Mensch Bio?

Mal angenommen, der Mensch wäre nicht an erster Stelle der Nahrungskette. Mal angenommen, es würde eine Spezies geben, die uns so überlegen ist, dass wir, die Menschen, deren Futter wären. Mal angenommen, diese Spezies würde aus uns Rippchen, Steaks, Würstchen und Salami machen. Und mal angenommen, unter diesen hochintelligenten Wesen gibt es diejenigen die alles essen, die, die nur Bio essen, Vegetarier, Veganer und so weiter. Wie würden sie das Menschenfleisch kategorisieren? Wer hat gutes Fleisch, wer schlechtes?
 
Wäre ich Bio-Fleisch? Ich bin mir nicht sicher. Mein "Futter" ist nicht immer Güteklasse A. Die Frage ist aber, ob es nur auf das Futter ankommt, oder auch auf die Aufzucht. Der Bildungsgrad dürfte in diesem Falle ja eigentlich egal sein. Wer redet schon mit seinem Essen? Oder vielleicht doch? Wäre mein Hintern Premium-Schinken, weil ich einen Hochschulabschluss habe - quasi hochgezüchtet aus einem Geschlecht zweier verschiedener Rassen mit dem zartesten Fleisch. Uiuiuiui - ein saftiger Braten, mit der Würze des Südens, aufgewachsen im Norden. Gut abgehangen und mein Po ist eine Menge Geld wert. Aber schmeckt man wirklich die "Würze" des Südens? Schmecken wir denn unterschiedlich - ethnisch gesehen? Schmecken die Südamerikaner nach Banane, Chinesen süß-sauer, Deutsche etwas kartoffelig und manche Amerikaner...nun, etwas fettig?
 
 
Vielleicht leben wir auch schon auf einer riesigen runden Aufzuchtstation. Es gibt verschiedene Herden, verteilt über dem ganzen Planeten. Die westlichen Ranchbesitzer gehören zu den Besserverdienenden. Die afrikanischen Züchter müssen ständig um ihre Herden kämpfen, haben nicht genug Futter und können sich auch nicht mehr leisten. Vielleicht sind die Großstädte unsere Legebatterien, die kleineren Städte sind Freilaufflächen und Dörfer entsprechen der ursprünglichen ökologische Haltung. Mit Elektroschocks werden die Menschen getötet, sobald es Zeit ist, sie zu "ernten" - wir nennen es dann Herzinfarkt. Dass die Herden sich bekriegen, ist für die Züchter Alltag. Auch Hennen picken sich im Stall gegenseitig tot. Wir haben eben andere Methoden, als nur den Schnabel zu benutzen. Unsere Kinder sind die Lämmer - Delikatessen. Einige Frauen sind Muttertiere, ein paar Männer die Zuchtbullen. Vielleicht sehen sie uns auch zu, wie wir uns auf der Erde tummeln, lachen, wenn wir weinen, weinen, wenn wir vor der Schlachtung unters Auto kommen. Vielleicht finden sie uns interessant und auch so furchtbar lecker. Und wenn sie mich sehen, vielleicht denken sie: "Ja, in den Hinter würde ich gerne mal beißen!"

Donnerstag, 22. August 2013

Liebestrottel ich!

Im Grunde bin ich ein sehr aufmerksamer Mensch, ich spüre kleine Stimmungsschwankungen, wenn jemand Sorge hat, oder einfach gerade seine Ruhe will. Ich kann auch gut zwischen den Zeilen lesen. Aber es gibt eine Menge Dinge, die ich nicht verstehe. Insbesondere wenn es um die Liebe geht, oder auch nur um Sex. Da bin ich ein richtiger Trottel, ein Wink mit dem Zaunpfahl reicht da nicht. Nein, selbst wenn du mir den ganzen Zaun um die Ohren hauen würdest, ich würde es wohl immer noch nicht kapieren. Ich bin da irgendwie doof!

Das war schon in jungen Jahren so, als ich das erste Mal so richtig verknallt war. In meinen Klassenkameraden - der einen Vokuhila hatte. Nachdem meine Klasse und ich unseren Raum gestrichen hatten, saßen er und ich auf dem Boden und haben die Leisten mit Terpentin gereinigt. Er fragte mich: "Würdest du mit M. gehen?" "Neee", sagte ich: "Den würd ich lieber als Freund behalten." "Und würdest du mit K. gehen?" fragte er weiter. "Nee, den würd ich auch als Freund behalten", antwortete ich. "Und würdest du mit mir gehen?" sagte er schließlich. Okay, zugegeben, das war eine wirklich sehr direkte Frage, aber ich war dennoch ein Idiot. Ich kicherte blöde und sagte: "Hihi...sag ich dir nicht!" Tja...dabei blieb es auch. Ich sagte es ihm nicht. Dabei war ich soooooooo verknallt. Vielleicht lag es auch am Terpentin, der mir den Kopf vernebelt hat. 

Aber das Trottelsyndrom ist wohl angeboren. Denn das nächste Mal, als ich verknallt war ging es nicht besser. "Ich habe mich gerade von meiner Freundin getrennt", das war das Erste, was mein damaliger Schwarm und Arbeitskollege zu mir sagte, als er gerade den Supermarkt betrat, in dem wir jobbten. "Echt? Was hat sie gesagt? Die Arme", war meine Antwort. Bullshit, war mir doch egal, wie es ihr geht. Und woher sollte ich wissen, dass er sich wegen mir getrennt hatte. Hätte er das gesagt, wäre das Ganze mit ihm anders gelaufen.

Schön war auch, als ich einen Abend mit einem Typen tanzen war. Auch ihn fand ich natürlich gut. Wir wollten eine Pause machen und setzten uns auf eine Bank, in einer Ecke. Da saßen wir so nebeneinander, ich schaute durch die Gegend und er beugte sich zu mir runter. Ich lehnte mich zurück, aber nicht weil ich anfangen wollte mit ihm zu knutschen. Nein, ich habe ihm Platz gemacht, weil ich dachte, er wollte sich an mir vorbei lehnen, bin ihm also ausgewichen. Und dabei hab ich mich noch gefragt, was er denn so interessant fand hinter mir. Er hing mit seinem Kopf in der Luft, ungefähr auf der Höhe, wo gerade noch mein Kopf war. Peinlich!! Und selbst da habe ich es nicht kapiert, ich hab mich nur über ihn gewundert, warum er gerade so komisch war. Tja...dabei war ich es wohl.

Oder als ich eine Zeitlang hinter einem echt heißen Typen her war. Einen Abend waren wir mit Freunden unterwegs und landeten in einer echt schäbigen Bar. Wir standen aneinander gekuschelt an der Wand. "Oh man, echt übel hier", sagte ich zu ihm. "Ja, find ich auch. Lass uns nach Hause gehen", sagte er. Äääh...nach Hause? Ich wollte noch nicht nach Hause, war ja noch vor zwölf. "Ne, ich will noch nicht nach Hause", war also meine Antwort. Er redete noch ungefähr eine viertel Stunde vom nach Hause gehen und ich sagte immer nein. Irgendwann stand er an der Tür und wartete auf mich. Ich blieb - dann ist er gegangen. Ich Idiot!!! Woher soll ich aber bitte wissen, dass er meinte, dass WIR, also er und ich, zu ihm nach Hause gehen sollten. Man, da wäre ich doch mitgegangen.

Man, wie viele Küsse ich schon verpasst habe. Wie viele Gelegenheiten auf Sex verschenkt und Momente der Liebe zerstört, weil ich manchmal einfach eine extrem lange Leitung habe. Aber hey, das mit der Liebe und dem Sex ist doch manchmal echt schwer zu verstehen, wenn jemand keinen Klartext redet.

Mittwoch, 21. August 2013

Immer der Nase nach

Ich stehe in einer vollen Bahn. Eine Geruchswelle dringt in meine Nase. Schweiß, Deo, Essen, Füße - einer fällt mir besonders auf. Er ist ölig, schwer und erinnert mich an Clownsschminke. Ich muss an meine ehemalige Tutorin denken. So hat ihr Make-Up auch immer gerochen - nach Clown. Ich habe mich immer gefragt, ob sie das nicht stört, dass sie so riecht. Aber wahrscheinlich assoziiert sie nicht dasselbe mit diesem Geruch wie ich.

Ist schon interessant, was Gerüche mit einem anstellen. Manche sind wahre Erinnerungsspeicher, die meist unerwartet kommen, dafür dann aber sehr intensiv. Rieche ich etwa blumiges Sprühdeo, gemischt mit dem leicht feuchten Geruch von frischem Schweiß, dann steh ich wieder in einer schwitzenden Menge vorpubertären Teenies auf einem Backstreet Boys Konzert. Bei Sonnencreme, gemischt mit Meersalz, bin ich in Barcelona, auf dem Rückweg vom Strand zu meinem Hostel. Glasreiniger und Kerosin - da kommt mir das Würgen. Das heißt für mich Flugzeug und da muss ich meist vomieren. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Reisen, auch sehr weit. Wenn nur nicht dieses gefliege wäre.

Gerüche können aber auch Gefühle auslösen. Rieche ich frisch gemähten Rasen, meine Wäsche auf dem Wäscheständer, die neuen Laken auf meinem Bett - dann macht mich das ein wenig glücklich. Komme ich von einer Reise zurück nach Hamburg und rieche die Elbe, bin ich zu Hause. Einige Gerüche nehmen wir ständig wahr, aber sie fallen uns erst auf, wenn man sie länger nicht gerochen hat. Seine eigene Wohnung, das Elternhaus, die Kinder meiner Schwester. Menschen im Allgemeinen riechen besonders - manche mehr, manche weniger, manche nur, wenn sie sich dick mit Parfüm einsprühen. Und dann manchmal rieche ich ihn, wenn er neben mir steht, wenn der Wind sich dreht oder er sich bewegt und meine Nase einen Fetzen seines Körperduftes erhascht. Eine Kette von Bildern blitzt in meinem Kopf auf, meine Fantasie dreht durch. Mir sind bisher nur drei Männer begegnet, deren Geruch so stark auf mich gewirkt hat. Ich kann dem kaum entkommen. Diesem Geruch nicht zu folgen, ist fast unmöglich. Und so vernebeln uns manche Düfte den Verstand.  

Samstag, 17. August 2013

Verdrehte Welt

Es ist mal wieder soweit. Mehrere tausend Sportbegeisterte laufen um die Wette - genau unter meinem Fenster durch. Und wenn man so von oben aus dem Fenster seiner Küche im 4. Stock, auf die auf und ab und sich stetig vorwärts bewegende Masse guckt, kommt es zu einem kleinen Phänomen. Nein, ich meine nicht, dass dir einige Leute zu winken, oder dich auffordern, dein T-Shirt zu heben und deinen Busen zu zeigen - ich meine etwas anderes.
Wenn die Masse auf dich zukommt und genau unter deinem Fenster verschwindet, dann fängt die Welt auf einmal an, sich zu bewegen. Du folgst den Läufern mit den Augen, wenn du unten angekommen bist, fängst du oben wieder an. Und dann ganz plötzlich, scheint alles um sie herum zu gleiten und zwar in die entgegen gesetzte Richtung. Parkende Autos, stehende Absperrhütchen, die festbetonierten Gehwegplatten, der starre Asphalt der Straße - alles fließt und zwar den Läufern entgegen. Man wird dabei schwindelig und fragt sich, ob diese optische Täuschung jemals aufhört, oder wohin der Asphalt denn fließen will. Ist das vielleicht gar keine optische Täuschung?
Früher, als ich noch jünger war, hab ich mir ab und zu vorgestellt, dass nicht ich mich fortbewege. Dass nicht ich, mich Schritt für Schritt von Etwas wegbewege oder darauf zugehen. Ich habe mir vorgestellt, dass ich der Welt mit jedem Schritt einen kleinen Anschwung gebe, dass ich eigentlich immer auf demselben Fleck stehe und mir die Erde so drehe, bis ich am Ende dort bin, wo ich gerade sein will. Und wenn ich dann gelaufen bin, dann ist dies natürlich schneller passiert.
Aber das geht ja gar nicht, denn wenn ich das könnte, könnte das wohl jeder. Dann würde aber keiner an sein Ziel kommen, weil alle in eine andere Richtung wollen, jeder hätte ein anderes Ziel, ein anderes Tempo - die Welt würde durchdrehen und nicht mehr wissen, wohin sie denn nun soll. Wenn ich die Welt wäre, würde ich mich aus Protest aufhören zu drehen. "Könnt ihr euch mal entscheiden wohin ihr wollt, ihr Menschen! Wohin soll die Reise denn nun gehen?" würde ich dann rufen, nachdem sie alle wieder aufgestanden sind. Denn weil ich so plötzlich angehalten habe, sind alle hingefallen - schlimmer als ein Bus, der zu hart bremst. Und weil die wenigstens Menschen wirklich wissen, wohin sie eigentlich wollen, oder was sie hier überhaupt machen, bekomme ich natürlich keine Antwort. Und weil ich dann Mitleid habe, mit den armen verwirrten Schafen, würde ich mich weiterdrehen. Vielleicht fällt ihnen ja später eine Antwort ein.

Dienstag, 13. August 2013

Meine Aufgabe

Manche Menschen sind so engagiert. Sie organisieren Demonstrationen, Petitionen, schreiben Newsletter, arbeiten ehrenamtlich im Bürgerhaus, stutzen gemeinschaftlich die Blumen im Seniorenheim, Ketten sich an Castor-Transporter, befreien Versuchstiere - find ich gut.
 
Ich selber sitze lieber mit Freunden beim Schmausen, Plaudern und Spielen, unterhalte mich mit Taxifahrern oder singe mit Fremden "Drei Chinesen mit dem Kontrabass". Manchmal wünschte ich, ich würde auch etwas haben, für das ich so brennen würde. Ich wünschte, ich würde mich vor einen Bagger schmeißen, der gerade versucht den Lebensraum der letzten Gorillas auf Erden zu zerstören, oder einen japanischen Walfangkutter an seiner Arbeit behindern, oder auch dass ich einfach mal ins Seniorenheim gehe und einer alten Frau was vorlese.
 
Tu ich aber nicht. Ist das jetzt egoistisch? Soll ich weniger an mein Vergnügen denken und lieber für eine gute Sache kämpfen, dafür, den Planeten saubere zu halten, die Tiere mehr zu schützen und alle Menschen zu missionieren, meinem Beispiel zu folgen? Hmmm...nö.
 
Ich wäre in diesem Job furchtbar schlecht. Zwar würde ich mich an einen Baum ketten, aber nach zehn Minuten würde ich mir albern vorkommen. Ich rede lieber, berichte von solchen Dinge und zeige wie etwas war. Darin bin ich gut. Im Erzählen. Das ist meine Aufgabe, dabei zu sein und mit Menschen zu reden. Ich kann ihre Stimme vielleicht noch ein bisschen lauter machen.
 
Nicht jeder Mensch kann die gleiche Aufgabe im Leben haben. So unterschiedlich wir sind, so anders unsere Fähigkeiten, so verschieden sind unsere Taten. Wir brauchen Häuser, in denen wir wohnen können, wir brauchen Getreide, um Brot zu backen, wir brauchen Menschen, die uns von A nach B bringen, wir brauchen Künstler, die uns Freude bringen, wir brauchen jemanden, der uns gesund macht,  wenn wir krank sind und wir brauchen die Kämpfer, die Aktivisten, die uns sagen, wann wir zu weit gehen.
 
Jeder hat seine Aufgabe und keine ist unbedeutend. Manchmal dauert es, bis man seine Aufgabe findet, einige brauchen ein ganzes Leben. Doch wenn wir sie gefunden haben, sollten wir versuchen, sie gut zu machen. Dann schaffen wir es, dass Leben lebenswert zu machen.

Sonntag, 4. August 2013

Wenn ich eine Millionen Euro hätte...

...wenn ich plötzlich so viel Geld auf meinem Konto hätte - eine Millionen Euro. Was würde ich damit machen? Ein großes Haus kaufen? Eine dicke Karre? Einen Privatjet? Neee... Will ich gar nicht.
 
Ich will kein Haus am See, dann müsste ich da ja immer wohnen. Ich will auch keine Ferienwohnung auf den Kanaren, dann müsste ich da ja immer meine Urlaube verbringen. Ich will auch keine Yacht, dann müsste ich ja immer an oder auf das Meer. Ich will auch keine dicke Karre, mit der ich durch die Stadt prollen kann. Was habe ich denn davon? Ich will keinen Pool, keine goldenen Wasserhähne, kein Marmor oder Mahagoni...
 
Von den Zinsen leben, das reicht mir. Mieten - vollkommen in Ordnung. Ich bin flexibel, kann gehen wohin ich will. Schreiben kann ich von überall und je mehr ich erlebe, umso mehr Stoff habe ich. Ich würde meine Familie nehmen, mit ihr unsere Verwandten besuchen. Ich würde mir einen alten Bully holen, meine Freunde einpacken und soweit fahren wie wir kommen. Ich würde Länder besuchen, die ich noch nie gesehen habe, Menschen treffen, die ich nicht kenne, die nicht meine Sprache sprechen.
 
Wieso soll ich mir ein Haus mit Garten kaufen, den ich auch noch pflegen muss. Warum soll ich mich auf einem 1000 qm großen Grundstück einsperren, wenn mir die ganze Welt offen steht?? Finanzielle Unabhängigkeit - das bedeutet so viel Geld für mich. Sehen und erleben, gemeinsam und auch mal alleine. Und wenn ich wieder Ruhe brauche, komme ich zurück in meine 53 qm Wohnung, die ich liebe, mit Blick auf Hamburg, in der man die großen Schiffe hupen hört. Meine Fixkosten von, sagen wir mal, 700 Euro im Monat sind durch die Zinsen gedeckt. Was für ein Luxus!
 
Ein bisschen Geld für meine Eltern, ein bisschen Geld zum Anlegen, ein bisschen was für die Armen - Das würde ich machen, wenn mir jemand eine Millionen Euro schenken würde. Und ihr so?

Montag, 22. Juli 2013

Sommerloch

Klar, eigentlich will ich ja, dass die ganze Welt meine Einträge liest. Doch frage ich mich ehrlich, wer bei diesem Wetter tatsächlich Zeit hat, das hier zu lesen. Inständig hoffe ich, dass alle draußen sind, ein kühles Bier in der Hand halten oder ein anderes kaltes Getränk und die nackten Füße in die Sonne strecken. Dass gerade die meisten dies tun, sei es hier in Deutschland oder Spanien, oder in der Karibik oder in Wasweißich, sehe ich an meinen Besucherzahlen.
 
Aber auch ich mach derzeit lieber andere Dinge, als vorm Rechner sitzen und Einträge schreiben. Da ich jetzt aber ein paar Minuten Zeit habe, zwischen Schwimmen gehen und Bierchen trinken, sende ich euch ein paar wunderschöne Grüße und ein: Geht vor die Tür, ihr weißgesichtigen Menschen und lasst euch die Sonne auf den Pelz scheinen. Und falls du schon knackig braun bis knackig schwarz sein solltest - leg dich trotzdem nach draußen. Genießt den Sommer, meine Kartoffel tut es auch:
 
 
 


Mittwoch, 17. Juli 2013

Malala - du hast meinen Respekt

Malala Yousafzi: Bloggerin, Aktivisten und Überlebende eines Taliban-Anschlags - mit 15 Jahren. Du willst lernen, dein Leben selbst bestimmen und dir nichts von irgendwelchen Extremisten vorschreiben lassen, du willst dein gutes Recht einfordern. Und dabei bist du viel mutiger als manch Erwachsener, als manch Einflussreichere, als mancher, der dir eigentlich ein freies Leben ermöglichen sollte.

Du warst erst elf Jahre, als du mit dem Bloggen anfingst, als du darüber schriebst, wie die Taliban mit Gewalt das Volk terrorisierte und den Mädchen den Zugang zur Bildung verwerte. Du gegen eine Terror-Organisation. Du alleine, ohne Bodyguards, ohne Navy Seals, ohne eine eigene Armee, die du vor dich stellen kannst. Ich hab mit elf darauf gehofft, dass sich ein Erwachsener beim Bäcker vordrängelt, damit ich sagen kann: "Ich bin dran." Yeah! Aber hätte ich mich getraut, wenn ich gewusst hätte, dass der Vordrängelnde ein Terrorist ist? 

Und dann - natürlich - verübt jemand einen Anschlag. Ja, wie böse - was verlangst du auch Bildung für Mädchen. Was wenn die nachher alle selbstständig sind, nicht darauf angewiesen sind, sich von den Männern durchs Leben führen zu lassen, weil sie nicht mal lesen und schreiben können? Würden sie dann vielleicht woanders hinwollen? Würden auch sie ihr Recht einfordern? Wären sie dann alle wie du? Das können diese verängstigten Terroristen nicht zulassen. Darum - peng, peng. Weg mit Malala.

Und du? Du stehst auf, wirst gesund, stehst einfach auf und machst weiter. Mit jetzt 16 Jahren stehst du vor den Vereinten Nationen, stehst vorm Generalsekretär Ban Ki-Moon, den anderen Mitgliedern der UNO und machst da weiter, wo du aufgehört hast. Scheiß auf die zwei Kugeln, die sie dir entfernen mussten. Scheiß darauf, dass sie dich zum Schweigen bringen wollten. Freu dich, dass sie deine Stimme noch lauter gemacht haben. Zeig ihnen, dass du keine Angst hast, für das zu kämpfen, was dir zusteht.

Und ich? Ich fühle mich als Rocker, weil ich meine Wäsche wasche - nach zehn Uhr, mit extra Schleudergang. Keine Ahnung, ob ich so mutig wäre, ob ich der Terror-Organisation die Stirn bieten könnte, mit so jungen Jahren. Scheiße, ich weiß nicht mal, ob ich mich jetzt gegen einen Terroristen auflehnen würde, falls sie mein Flugzeug kapern sollten. Reden kann jeder, handeln ist schwerer. Malala - du hast meinen Respekt. Ich würde dir den Friedensnobelpreis geben.

Freitag, 12. Juli 2013

Altona - darum liebe ich dich!

Ich schaue aus meinem Fenster in Hamburg Altona. Ah ja, mein Nachbar auf seinem Fahrrad. Naja...Fahrrad ist für sein Vehikel eigentlich der falsche Begriff. Eigentlich fährt er ein Chopper-Bike. Wenn man ihn so rumfahren sieht, mit seiner extrem kurzen Jeansshorts, seiner Leder-Jeans-Weste und den Biker-Boots, hat man tatsächlich das Gefühl, er düst auf seinem Motorrad durch die Gegend. Aber er fährt nur die umweltfreundlichere Variante, ohne Abgase, ohne Lärm. Ein Typ, ein Outfit, ein Bike - womöglich sieht sein Kleiderschrank aus wie der von Homer Simpson. Die gleiche Hose und die gleiche Weste für jeden Tag. Nur das Homer dieses Outfit auch im Winter tragen kann.

Aber das ist nur einer meiner Nachbarn, wobei ich das Wort Nachbar etwas ausweite. So zählt für mich der kleine Frischemarkt, gegenüber auf der anderen Straßenseite, auch zu meiner Nachbarschaft. Hier kann ich schon zum Einkaufen mein Vitamalz trinken und muss nicht warten, bis ich bezahlt habe. Ich kann meine Pakete abholen, die mir die Post nicht gebracht hat und mich beschweren, wenn keine frische Milch da ist. Was natürlich nichts ändert, aber man braucht nicht erst den Chef rufen, der ist ja schon da. Auch Benny, der um die Ecke vom Frischemarkt wohnt, mein Nachbar mit fusseligem, blondiertem Haar. Bei schönem Wetter schaut er aus seinem Küchenfenster, Ellenbogen auf sein Kissen gestützt. Dann schenkt er mir schon mal einen Fahrradschlauch, weil ich einen Platten habe. Und wenn er dann doch draußen vorm kleinen Kiosk gegenüber sitzt, wird freundlich gegrüßt.

Aber meine Nachbarschaft geht noch weiter, bis zum Bahnhof Altona, bis in die kleinen Einbahnstraßen von Ottensen, die noch jeden Autofahrer wahnsinnig gemacht haben, wenn man einmal falsch abgebogen ist. Dann heißt es, einmal durch das Labyrinth durch und dann von vorne anfangen. Hier gibt es den Alma-Wartenberg-Platz, den wir unter Freunden nur Pennerplatz nennen. Denn hier sind nicht nur mehrere Bars und Restaurants angesiedelt, auch die heimatlosen Gesellen tummeln sich auf den Steinbänken. Und dazwischen sitzen immer auch ein paar junge Leute, oder auch wir, trinken ein Bierchen und genießen das Viertel. Denn hier gibt es immer was zu gucken. Der Mix aus Migranten, Veganern, Biertrinkern, Eltern, Kindern, Spießern, Alternativen, Skurrilen, eigene Persönlichkeiten, Individualisten, Expressionisten und Exzentrikern schafft eine Atmosphäre in der man sich fühlt, als ob man hier hin gehört, denn irgendwie passt hier fast jeder hin. Du musst hier nicht reich sein, oder besonders schön, nicht besonders eloquent oder belesen. Du musst nur du selber sein. Hier ist jeder willkommen - außer Nazis, die nicht.

PS: Und wer sich entspannen will, setzt sich an unseren Elbstrand. Besser geht nicht.


Samstag, 6. Juli 2013

Hallo NSA!

Ich dachte mir, wie bekomme ich mehr Seitenaufrufe für meinen Blog, wie bekomme ich etwas mehr Aufmerksamkeit? Tja, da zerbreche ich mir tagelang den Kopf darüber, dabei ist die Lösung so einfach. Die zündende Idee hatte ich nach den Berichten über die NSA-Abhör-Affäre - einfach ein paar Keywords in meinen Posts platzieren und schon steh ich auf dem Radar internationaler Geheimdienste. Somit hab ich ein paar immer wiederkehrende Leser. Ist das nicht ein Bombenplan!?

Da stellt sich natürlich die Frage, ob ich diese Art von Aufmerksamkeit will. Müsste ich dann in Zukunft vorsichtig sein, was ich hier schreibe? Es könnte ja sein, dass ich demnächst Urlaub in Afghanistan machen möchte und hier dann einen Artikel dazu schreibe. Vielleicht entdecke ich auf der Reise eines dieser Terror-Ausbildungscamps, bekomme eine Kalaschnikow in die Hand gedrückt und muss mitmachen. Dann ist auch schon September, der 11. Es könnte sein, dass dies rein zufällig ein wunderschöner Tag für mich ist - jetzt im Jahre 2013. Und was, wenn ich an diesem Tag einfach nur der vielen Opfer gedenken möchte? Vielleicht schreibe ich ja auch, dass der 11. September wohl einer der wenigen Tage war, an dem wirklich die ganze Welt vorm Fernseher saß und alle eine Nachricht verfolgten, so wie es die Menschen in fast allen US-Action-Katastrophenfilmen tun. Denn an diesem September traf es die USA selber und nicht den Irak oder ein anderes Land mit großem Öl-Vorkommen.

Darf ich dann weiterhin solche Gedanken schreiben, ohne Angst haben zu müssen, dass ich in Handschellen abgeführt werde? Werden meine Posts dann solange fehlinterpretiert, bis ich in Guantánamo lande? Vielleicht habe ich auch schon zu viele Agenten-Geschichten erzählt, zu viele heimliche Codewörter angegeben. Neuerdings habe ich nämlich viele Klicks aus Russland, von mir unbekannten, dubiosen Seiten - sind das wirklich nur "harmlose" fishing-Links? Vielleicht hätte ich doch nicht behaupten sollen: Ich bin Batman.

Falls Ihr schon da seid, liebe NSA: Hallo, willkommen auf meinem Blog. Man sieht sich vielleicht mal.

Montag, 1. Juli 2013

Ich kann das nicht!

Ich kann mich nicht mit dir treffen. Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich kann meinen Job nicht kündigen. Ich kann nicht mit so wenig Geld glücklich sein. Ich kann nicht meine Koffer packen und einfach in die Pampa ziehen. Ich kann nicht das tun, was ich eigentlich wirklich will. Ehrlich, bei solchen Sätzen kommt mir jedes Mal das Kotzen. Warum nicht?
 
Im Grunde heißt es doch nichts anderes als: Ich will nicht. Denn wenn du wollen würdest, dann würdest du auch machen. Ich kann nicht, weil ich eine Freundin habe, weil ich sie nicht verlassen kann, weil ich meinen Lebensstandard nicht aufgeben will, weil ich zu bequem bin, mein bisheriges Leben tatsächlich aufzugeben, weil mir der Mut fehlt, dass anzugehen, von dem ich bisher nur geträumt habe, weil ich Angst habe, dass es am Ende gar nicht so toll ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ja, aus einem "Ich kann nicht" ist es schwer ein "Ich kann" zu machen. Die innere Stimme muss überwunden werden, die Ängste die man hat, angegangen. Es muss einem klar sein, dass man auf die Schnauze fallen kann, dass es verdammt wehtun kann, dass die Erkenntnis sehr ernüchternd und unschön ist. 
 
Doch am Ende weiß man Bescheid. Man weiß was aus dir und mir geworden wäre, wenn wir getan hätten was du und ich gewollt hätten. Man weiß ob man wirklich nicht mit so wenig Geld leben könnte. Und man weiß wie es sich anfühlt, sein Leben zu leben, seinen Träumen nachzugehen. Und ist dies nicht viel besser, als sich ewig Fragen zu müssen: Was wäre gewesen wenn? Ungewissheit ist ein riesen Arschloch, das einem das ganze Leben versauen kann. Das ein immer tieferes Loch in unsere Gehirne frisst, bis nur noch eine große Leere übrigbleibt. Wie wäre es dann also mal lieber mit einem: Okay, ich kann das. Ich habe heute Zeit für dich. Wäre das nicht schön?

Donnerstag, 27. Juni 2013

Alt klingt nach Tod

"Wir hätten ein Anliegen", sagt die alte Frau zur Kellnerin: "Könnten wir zwei kleine Messer bekommen, bitte?" Wie höflich. Die Kellnerin bringt der Dame und ihrer ebenso alten Freundin die Messer. Vor ihnen stehen Teller mit Fleisch und Kartoffeln. Es ist ja auch schon Mittagessenzeit - zumindest für Senioren: 11:45 Uhr.

Mit tattrigen Fingern und einem leichten zittern in der Stimme, plaudern die beiden über Nachbarn und Bekannte. Ich kann nicht so gut mit alten Menschen. Klar, es gibt den süßen Opa, der sagt: "Hach, wenn ich doch nur ein wenig jünger wäre." Und die Omi, die immer einen frechen Spruch parat hat und mehr saufen kann, als der Enkel. Wenn ich aber Frauen mit kurzen, grauen Kringellocken sehe, mir ein alter Mann, langsam mit seinem Rollator, entgegen kommt oder es nicht schafft, die Rolltreppe zu betreten - dann werde ich mir stets meiner eigenen Zerbrechlichkeit bewusst. Wir werden alle sterben. Auf die eine oder andere Weise. Wir werden alt werden, unser Körper baut ab, zerfällt, schrumpft und irgendwann werden wir zu Staub. Und es gibt keinen Ausweg. Außer man schmeißt sich vorher von der Brücke - dann geht alles etwas schneller.

Ich will nicht zerfallen, ich will nicht die Kontrolle über meine Blase verlieren, will nicht darauf warten, dass jemand kommt, um mir den Hintern abzuwischen. Das habe ich überwunden, ich kann das schon alleine. Ich mag meine Selbstständigkeit. Es gibt für mich keine schlimmere Vorstellung, als die, bettlägerig zu sein. Nur dazuliegen und auf den Tod zu warten, gefangen in seinen Gedanken, unfähig sich zu bewegen, weil der Körper nicht mehr will - wie ein Alptraum, aus dem man nicht mehr erwacht, wie lebendig begraben.

Das einzige, von dem ich zehren könnte, wären meine Erinnerungen. Deshalb versuche ich, möglichst viele Gute zu sammeln, etwas zu Wagen, neues kennenzulernen, in der Hoffnung, ich kann später daliegen - während ein junger Samariter meinen Hintern wäscht - und mir selber immer wieder sagen: "Ich habe nichts verpasst, mein Leben gelebt. Ich bin hier fertig. Es ist Okay, wenn ich jetzt gehe."

Deshalb ist auch dieser Spruch mein Motto: "Life should NOT be a journey to the grave, with the intention of arriving safely in an attractive and well preserved body, but rather to skid in sideways, chocolate and cigarette in one hand, vodka in the other, body thoroughly used up, totally worn out and screaming WOO HOO what a ride!!!"


Mittwoch, 26. Juni 2013

Du musst Weed rauchen!

Ich sitze gegen Mittag an einer Bushaltestelle in London, schiebe mir eine Zigarette zwischen die Lippen und will sie anzünden. Ein Auto hält an. Darin sitzt ein Mann: weiß, Mitte fünfzig, Mittelschicht. Sein Fenster ist offen, er schaut mich an und ruft mir etwas zu. Ich verstehe ihn aber nicht, die Straße ist zu laut, der Mann zu weit weg, außerdem spricht er englisch.
 
Mir bleibt nur übrig, ihn verständnislos anzugucken. Er wiederholt seinen Satz. Ich verstehe ihn immer noch nicht. Als ich gerade "What?" fragen will, hebt er seine Hand an den Mund, hält sie so, als ob er einen Joint rauchen würde und ruft: "You have to smoke Weed." Dann fährt er weiter. Ich schaue nach links zu meiner Sitznachbarin, sie schaut auf ihr Smartphone. Auch die anderen drei Leute, an der Haltestelle, scheinen dieses kurze Intermezzo nicht ungewöhnlich gefunden zu haben - nur ich. Denn jetzt habe ich ihn verstanden. Der Mann im Auto meinte: "You want some Pot?"
 
Während sich in Hamburg die Drogendealer in Hauseingängen, U-Bahn-Tunneln und Treppenaufgängen herumdrücken, scheinen die Dealer in London wohl mit ihren Autos durch die Stadt zu fahren und ihre Kunden auf der Straße anzuquatschen. Doch wie sieht man aus, wenn man auf der Suche nach Pot ist? Offensichtlich wie junge Mädels, mit ihren hohen Schuhen, die gerade vom Feiern kommen - zumindest in London.
 
Wenn ich nicht so verwirrt gewesen wäre, hätte ich also einfach aufstehen und ans Autofenster gehen können. Hätte fragen können, was er für Preise verlangt, ihm Geld geben können, ein Päckchen mit Pot bekommen und mich wieder an die Bushaltestelle setzten können. Und keinen hätte das interessiert?? Oder hätte er mich dann ein Stück mit seinem Auto mitgenommen, um das Geschäft doch noch heimlich abwickeln zu können? Dann hätte ich vielleicht noch was anderes bekommen, als ein wenig Pot. Oder vielleicht war das auch eine Falle von der Polizei und ich habe den Test bestanden. Vor allem, weil ich ihn nicht verstanden habe. Wie man es nimmt - schon komisch, wenn es normal zu sein scheint aus dem Auto heraus, am helllichten Tag, mit jeder Menge Zeugen, Drogen zu verticken.

Mittwoch, 19. Juni 2013

Wer ist hier der Held?

Ein muskulöser, nackter, tätowierter Männeroberkörper erscheint auf der Leinwand. Der Kopf ist nicht im Bild, aber wenn interessiert jetzt schon der Kopf. Wichtig sind die starken Unterarme, die locker ein Butterfly-Messer auf und zu schnappen lassen. Die Schultern, die sich im Rhythmus dazu bewegen, die Schulterblätter, zwischen die ich Küsse verteilen möchte, der Waschbrettbauch, über den ich mit meiner Zunge fahren möchte, die Brust an der ich knabbern möchte. Ich muss mir die Sabber vom Kinn wischen. Die ersten Sekunden des neuen Films "The Place Beyond the Pines" haben mich schon mal überzeugt. Zumindest davon, das Ryan Gosling tatsächlich die geile Sau ist, für die ihn die anderen alle halten.
 
Ein Blick zur Seite verrät mir, dass es meinen beiden Freundinnen genau so ergeht. Nachdem ich mich beruhigt habe, konzentriere ich mich auf die Story. Er trifft seine alte Liebe, die jetzt ein Kind von ihm hat. Eva Mendes, die keinen BH unter ihrem Tank-Top trägt, durch das man ihre extrem harten Nippel, mit ihrem extrem großen Warzenhof sehen kann. Kurz frage ich mich, ob sie sich künstliche Nippel aufgeklebt hat, um uns Zuschauer zu beeindrucken - inklusive mir, würde sie so vor mir stehen und mich fragen, ob sie so bei mir schlafen darf...ich würde sagen: "Okay." Kein Wunder also, dass Ryan lieber seinen Job als Stunt-Fahrer aufgibt, um nun Banken zu überfallen, damit er seine Familie versorgen kann - die geile Sau.
 
Was mich - abgesehen von den ansehnlichen Schauspielern - wirklich angeregt hat, ist der Moment, indem der bankraubende Gosling auf den jungen Polizisten, gespielt von Bradley Cooper, trifft. Er schießt auf den bösen Buben, böser Bube schießt zurück, guter Cop avanciert zum Helden und die Familie des Getroffenen zieht die Arschkarte. Der gute Cop wird gefeiert, bekommt sogar eine Medaille, obwohl er eigentlich gar nicht hätte schießen müssen. Ist das richtig so? Man bekommt eine Medaille, weil man auf einen Menschen schießt? Gut, dies ist ein Film. So etwas passiert aber tagtäglich.

Soldaten kommen verwundet aus dem Krieg zurück - dafür gibt es eine Medaille. Soldaten kommen im Sarg zurück - dafür bekommen die Angehörigen eine Medaille. Du hast Bin Laden getötet, dafür gibt es doch bestimmt ein paar mehr Medaillen. Scheiß auf einen Prozess, der die Welt interessiert, du hast ihn erwischt. Obwohl Obama wohl bestimmt doch mehr gehört hat, als wir ahnen.

Wer aber ist der Böse? Der Bankräuber, der dringend Geld braucht, um etwa die OP seines todkranken Kindes zu bezahlen? Oder der kleine afghanische Junge, der leider nicht schneller laufen konnte, als der Querschläger des Maschinengewehrs eines Soldaten? Beide hatten eine Waffe in der Hand - die Bösen. Beide haben andere Menschen damit bedroht, vielleicht sogar geschossen, verwundet, getötet. Doch waren nicht auch beide verzweifelt und haben für sich und andere gekämpft. Versucht zu beschützen, was sie lieben? Sie beide sind Feind, Feind von denen, die Gerechtigkeit bringen wollen oder sollen - wer ist gut und wer ist böse? Wer trifft die Entscheidung? Und egal wie das Ergebnis lautet - sollte es wirklich eine Medaille geben, wenn man einem anderen das Leben nimmt? Ich denke nicht.
 

Samstag, 15. Juni 2013

Liebesfilme stinken

Warum ich Liebesfilme scheiße finde - insbesondere Liebeskomödien? Mann trifft Frau, Frau trifft Mann - sie verlieben sich, Bähmm. Dann wird es kompliziert, sie bewerfen sich im Restaurant mit Essen, beleidigen sich in der Öffentlichkeit, liefern sich eifersüchtige Spiele, rennen sich im Regen hinterher und am Ende entschuldigen sie sich und sind glücklich bis an ihr Lebensende - genau. Sogar die dicke Bridget Jones bekommt ihren Traumprinzen.
  
Dreieckgeschichten machen die Komödie ohnehin noch spannender. Er ist verliebt in zwei Frauen, kann sich nicht entscheiden. Die Eine ist ein Biest, die Andere die Nette - also die Richtige. Erst entscheidet er sich für das Biest, stellt dann aber fest, dass sie...nun, eben ein Biest ist. Schnell rennt er zur Netten, bringt ihr Blumen, singt ihr ein Lied unterm Fenster oder an einem anderen öffentlichem Platz, läuft auch hier wieder im Regen hinter her, sagt er sei ein Idiot und sie sind glücklich bis an ihr Lebensende.
  
In echt läuft es doch ganz anders. Er bleibt bei dem Biest, ist nicht glücklich bis an sein Lebensende. Stellt irgendwann fest, dass seine Frau....nun, eben ein Biest ist. Leider ist die Richtige in der zwischen Zeit weiter gegangen. Tja, Chance verpasst. Kein ich bin ein Idiot, kein im Regen rum Gerenne, keine Lieder, die gesungen werden. Das einzige was bleibt, sind die Erinnerung und die Frage: Was wäre gewesen wenn...? Was wäre, wenn ich das Richtige getan hätte, was wenn ich mit der Netten gegangen wäre? Wären wir glücklich? Hätten wir Kinder? Wären wir gute Eltern? Hätten wir ein Haus? Was wäre, wenn ich den Mut gehabt hätte, die zu Lieben, die mich so geliebt hätte, wie ich bin?
  
Nur eins würde ich wirklich gerne aus den Liebeskomödien adaptieren - Einmal, da will ich einem Typen eine richtige Szene machen, im Restaurant. So richtig mit Trinken überschütten, Nudeln nach ihm schmeißen, ihn anbrüllen, dass er ein Schwein ist und er sich verpissen soll. Und dann wenn er sich verpisst, werfe ich ihm noch meine Tomate hinter her, um ihn zu fragen, wohin zum Teufel er will.
 

Montag, 10. Juni 2013

Ich will keine Prinzessin sein

Prinzessin Madeleine von Schweden heiratet. Als mein Film zu Ende ist, läuft ein Promi-News Magazin und da ich zu faul bin umzuschalten, schaue ich zu. Während sich die Prinzessin und der Banker unerlaubte zehn-Sekunden-Küsschen geben, sich ungeniert an den Händen halten - schon fast ein Skandal bei einer Adelshochzeit - denke ich mir: Ich will keine Prinzessin sein.

Klar, als ich klein war, da wollte ich eine sein, so wie Schneewittchen. Obwohl ich bei ihr eher die Eigenschaft beneidete, dass die Tiere so zutraulich waren. Ich hab mich tatsächlich einmal in den Wald gesetzt und gewartet, bis Hase, Biber, Eichhörnchen und Reh zu mir kamen, um mich zu den sieben Zwergen zu bringen. Die einzigen Tiere, die zu mir kamen, waren Ameisen und Kellerasseln. Nicht so schön.

Aber wenn ich mir die Adelsfamilien angucke, so erzkonservativ, so festgefahren in ihren Sitten, bedacht keinen falschen Eindruck zu vermitteln. Was ist denn so schlimm daran, seinem frischgebackenen Ehemann um den Hals zu fallen und ihn abzuknutschen? Sie wird ja auch sicherlich bald schwanger sein. Dann wissen alle: Aha, die beiden hatten Sex - erfolgreich. Und dann die ganzen Vorschriften: du darfst dich nicht in der Öffentlichkeit betrinken, du musst immer freundlich sein, immer höflich, stets lächeln und winken. Wie anstrengend.

Ich möchte mal jemandem auf der Straße den Stinkefinger zeigen, den Autofahrer bepöbeln, der mich gerade an gehupt hat oder auch mal sagen können: Ich möchte heute nicht fotografiert werden. Tut dies ein Adeliger gibt es gleich schlechte Presse. Der nackte Prinz Harry etwa, der mir noch am sympathischsten ist. Der kann wenigstens feiern. Hab ich deswegen einmal geträumt, ich würde mit ihm Silvester betrinken, nachdem Prinz Charles ihn bei mir abgegeben hatte?

Das was ich sehe, das was ich so kenne von den Adeligen, empfinde ich als stinklangweilig und hochgradig spießig. Ich möchte nicht meinen Freund, von einer schrumpeligen Monarchin, absegnen lassen müssen. Ich möchte auch nicht auf die Welt kommen und feststellen, ich kann in meinem Leben nichts anderes sein, als Prinzessin. Was wenn ich Musiker werden möchte? In einer Punkband. Balletttänzerin, Autorin, Polizistin, Buchhändlerin, Bademeisterin, FBI-Agentin, Angestellte beim Sozialamt - alles undenkbare Berufe für eine richtige Prinzessin.

Die Vorstellung, dass ich als Prinzessin niemals frei wie ein Vogel sein könnte, nie dahin könnte wo mein Herz mich gerade führt...nein, so ein Leben möchte ich nicht führen. Ich bin verdammt froh, keine Prinzessin zu sein - und der Prinz mit seinem Gaul, scheint sich ohnehin verirrt zu haben.

Samstag, 8. Juni 2013

Sommerlied

 
 
Ein kurzes Lied zum Sonnenschein.
 
PS: Ich weiß, die Strahlen kommen von der Sonne und nicht von der Erde ;)
 
 


Mittwoch, 5. Juni 2013

Abgestürzt


Ich komme aus der Dusche, nehme mir ein kleines Handtuch und wickle es mit meinen nassen Haaren zu einem Turban. Weil ich frische Luft schnappen will, gehe ich zu meinem Balkon. Ich habe einen Balkon? Wo habe ich eigentlich gestern geparkt? Ich habe ein Auto? Als ich auf den Balkon trete fällt mir wieder ein, wo ich den Wagen abgestellt habe. Direkt hier, vor meinem Wohnzimmerfenster - im dritten Stock. Abgefahrener Traum, denk ich noch.

Nun, weil der Balkon nicht groß genug war, hängt der Wagen vorne über der Brüstung. Kurz bin ich beeindruckt über meine Parkkünste und frage mich, wie ich dieses Auto hier hoch bekommen habe. Dann setze ich mich hinter's Steuer und schließe die Tür. Es wackelt. Unter mir ist direkt die Straße, es herrscht reger Verkehr. Ich starte den Motor. Langsam kippt der Wagen nach vorne. Oh nein, ich werde fallen. Dann wäre das Auto kaputt und ich müsste aussteigen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich ja vollkommen nackt bin. Lediglich mein Haar steckt in einem zu winzigen Handtuch für meinen Körper. Egal! Ich gebe leicht Gas und beginne zu fallen. 

Langsam, langsamer als ich es erwartet habe, geht es abwärts. Aber ich falle nicht wirklich, ich fliege eher. Daher kann ich auch ein wenig lenken, ich drehe nach rechts und folge der Straße, immer noch im Sinkflug. Okay, denke ich, so richtig auf die Straße fallen werde ich wohl nicht. Aber verdammt nochmal...wie komm ich hier wieder runter. Ich will anhalten, doch jetzt funktioniert das Lenkrad nicht mehr richtig. Ich fahre/fliege auf eine S-Bahnbrücke zu. Wenn ich doch nur gegen den Pfosten fliegen könnte, dann könnte ich endlich aussteigen.

Mit einem Wums schaffe ich doch noch die Kollision und krache mit meinem kaputten Auto auf dem Boden. Ein älteres Pärchen will mir zur Hilfe eilen. Schnell nehme ich mein winziges Handtuch vom Kopf, steige aus und versuche zu bedecken, was zu bedecken geht. 

*Dingelingeling* *Dingeling*

Mein Wecker. Ich wache auf und bin verwirrt. Ich bin ein fliegendes Auto gefahren und habe einen Unfall verursacht, freiwillig. Und wenn das selbst verursachen symbolisch für Versagensängste steht und fliegen, bzw. abstürzen heißt, dass man mit einem Plan scheitern wird - heißt das dann, ich habe so große Angst, dass meine Pläne scheitern, dass ich schon jetzt lieber freiwillig gegen den Baum fahre, bevor ich später scheitere? Stehe ich mir selber im Weg? Oder habe ich nur Angst davor? Es ist noch zu früh am Morgen, um den Gedanken zu Ende zu denken. Ich drücke auf die Schlummertaste und drehe mich noch einmal um. Wenigstens habe ich nicht wieder geträumt, ich hätte derbe behaarte Beine und nur eine kurze Hose an. Diese Träume sind wirklich übel.