Dienstag, 13. August 2013

Meine Aufgabe

Manche Menschen sind so engagiert. Sie organisieren Demonstrationen, Petitionen, schreiben Newsletter, arbeiten ehrenamtlich im Bürgerhaus, stutzen gemeinschaftlich die Blumen im Seniorenheim, Ketten sich an Castor-Transporter, befreien Versuchstiere - find ich gut.
 
Ich selber sitze lieber mit Freunden beim Schmausen, Plaudern und Spielen, unterhalte mich mit Taxifahrern oder singe mit Fremden "Drei Chinesen mit dem Kontrabass". Manchmal wünschte ich, ich würde auch etwas haben, für das ich so brennen würde. Ich wünschte, ich würde mich vor einen Bagger schmeißen, der gerade versucht den Lebensraum der letzten Gorillas auf Erden zu zerstören, oder einen japanischen Walfangkutter an seiner Arbeit behindern, oder auch dass ich einfach mal ins Seniorenheim gehe und einer alten Frau was vorlese.
 
Tu ich aber nicht. Ist das jetzt egoistisch? Soll ich weniger an mein Vergnügen denken und lieber für eine gute Sache kämpfen, dafür, den Planeten saubere zu halten, die Tiere mehr zu schützen und alle Menschen zu missionieren, meinem Beispiel zu folgen? Hmmm...nö.
 
Ich wäre in diesem Job furchtbar schlecht. Zwar würde ich mich an einen Baum ketten, aber nach zehn Minuten würde ich mir albern vorkommen. Ich rede lieber, berichte von solchen Dinge und zeige wie etwas war. Darin bin ich gut. Im Erzählen. Das ist meine Aufgabe, dabei zu sein und mit Menschen zu reden. Ich kann ihre Stimme vielleicht noch ein bisschen lauter machen.
 
Nicht jeder Mensch kann die gleiche Aufgabe im Leben haben. So unterschiedlich wir sind, so anders unsere Fähigkeiten, so verschieden sind unsere Taten. Wir brauchen Häuser, in denen wir wohnen können, wir brauchen Getreide, um Brot zu backen, wir brauchen Menschen, die uns von A nach B bringen, wir brauchen Künstler, die uns Freude bringen, wir brauchen jemanden, der uns gesund macht,  wenn wir krank sind und wir brauchen die Kämpfer, die Aktivisten, die uns sagen, wann wir zu weit gehen.
 
Jeder hat seine Aufgabe und keine ist unbedeutend. Manchmal dauert es, bis man seine Aufgabe findet, einige brauchen ein ganzes Leben. Doch wenn wir sie gefunden haben, sollten wir versuchen, sie gut zu machen. Dann schaffen wir es, dass Leben lebenswert zu machen.

1 Kommentar:

  1. Liebe Miss Mutig,
    Die Texte sind so schön geschrieben und jedes Mal ist es genau das, was ich auch denke oder fühle. Ich muss meine Aufgabe noch finden und manchmal verzweifle ich und weiß nicht, ob ich überhaupt eine Lebensaufgabe habe... Aber jetzt,als ich diesen Text gelesen habe, weiß ich, dass ich noch Zeit habe, sie zu finden und dass ich sie auch irgendwann finden werde. :)
    Saso

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