Montag, 7. Oktober 2013

Miss Mutig aus der Mülltonne

Meine Familie ist bekloppt. Zum Glück wurde ich damals in einer Mülltonne gefunden, sagt zumindest mein Vater. So muss ich keine Angst haben, dass diese Beklopptheit an mich weiter vererbt wurde. Einzige Schäden könnte ich davon getragen haben, weil mein Vater uns früher immer gegen die Heizung gedonnert hat - sagt er zumindest. Ich habe da keine Erinnerungen dran. Hab ich wohl verdrängt.

Wenn man in meiner Familie aufwächst, dann ist man daran gewöhnt, dass Frechheiten als kleine Liebesbekundungen zu deuten sind. Jedes "Du stinkst" heißt "Ich liebe dich" und jedes "Wenn die Hölle zufriert" bedeutet "Klar, mach ich gerne für dich". Im Grunde wetteifern wir darum, wer den anderen am Besten beleidigt. "Ich hab mich vorhin zu Tode erschrocken" "Warum? Hast du in den Spiegel geguckt?" Bäm! Eigentlich fehlt da nur der Tusch zu.

Ernst genommen wird hier keiner, nein eher auf den Arm. Und wenn wir Publikum haben, dann drehen wir noch mehr auf. "Papa hat versucht uns einen Witz zu erzählen, er ist aber dreimal dabei eingeschlafen", solch kleine Anekdoten kommen dann auf den Tisch. Sie werden natürlich ausgeschmückt, mit verschiedenen Stimmen erzählt und gestenreich dargestellt - zur Erheiterung der anderen. Zu allem Überfluss haben meine Eltern jetzt auch noch Whats App. Jetzt bekomme ich täglich Frechheiten im Minutentakt aufs Handy in unserem Familienchat. Danke technischer Fortschritt.

Wir sind nicht zimperlich, auch nicht im Streit. Und dann kann es auch mal laut sein. Doch wenn es darauf ankommt, wenn man plötzlich umziehen muss, oder einem das Leben versucht zu überholen, dann halten wir zusammen. Wir sind dabei nicht immer ruhig und besonnen, aber keiner läuft weg. Wir helfen uns. Dafür sind wir eben Familie.

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