Freitag, 12. Juli 2013

Altona - darum liebe ich dich!

Ich schaue aus meinem Fenster in Hamburg Altona. Ah ja, mein Nachbar auf seinem Fahrrad. Naja...Fahrrad ist für sein Vehikel eigentlich der falsche Begriff. Eigentlich fährt er ein Chopper-Bike. Wenn man ihn so rumfahren sieht, mit seiner extrem kurzen Jeansshorts, seiner Leder-Jeans-Weste und den Biker-Boots, hat man tatsächlich das Gefühl, er düst auf seinem Motorrad durch die Gegend. Aber er fährt nur die umweltfreundlichere Variante, ohne Abgase, ohne Lärm. Ein Typ, ein Outfit, ein Bike - womöglich sieht sein Kleiderschrank aus wie der von Homer Simpson. Die gleiche Hose und die gleiche Weste für jeden Tag. Nur das Homer dieses Outfit auch im Winter tragen kann.

Aber das ist nur einer meiner Nachbarn, wobei ich das Wort Nachbar etwas ausweite. So zählt für mich der kleine Frischemarkt, gegenüber auf der anderen Straßenseite, auch zu meiner Nachbarschaft. Hier kann ich schon zum Einkaufen mein Vitamalz trinken und muss nicht warten, bis ich bezahlt habe. Ich kann meine Pakete abholen, die mir die Post nicht gebracht hat und mich beschweren, wenn keine frische Milch da ist. Was natürlich nichts ändert, aber man braucht nicht erst den Chef rufen, der ist ja schon da. Auch Benny, der um die Ecke vom Frischemarkt wohnt, mein Nachbar mit fusseligem, blondiertem Haar. Bei schönem Wetter schaut er aus seinem Küchenfenster, Ellenbogen auf sein Kissen gestützt. Dann schenkt er mir schon mal einen Fahrradschlauch, weil ich einen Platten habe. Und wenn er dann doch draußen vorm kleinen Kiosk gegenüber sitzt, wird freundlich gegrüßt.

Aber meine Nachbarschaft geht noch weiter, bis zum Bahnhof Altona, bis in die kleinen Einbahnstraßen von Ottensen, die noch jeden Autofahrer wahnsinnig gemacht haben, wenn man einmal falsch abgebogen ist. Dann heißt es, einmal durch das Labyrinth durch und dann von vorne anfangen. Hier gibt es den Alma-Wartenberg-Platz, den wir unter Freunden nur Pennerplatz nennen. Denn hier sind nicht nur mehrere Bars und Restaurants angesiedelt, auch die heimatlosen Gesellen tummeln sich auf den Steinbänken. Und dazwischen sitzen immer auch ein paar junge Leute, oder auch wir, trinken ein Bierchen und genießen das Viertel. Denn hier gibt es immer was zu gucken. Der Mix aus Migranten, Veganern, Biertrinkern, Eltern, Kindern, Spießern, Alternativen, Skurrilen, eigene Persönlichkeiten, Individualisten, Expressionisten und Exzentrikern schafft eine Atmosphäre in der man sich fühlt, als ob man hier hin gehört, denn irgendwie passt hier fast jeder hin. Du musst hier nicht reich sein, oder besonders schön, nicht besonders eloquent oder belesen. Du musst nur du selber sein. Hier ist jeder willkommen - außer Nazis, die nicht.

PS: Und wer sich entspannen will, setzt sich an unseren Elbstrand. Besser geht nicht.


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