Donnerstag, 14. März 2013

Bin ich ein Loser?

"Sind wir Loser?" frag ich meinen Kumpel. Wir sitzen in einer Bar, die wir beide irgendwie doof finden, trinken Cocktails, die wir uns eigentlich nicht leisten können, sind beide Singles Anfang dreißig und ich hab nicht mal Zigaretten. Wir krebsen statistisch gesehen am Existenzminimum. Und das, obwohl wir beide gut ausgebildet sind. Ich habe mein 1. juristisches Staatsexamen, er hat sogar beide.

"Nein, sind wir nicht", sagt er. "Es kommt darauf an, mit wem du dich vergleichst." Mit wem ich mich vergleiche? Mit den 24-jährigen, die schon ihre eigene Firma haben? Hmm...wollte ich gar nicht haben. Mit den berufstätigen Frauen, die drei Kinder haben, eine funktionierende Partnerschaft und ein Eigenheim mit Garten? Hab ich mir so mein Leben vorgestellt? Mit zwölf vielleicht, vielleicht auch noch so ähnlich mit Anfang zwanzig. Doch spätestens mit 25 bekam ich die Idee, das könnte so nicht klappen. Jetzt hab ich die Erkenntnis: Ich bin und war noch nie wirklich bereit für ein Kind - und für ein Eigenheim erst recht nicht. Die Panik ist also weg und ich entspannter.

Diesen Traum hab ich also nicht verloren, er hat sich nur verändert. Daran muss ich mich wohl auch messen, an mir und meinen Vorstellungen vom Leben, meinen Zielen die ich hatte. Ist mir da etwas abhanden gekommen? Sind die Ziele noch erreichbar? Ich blicke auf meine imaginäre Liste: ah ja, ich kann nichts von meinen früheren Zielen abhacken. Ich hab nicht den Job, den ich mir vorgestellt habe, führe nicht die Beziehung, die ich haben wollte, habe keinen Sohn, den ich Constantin Orlando nennen kann - aber dennoch, ich bin nicht unglücklich darüber. Damals wusste ich nicht was ich will. Heute ist das anders. Und ich kann immer noch alles erreichen, was mich glücklich macht. Ich bin zufrieden mit meiner Bilanz. Das mit dem Geld macht mich nicht ganz zufrieden, aber das wird sich noch ändern.

Ich nippe an meinem Flying Kangaroo, schaue meinen Kumpel an und nicke ihm zu: "Ja, du hast recht. Wir sind keine Loser."

5 Kommentare:

  1. Auch wen ich viele Texte aus Zeitgründen eher überflogen habe, so muss ich doch sagen: Sehr mutig, Miss Mutig !
    Zu so viel mehr oder weniger öffentlichem Seelen- und Gedanken-Strip' gehört wenigstens ein Blumenstrauß Mut. Bunt, in vielen verschiedenen Farben, Gewächse ganz unterschiedlicher Herkunft und Schönheit oder Größe.
    Aber insgesamt auch ein zartes Pflänzchen, deren Wachstum sich weiter zu beobachten lohnt.
    Ich hoffe, dass dein Blog weiter gedeiht, du am Ball bleibst und nie wieder so eine große Lücke wie zwischen 2011 und heute entsteht.
    Ein anonymer Bekannter

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  2. Ich hatte nie so richtig Ziele.
    Geht auch ganz gut.

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  3. Nicht mal Prinzessin oder Detektiv?

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    1. Naja, klar habe ich Wünsche. Zum Beispiel würde ich gerne (möglichst viel) Geld als Autor verdienen und nicht mehr auf anderen Kram angewiesen sein.
      Aber ich hab mir nie so richtig vorgenommen, irgendwas bis irgendwann zu erreichen. Habe auch nie verstanden, wofür das gut sein sollte.

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  4. Das habe ich auch nur mit meinen Lernplänen gemacht, also als konkrete Ziele - eingehalten habe ich sie aber dann doch nie.

    Ansonsten habe ich Ideen und Vorstellungen. Auf den Weg habe ich mich aber noch noch nicht festgelegt. Ist auch so anstrengend, alles strikt nach Plan zu machen.

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