Montag, 10. Juni 2013

Ich will keine Prinzessin sein

Prinzessin Madeleine von Schweden heiratet. Als mein Film zu Ende ist, läuft ein Promi-News Magazin und da ich zu faul bin umzuschalten, schaue ich zu. Während sich die Prinzessin und der Banker unerlaubte zehn-Sekunden-Küsschen geben, sich ungeniert an den Händen halten - schon fast ein Skandal bei einer Adelshochzeit - denke ich mir: Ich will keine Prinzessin sein.

Klar, als ich klein war, da wollte ich eine sein, so wie Schneewittchen. Obwohl ich bei ihr eher die Eigenschaft beneidete, dass die Tiere so zutraulich waren. Ich hab mich tatsächlich einmal in den Wald gesetzt und gewartet, bis Hase, Biber, Eichhörnchen und Reh zu mir kamen, um mich zu den sieben Zwergen zu bringen. Die einzigen Tiere, die zu mir kamen, waren Ameisen und Kellerasseln. Nicht so schön.

Aber wenn ich mir die Adelsfamilien angucke, so erzkonservativ, so festgefahren in ihren Sitten, bedacht keinen falschen Eindruck zu vermitteln. Was ist denn so schlimm daran, seinem frischgebackenen Ehemann um den Hals zu fallen und ihn abzuknutschen? Sie wird ja auch sicherlich bald schwanger sein. Dann wissen alle: Aha, die beiden hatten Sex - erfolgreich. Und dann die ganzen Vorschriften: du darfst dich nicht in der Öffentlichkeit betrinken, du musst immer freundlich sein, immer höflich, stets lächeln und winken. Wie anstrengend.

Ich möchte mal jemandem auf der Straße den Stinkefinger zeigen, den Autofahrer bepöbeln, der mich gerade an gehupt hat oder auch mal sagen können: Ich möchte heute nicht fotografiert werden. Tut dies ein Adeliger gibt es gleich schlechte Presse. Der nackte Prinz Harry etwa, der mir noch am sympathischsten ist. Der kann wenigstens feiern. Hab ich deswegen einmal geträumt, ich würde mit ihm Silvester betrinken, nachdem Prinz Charles ihn bei mir abgegeben hatte?

Das was ich sehe, das was ich so kenne von den Adeligen, empfinde ich als stinklangweilig und hochgradig spießig. Ich möchte nicht meinen Freund, von einer schrumpeligen Monarchin, absegnen lassen müssen. Ich möchte auch nicht auf die Welt kommen und feststellen, ich kann in meinem Leben nichts anderes sein, als Prinzessin. Was wenn ich Musiker werden möchte? In einer Punkband. Balletttänzerin, Autorin, Polizistin, Buchhändlerin, Bademeisterin, FBI-Agentin, Angestellte beim Sozialamt - alles undenkbare Berufe für eine richtige Prinzessin.

Die Vorstellung, dass ich als Prinzessin niemals frei wie ein Vogel sein könnte, nie dahin könnte wo mein Herz mich gerade führt...nein, so ein Leben möchte ich nicht führen. Ich bin verdammt froh, keine Prinzessin zu sein - und der Prinz mit seinem Gaul, scheint sich ohnehin verirrt zu haben.

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