Freitag, 5. April 2013

Nie wieder Jägermeister!

"Sag, was machen wir? Osterfeuer? Oder lieber nicht?", sagte ich. "Ne, ich bin noch bei meinen Eltern, aber lass uns nachher bei mir treffen, ein bißchen trinken und dann tanzen gehen." Hätte ich gewußt wie das endet - naja, ich wäre trotzdem gegangen. Nur so, tanzen waren wir nicht:

Ich nahm wenig später den Bus (naja, viel wenig später), erwischte den Anschlußbus, der mir den letzten Fußweg von sieben Minuten ersparte. Praktischerweise ist die Station direkt vor der Haustür meines Kumpels. "Du faule Socke!" tönte es aus der Gegensprechanlage, noch bevor ich klingeln konnte. "Ich wußte, dass du den Bus nimmst." "Stalk nicht, mach lieber die Tür auf. Die Leute gucken schon." Es summte und ich durfte eintreten, kichernd ging ich die Treppe hoch - er hatte mich erwischt. Im Wohnzimmer standen bereits zwei kurze Gläser und der gute polnische Vodka mit dem Grashalm.

Wir stießen an. "Meinen Geburtstag feiern wir in Polen, die Einladungen sind fast fertig", sagte er. "Cool, das wird großartig." Wir stießen an. "Hab ich dir die Bilder, von unserem letzten Urlaub, mit den Jungs dort gezeigt?" "Nein, nicht mal die aus Nepal." Wir stießen an und tranken einen darauf. Wir tranken, bis wir anstießen und feststellten - uupsi, nichts mehr drinn. "Ich hab noch ne halbe Flasche Jägermeister." Er stand auf und ging in die Küche. "Oh, ja...super", sagte ich und dachte: "Was ist noch mal passiert, als du das letztemal Jägermeister getrunken hast?" Ein entferntes Bild von mir, Arm in Arm mit dem Porzellangott flackerte auf. Aber das war ein Jahr her, und jetzt gerade hatte ich Schwierigkeiten, mich an die letzten zehn Minuten zu erinnern.

Wir stießen also weiter an - und irgendwo hier verlor ich den Faden. Ich wachte auf im dunkeln, auf dem Boden, halb angezogen, halb im Schlafsack vor der Couch. Schnell setzte ich mich auf, wo war der Eimer, um den ich noch gebeten hatte? Ich fand nur ein leeres Tablett, nahm es und füllte es mit meinen inneren Werten - ah ja, Brot und Wurst haben wir gegessen. Vorsichtig stellte ich es beiseite, ging ins Bad und vomierte den letzten Rest des Drecksgesöffs ins Keramik. So ging es noch dreimal, zwischendurch trug ich das Tablett langsam ins Bad und reinigte es. Danach fiel ich erschöpft auf meinen Schlafplatz.

Nur entfernt bekam ich mit, wie er am nächsten Tag die Wohnung verließ. Eine halbe Stunde später schaffte ich es, ihn anzurufen. "Wo bist du?" "Ich bin wieder bei meinen Eltern. Ist schon nach zwölf, Ostersonntag." "Ach scheiße, ich muss auch zu meinen." "Und, wie ist es, mit dem Eimer auf dem Kopf zu schlafen?" "Häh...welcher Eimer? Du hast mir gar keinen gegeben." "Doch, du Idiot. Du hast deinen Kopf reingelegt und wolltest nur schlafen." "Neeee!!" "Doch, ich hab sogar Fotos gemacht!" Scheiße, wann denn? Ich suchte die Kamera und auch meine Erinnerungen. Kann es sein? Ist das Zimmer in meiner Erinnerung deshalb ein wenig dunkler? Und warum tut mein Nasenrücken so weh? Habe ich auf etwas Hartem geschlafen? Ich fand sie und musste lachen. Da lag ich, auf dem Boden, halb angezogen, halb im Schlafsack vor der Couch - mit meinem Kopf im umgekippten Eimer! 

Nie wieder Jägermeister!



Und weil ich die Synonym für "erbrechen" so witzig finde, hier eine kleine Auswahl:

auswürgen, barfen, brechdurchfall, brechen, briggeln, bröckelhusten, bröckeln, Brocken lachen, das innere zum vorschein bringen, den mock rauslassen, den porzellangott anbeten, die inneren werte zeigen, die Speisekarte faxen, die suppe nochmal würzen, eine unbekannte masse herauspoltern, einem das Essen aus dem Gesicht fallen, engstermann, exkorporieren, flatschen, geiern


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