Sonntag, 28. April 2013

Mein erstes Mal

Es war soweit. In etwa fünfzehn Minuten würde ich endlich wissen, wie es sich anfühlt. Mit Anfang dreißig recht spät, ich weiß. Ich hatte schon oft vor es zu tun, immerhin habe ich nur Gutes gehört. Aber da war auch immer dieser eine Gedanke: "Wird es sehr weh tun?" Das bißchen Erfahrung, das ich auf diesem Gebiet sammeln konnte, war stets etwas schmerzhaft. Vielleicht aber weil es einfach keine Könner waren. Ich werde nervös. Hab ich mir die Beine richtig rasiert? Ich trete in den Fahrstuhl und drücke den Knopf zum untersten Stockwerk. Dort würde es passieren.

Ein letztes Mal schaue ich in den Spiegel der Fahrstuhltür, bevor sie langsam aufgleitet. Ich trete heraus, biege nach links ab und gehe in den Spa des Nobelhotels in Monaco, in dem ich für zwei Tage nächtigen darf. Ich trete an den Tresen heran: "Bonjour, ich habe einen Massagetermin." Die Dame hinter dem Tresen kontrolliert den Namen und meine Zimmernummer. Sie gibt mir einen Schlüssel für den Spint und begleitet mich in die Umkleidekabinen. Als ich alleine bin öffne ich das Schränkchen - darin sind ein weißer Bademantel, ein weißes Handtuch und weiße Puschen. Ich ziehe mich aus, bis auf meinen Badeanzug. Nach der Massage will ich den Pool testen. Für die Massage würde ich ihn bis zur Hüfte herunterrollen. Das müsste reichen. Ich verstaue meine Sachen im Spind. Als ich meine Schuhe in den Schrank stelle, fällt mir ein kleines Plastiktütchen mit schwarzem Stoff darin auf. Ich nehme es heraus und entfalte es langsam. Es ist ein... nun man könnte sagen String-Tanga. Ich nenne es aber: Dreieck mit ein paar Bindfäden. Dazu da, nur wirklich das Nötigste abzudecken: "Soll ich das anziehen? haha....nein, danke." Ich schmeiße das Stück Stoff wieder in den Spind, verschließe ihn und gehe links in den Spabereich.

Während ich auf einer runden Couch sitze und auf meine Masseurin warte, lausche ich der relaxenden Spa-Musik. Für mich klingt es eher nach Sekten-Musik. Irgendwie erwarte ich, dass gleich ein Typ mit einem dreieckigen Hut um die Ecke kommt und sagt: "Willkommen bei Mind-Head". Stattdessen kommt eine Frau, gekleidet in weiß - ah, mein Termin, aber sie geht vorbei. Dafür steht nun ein Typ vor mir. Oh, das ist dann wohl mein Termin, denke ich, ein männlicher Masseur. Nun gut. Ich folge ihm. Er öffnet eine Tür. Das Licht im Raum ist gedämmt. Die Sekten Musik spielt auch hier. Im Raum stehen eine Massageliege und eine freistehende Badewanne mit Wasser. Werde ich gebadet, denke ich, gehört das dazu? Ich schaue zu meinem Masseur. Er hält etwas in die Höhe: "Würden Sie das hier bitte anziehen?" Es ist das Dreieck! "Äääh, ich hab meinen Badeanzug an, den kann ich doch runterrollen", entgegne ich schnell. "Sie bekommen ein Ganzkörperpeeling, da ist es besser, wenn Sie den hier tragen." Ich wiederhole das mit meinem Badeanzug, vielleicht hat er mich ja nicht verstanden. Er zeigt mir nur wieder das Dreieck und läßt mich kurz alleine, damit ich mich umziehen kann. Scheiße, dann muss ich da wohl durch. Ich hänge meinen Bademantel und meinen Badeanzug an den Hacken an der Wand. Schnell ziehen ich das Dreieck an und versuche verzweifelt die Bindfäden so zu legen, dass sie möglichst viel verdecken - vergeblich. Ich lass es sein und steige in die Wanne. Mein Masseur kommt herein.

Ich darf mir einen Duft für das Wasser aussuchen. Er schüttet es rein. Obendrauf gibt es ein paar Rosenblätter, wovon eines auf meiner Brust kleben bleibt, die zur Hälfte über der Oberflächenspannung treibt. Zwei Berge die zwischen Blüten schwimmen. Wenn er jetzt noch einen Schwamm rausholt raste ich aus. Das ist mir zu intim! Aber er setzt sich nur mit seinem Hocker hinter mich und schiebt mir ein Handtuch als Nackenrolle unter den Kopf. Ich lehne mich zurück und versuche mich zu entspannen. Es ist sein Job, er sieht jeden Tag nackte Menschen. Auch dicke Männer, denen die Haare vom Kopf auf Schulter und Rücken gefallen sind. Seine Hände gleiten von meinem Gesicht zu meinen Schultern und wieder zurück. Er massiert mich: Gesicht, Kopf, Nacken, Schultern. Ich entspanne. Dann verlässt er mich und ich bin alleine. Kurz tauche ich unter und genieße das warme Wasser. Nach zehn Minuten kommt er wieder rein. Er stellt sich vor die Wanne, entfaltet ein großes Badetuch und hält es wie ein Torrero in die Luft. Gut, denke ich, dann ist der Zeitpunkt der Wahrheit wohl gekommen - ich muss mein Dreieck präsentieren. Ein letztesmal atme ich tief ein und aus, lege meine Hände auf den Wannenrand und erhebe mich. Nun steh ich aufrecht im Wasser, nasse Haare kleben an meinen Schultern, Wassertropfen gleiten über meinen feuchten, glänzenden Körper und mein Dreieck ist sogut wie überflüssig. Er beobachtet wie ich aus der Wanne steige, kein dezenter Blick zur Seite, kein Blick ins Gesicht, der sagt: ich weiß du bist nackt, aber das interessiert mich nicht. Er legt mir das Handtuch um, ich trockne mich ab und lege mich auf die Massageliege. Mein Gesicht passt auf das Hämoridenkissenkopfende wie Arsch auf Eimer. Das Handtuch legt er auf meinen Körper, der nun ganz bedeckt ist. Gott sei dank! Ich höre wie er einen kleinen Gong schlägt - die Massage beginnt. 

Das Handtuch wird zurückgeschlagen und mein linkes Bein liegt frei. Mit seinen Händen reibt er die Peelingcreme auf meinen Schenkel, hoch und runter. Die Körner kitzeln, als er ausgiebig meine Fußsohlen peelt und ich muss kichern. Mein rechtes Bein wird freigelegt. Es bekommt dieselbe Prozedur. Wieder kann ich mir ein Kichern nicht verkneifen, als er unter meinen Füßen werkelt. Nur da bin ich so kitzelig. "Ich tue das nicht zu meinem Vergnügen", sagt er entschuldigend. Ja, ja. Und warum grinst er dann dabei? Nun widmete er sich beiden Beinen gleichzeitig. Parallel gleitet er meine Schenkel hoch und runter, wobei er immer höher gleitet, bis er irgendwann - huch....am Arsch!! Das geht mir als erstes durch den Kopf, als auch mein Hintern ein Peeling bekommt. Warum da? Gehört das dazu? Naja, dann ist der wenigstens auch glatt geschmirgelt....aber hey, das ist mein Allerwertester! Er verdeckt meine Beine wieder mit dem Handtuch. Gut. Jetzt ist mein Rücken dran, die Arme, Hände, Schultern. Das gefällt mir - bis er mir das Handtuch wegnimmt und sagt: "Jetzt einmal umdrehen bitte." 

Umdrehen??? Kacke, meine Brüste. Zwei Sekunden liege ich in Schockstarre auf der Bahre. Es kostet mich Überwindung, aber dann dreh ich mich um. Jetzt lieg ich auf dem Rücken, mein Dreieck ist ein Witz, tja..und meine Brüste auch nicht mehr so fest, wie sie mit 18 mal waren. Er legt mir wieder das Handtuch über. Danke. Nun kommt erneut die Peelingcreme zum Einsatz. Erst die Beine, hoch und runter, doch nur bis kurz vor das Dreieck. Jetzt ist der Oberkörper dran. Mein nicht ganz schlanker Bauch und ja, auch mein Busen - keine Stelle wird ausgespart. Ich halte meine Augen geschlossen. "So, jetzt können sie duschen gehen. Danach bekommen Sie eine Ganzkörpermassage. Ich gebe Ihnen ein neues Höschen", sagt er. Ich geh duschen - gründlich, damit die Körner weg sind. Anschließend ziehe ich ein frisches Dreieck an und lege mich wieder auf den Bauch. Bin jetzt ein Alter Hase. 

Mit etwas härterer Hand beginnt er mir die Waden zu massieren. Und es tut tatsächlich gut, auch am Hintern. Unangenehm wird es mir wieder, als ich erneut auf dem Rücken liege und er sich über mich beugt. Mit sanften Bewegungen kreist er über und um meine Brust. Plötzlich wird mir bewusst, wie nah meine Hand an seinem Unterleib liegt. Sein weißes OP-Hemd kratzt über meinen Unterarm. Meine Hand ist praktisch in greifnähe zu seinem besten Stück. Ooh, kagge...ich traue nicht meinen Arm zu bewegen. Ich halte meine Augen fest verschlossen. Wenn ich sie jetzt öffne und ihn anschaue, denke ich, dann ist es eine Einladung. Er brauch sich nur wenig Zentimeter nach vorne beugen und ich habe ihn in der Hand. - Dann ist er fertig. Nur noch meine Schultern fehlen. Wieder versuche ich mich zu entspannen. Nach einer kurzen Weile lässt er auch von meinen Schultern ab, legt mir wieder das Handtuch über und lässt den Gong ertönen. Es ist vorbei. Jetzt bin ich entspannt - aber kommt es von der Massage? Ich ziehe meinen Bademantel an, nehme meinen Badeanzug vom Hacken und begebe mich in die Umkleide. 

Und nun? Wie war es, frage ich mich? Gut, aber...vielleicht wird es beim zweitenmal besser. Wie bei den meisten intimen Momenten, bei denen noch das Vertrauen fehlt. In die nächste Massagepraxis werde ich trotzdem bestimmt nicht rennen, so gut war es nun auch nicht - aber hey, wer kann schon behaupten: "Mein Arsch wurde gepeelt, in Monaco!"

3 Kommentare:

  1. Interessant zu lesen. Meine erste Massage habe ich mir übrigens nach dem ersten Marathon gegönnt. Die Masseurin kam zu uns in die Wohnung und hat es fertig gebracht, die Beine, die nach dem Rennen etwas gummiartig waren, wieder mit Konsistenz zu versehen.

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  2. Die Massage war ja auch ganz gut, an sich :) besonders direkt nach dem Sport kann sie gut tun. war auch vorher laufen. Muskelkater hatte ich danach keinen.

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  3. Schön zu lesen, ich finde das gut geschrieben. Aber schon merkwürdiges Verhalten vom Masseur. Und wieso keine Frau? Die Sau. Haha ;)

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